Frankfurter Buchmesse_Pressefreiheit, aber wie weit geht das?

Rechts-populistische Verleger, Rassismus, Ausgrenzung ANDERER Autorinnen und Autoren, und wie verhält sich die Messeverwaltung? Welche Beobachtungen und Aktionen haben stattgefunden?
Sendung vom 2021/10/27 17:00:00 GMT+2
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buch

Transkription

[0:00] Hallo und herzlich willkommen hier im Politopiamagazin auf 91,8 Megahertz in Frankfurt am Main.
Mein Name ist Thorsten Sinning und ich habe ein Thema für euch mitgebracht, nämlich das Thema Frankfurter Buchmesse. Die Frankfurter Buchmesse ist.
Branchenmesse für das Verlagswesen in der Bundesrepublik neben der Buchmesse.
Sie findet jährlich statt. Im letzten Jahr war sie allerdings online, weil wegen der Pandemie keine Ausstellung stattfinden konnte. 70.000 Besucher haben die Messe besucht. Das ist aber nur ein Viertel von der Besucheranzahl, die noch 2019 diese Messe besucht hat.

[0:45] Konkret wurde ein Mitarbeiter in Journalist der taz bedroht
mit einem Angebot Glatzen scheren, Gesichts zerstechen, keine übliche aufhärte auf der Frankfurter Buchmesse.
Verlage bemühen sich sehr bei der Präsentation ihres Programms. An den Verlagsständen liegt auch mal ein kleines Präsent. Aber der junge Europa
Verlag bietet diese Vor-Ort-Behandlung allerdings an.
Nicht für alle, nicht für jeden, die an den Stand kommen, nur für mich. Das offene Angebot eines rechtsextremen Verlags ist nichts anderes als eine eindeutige Gewaltandrohung. So schreibt der Autor Andreas,
berichtet über die Androhung von Gewalt gegenüber ihm und Andrea Röpke in einem Interview mit dem freien Radio Netzwerk wie folgt.

[1:36] Haben wir beide darüber gesprochen,
aber wir beide, das muss man leider so konsultieren, sind das seit Jahren ja gewohnt. Besondere ist in diesem Fall tatsächlich, dass es aus einem.

[1:47] Drum kommt das sicher selbst,
intellektuelle Milieu. Mhm. Und gerade auf der Buchmesse ja viel Wert drauf legt, dass sie in die Diskurs eingreifen wollen, nur den vorpolitischen Raum bewegen wollen und eine Meinung oder vielen sein. Und da ist natürlich wirklich selbst entlarvend,
wie sie sich dort in Szene werfen. Das ist so ein brachenschaftliches Bier geselliges Gerede in
Podcast, wo dann ja vermeintliche Honig mit Genießern und Lachen dann darüber spekuliert wird, A und ich komme.
Wie, ob ich an ihren Stand komme, angeblich würde ich nur heimlich arbeiten
Ja und dann überlegen sich, man könnte vielleicht einen Friseur gebrauchen, dann formulieren sie ihn, dass sie mit einer Schermaschine mehr geordnete Glatze im Stiegel der achtziger Jahre scheren könnten und dann kniggern die so weiter,
gehen dann über und meint, ja, dann könnte man auch ein Gesichtszetto machen. Sie hätten da auch einen Tätowierer und dann könnte man über die stören. Ist auch nicht zumindest verstanden. Groß Deutschland, Infraktor äh tätowieren.
Und ich glaube, die beiden merkten gar nicht bei im Spruch, wie selbst entlarvend dort ihre Gewalt und der Niederungsfantasien. Sie präsentiert haben.
Das ist auch wohl einer der Gründe, weswegen in folgenden Podcasts,
die jetzt bei der Buchmesse gelaufen sind, eben tatsächlich auch äh sie das so ein bisschen runter moderieren, sie seien ja gar nicht gewalttätig und gar nicht rassist.
Und das sei doch alles irgendwie alles nur ironisch gemeint. Mhm. Und wenn ich das sagen darf, das ist, ich nehme an David Weglich wird das auch herausgearbeitet haben. Äh das ist genau die neue Strategie. Vermeintlich sarkastisch ironisch, witzig.

[3:16] Ihre Position grade in Fragen von Gewalt und Meditanz zu vergleiten,
um eben ja lustig ironisch einerseits zu wirken und eigentlich doch hey alles nur Spaß, alles nur lustig. Und da kann man nur sagen.

[3:28] Ich habe mich sofort an Klaus erinnert. Buch äh wo er sich mit dem Lappen der Täter, der Rechtsterroristen auseinandersetzt.
Und das ist auch für mich genau das Punkt. Diese Zyklinge aus der Struktur von Götz Koriczek.
Hier so lachende Spaßmacher, aber in Wirklichkeit könnten sie auch.
Drin sind wir Killer werden. Ja, also da sollte man sich, glaube ich, nicht äh ja vormachen. Das findet seine Hörer und Worte im Lande
das haben wir in den letzten Jahren deutlich gemerkt, aber ich möchte auch noch mal dran erinnern, wir erleben statistisch gesehen in der Bundesrepublik täglich drei rechte Strafe und Gewalttaten. Mhm. Und viele, viele Menschen
die als Feinde markiert sind und sich das nicht ausgesucht haben, die nicht wie ich weiß, männlich und wie gesagt, das Thema selbst ausgesucht haben, sind per se
bedroht und das ist glaube ich auch ein Phänomen, was bei solchen Debatten nicht vergessen werden sollte. Man steht jetzt grade im Rampenlicht, das kommt durch die etwas herausgeschobene Position als Journalist, der zu dem Thema arbeitet.
Aber es sollte nicht überblenden, welche Gefahr für andere Menschen tatsächlich besteht.

[4:35] Auch es zu den Übergriffen kommt. Und darum kann ich auch nachvollziehen, dass einzelne Autorinnen beispielsweise sagen, dieser Gefahr setze ich mich,
auf der Buchmesse nicht aus und hier muss man ganz deutlich sagen, die Buchmesse hat hier eine pauschale Positionierung für Meinungsfreiheit formuliert und ich warte immer noch seit zwei Tagen auf eine.
Direkte Antwort auf meine Anfrage, ob.
Der Androhung der Gewalt ironisch vermeintlich auf der Buchmesse hier nicht am Meinungskorrektur von dir diskutieren, überschritten worden ist. Mhm.
Interessant ist. Ich habe bis jetzt keine offizielle Antwort der äh Pressestellen ähm der Buchmesse. Es hat
zwei, drei Telefonate gegeben, einfach nochmal Mail zu geben, um etwas zu konkretisieren. Aber was ist passiert? Ich habe heute eine E-Mail bekommen von der Polizei aus Frankfurt.

[5:26] Offensichtlich die Buchmessenleitung sie informiert hätte, dass ich mich bedroht fühle und fragen jetzt, ob ich Strafanzeige stellen möchte. Das heißt also, die Buchmesse lässt Betroffene, in dem Fall mich.
Alleine stehen, gibt mir nicht mal eine journalistische Antwort für einen Artikel, der heute erscheint,
beziehungsweise morgen im Prinz sein wird und verlagert die Verantwortung auf die Betroffenen selber. Hier ziehen sich der Verantwortung. Mhm. Und ich finde, das ist ehrlich gesagt auch ein zweiter Skandal dabei.
Und es ist ja eben nicht so, dass wir oh hoppla auf einmal Recht auf der Brusche äh Buchmesse haben. Es ist eine seit Jahren laufende Debatte bei jeder Buchmesse und ich bin unglaublich erfreut.
Viel Solidarität. Ich beispielsweise persönlich erfahren habe, aber auch wie vielen Medien, ähm aber auch ähm Posts und so weiter,
tatsächlich ähm tja sehr solidarisch äh sich zu mir gesellt haben und zu den anderen Betroffenen. Mhm. Und das sollte der Buchmesse wirklich zu denken geben,
Langeweile hat und war bei Twitter Buchmesse eingibt, Kolleginnen haben sich darauf hingewiesen, dann sind Fits, die man findet,
kaum noch zu der literarischen, publizistischen Auseinandersetzung der Buchmesse, sondern nur noch über rechtsextreme. Ich würde fast sagen, die Buchmesse hat ein Imageproblem.

[6:39] Und das ist auch das Novum, was immer formuliert wird, aber jetzt steht im Raume, dass auf der Buchmesse direkt Gewalt angedroht wurden. Ja.
Und das ist, glaube ich, die neue Qualität und da sollte sich schon die Buchmesse in Leitung überlegen, ob dieser Verlag jetzt gerade nicht eigentlich sein Präsenzrecht im Rahmen von der Meinungs
Diversität verloren hätte. Mhm. Das ist im Übrigen auch die Position, dass Christoph Links Verlag, der heute auch noch mal netterweise Flanke und mich äh Stellungnahme gezogen hat und auch dort von den äh Bruchmesse Konsequenzen
wo wir seit Jahren wirklich publizieren und der auch immer wieder bereit ist, die politische Auseinandersetzung mit diesem Spektrum zu führen. Was wir ja auch teilweise juristisch machen.

[7:19] Du, das ist aber leider genau das Gleiche, was eben die Autorinnen erfahren haben, die jetzt äh abgesagt haben, ja auch erleben muss. Mhm. Da stand ja die Buchmesse auch nicht solidarisch vor.
Dem Falle, sondern hier deutlich äh signalisiert, ja dann kommen sie halt nicht, aber die Diversität ist ja trotzdem gegeben äh und.
Ich muss auch sagen, ich fand es auch ein bisschen ironisch, dass ausgerechnet Frankfurt äh liegt ja tatsächlich in Hessen und sich bei mir jetzt in die hessische Polizei meldet, dass ich dort eine Anzeige erstatten sollte. Das fand ich natürlich äh im Kontext den ganzen Vorfällen äh,
Atressextremismus, weil da ist ja schon Polizei und dem Bekanntwerden von privaten Daten eigentlich auch schon irgendwie ein bisschen spezielle Empfehlung der Buchmesse.
Ja. Ja, das ist ja der übliche Weg. Also ich habe äh das dankenswerterweise uns durch den rechten Rand auch selbst erst erfahren.
Podcast ist so circa fast über 50 Minuten lang und ja, da wird unglaublich viel geredet, geredet. Man muss jetzt auch wirklich sagen, es ist eher interessant festzustellen, was für einen selbstbefälligen
äh ja Männer bündischen äh
elitären, vermeidlich gebildeten akademischen Kontext, versucht sich dort so in Szene zu setzen äh und dann kommt wesentlich später fast am Ende dann in.

[8:37] Ähm und natürlich wollte ich da in dem Zusammenhang dann auch gerne wissen, von der Buchmesse, ob jetzt eben nicht die Grenze überschritten ist. Ähm wenn gesagt wird, auf der Buchmesse machen wir das und das.
Ist es eben auch meiner Meinung nach eine Ankündigung, die man, auch wenn sie mit lustigen Tonfalls präsentiert wird, sehr ernst genommen werden müsste.
Und wie gesagt, äh da habe ich bisher noch gar keine offizielle Stellungnahme bekommen. Ähm.

[9:02] Ich äh warte ehrlich gesagt mittlerweile auch nicht mehr, dass dort eine kommt. Mhm. Äh das ist der Grund, warum ich auch für die den Text natürlich schon ähm längst fertiggestellt habe.
Äh wo ich nochmal ein bisschen auf die Phrase des Lachens äh.
Der Ironisierung eingehe, weil man muss vielleicht auch noch mal sagen, äh in diesem Video äh in diesem Podcast äh wird mein Name genannt und dann fällt Andrea Röpkes.
Im ersten Moment dachte ich, ach, jetzt passiert das, was in diesem Kreis immer wieder der Fall ist. Jetzt fallen sie wieder verbal über die Frauen her, die sich politisch engagieren, die journalistisch wichtige Arbeit machen, weil gerade Frauen in den letzten.

[9:38] Enorm angefreundet wird aus dem recht intellektuellen Milieu, aber dieses Mal geht es dann auf einmal prompt nur gegen mich äh in einer bestimmten Rhetorik, dann eben auch, die ich ja schon beschrieben habe. Ähm.
Aber das ist tatsächlich ja, wo ich wirklich nur sagen kann, passt. Wir sollten vielleicht eben nicht.
Er macht es andersrum, aber ich äh deute erst mal gleich so, wir sollten ihn eben keine Rosen aufm Weg
äh werfen und wir sollten ihn nicht umarmen, wir sollten ihn nicht küssen, sondern wir sollten die Kontraktion suchen, Grenzen aufzeigen und in dem Fall sagen, nicht diejenigen, die sie kritisieren, müssen fürchten und Ängste haben, sondern
die sie kritisieren müssten mehr Platz auf der Buchmesse bekommen und da müsste die Buchmesse glaube ich langsam auch wirklich aufführen ähm ja mit einer Umarmungsstrategi
zu glauben, da etwas bewegen zu können. Ja, ja. Ja, ganz kurz, wird es da nochmal zusammengefasst. Man sieht ja auch in der TAZ gibt es ja auch äh unterschiedliche Meinungen, äh tatsächlich, wie man mit dieser Situation auf der Buchmesse umgehen soll. Mhm. Ähm aber das finde ich auch völlig,
legitimen Prozess, dass verschiedene Ideen.

[10:43] Verhandelt werden. Ja. Äh das glaube ich ist auch für mich beispielsweise dann auch der Fall, wo ich denke, ja, das ist dann eben Meinungsvielfalt.
Kann man sich auch vielleicht ärgern und hier sind jeden Kommentar nicht wichtig finden, ähm aber da wird keinem Gewalt angedroht, da wird keinem angedroht mit und man tätowiert ihn, weil man muss das doch deutlich sagen, das hat doch gerade in.
Kontext des Rechtsextremismus eine große historische Tradition. Das ist die Form der Entwürdigungen, so wie man seine Menschen mit einer Opfer degradieren und dann merkt man eben diese neuen.

[11:14] Richten, ja? Sind eigentlich genau wie die alten Rechten.
Tiefst im inneren Wesen völkische Nationalisten und im Stil sind sie dem Faschismus sehr narrer. Na ja.

[11:26] Aber ich betone jetzt auch noch mal, äh wirklich und es ist auch ernst gemeint. Also ich empfinde das natürlich als eine Bedrohungs.
Ich weiß, dass sie Angst und Panik schüren wollen. Sie wollen uns mundtot wir wollen, dass wir nicht berichten, aber das ist wirklich ernst.

[11:42] Lebe wirklich in einem Kontext, wo ich das als eine privilegierte Bedrohungssituation sehe. Das möchte ich wirklich nochmal betonen.
Weil wir eben sehen, genauso das bei Schloss jetzt gesagt hat, das offenbart das dann nochmal. Ja, dann machen Menschen nichts anderes als zu sagen, Moment mal, das sind grade hier diese staatlichen Maßnahmen. Das sind die Pandemie irgendwie in den Griff bekommen wird und sie werden bedroht,
Und da sieht man eben auch wirklich, dass ich in einem anderen Buch schon mal umschrieben habe. Das ist für mich diese Entkultivierung des Bürgerlichen, des Bürgertums. Ja, das so unglaublich schnell auf einmal,
Menschen aus einer aufgehetzten Stimmung heraus,
auch wirklich dann eben körperlich tätig werden und schon im schlimmsten Fall ja auch schon geschossen hat, werden wir das jetzt nur auf das Querdenken überziehen.

[12:25] Also das kann ich vielleicht ganz kurz äh wirklich auch nur betonen. Äh das ist da eigentlich immer wieder diese Versuche der Einschüchterung gibt, die du geschrieben hast auf meine Person oder von 300 Personen oder viele Kolleginnen auch, aber,
um es ganz deutlich zu sagen, das ist doch auch ein Indiz dafür, dass wir offensichtlich einiges gut gemacht haben. Wenn Sie uns so hassen.
Müssen und so sollte man das auch sehen und ich begründe nochmal anderem alltäglich viel schlimmere Situationen auszählen zu müssen. Ähm da,
würde ich mir wünschen, dass die genauso viel Aufmerksamkeit und genauso viel Solidarität erfahren. Mhm,
Vielen Dank Andreas. Ja, ich danke euch. Und einen schönen Tag. Das wünsche ich dir auch. Vielen Dank und alles Gute, ne? Ja, danke. Bis dann, tschüss.
Ich sprach mit Andrea Speit zu den
Drohungen, die man kann schon fast sagen, auf der Frankfurter Buchmesse gegen Andrea Röpke und gegen ihn aus dem faschistischen Milieu erhoben worden sind.

[13:31] Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit und Pressefreiheit, Freiheit der Person, das ist natürlich eine große Diskussion, aber hier kam noch ein weiterer Erzählstrang, den Miriana
Mahn eingeführt hat, nämlich den Kampf gegen den Alltagsrassismus. Ist Stadtverordneter, sie ist.
Gewählt worden für die Grünen und sie ist Vorsitzende des Integrationsausschusses in Römer.
Schon im Vorfeld der Buchmesse hatte sich die Forderungen aufgestellt, an die Gesellschaft und das klingt dann wie folgt.

[14:07] Frankfurt ist die diverseste Stadt Deutschlands, Frankfurt ist meine Heimat.

[14:14] Frankfurt ist die Stadt, die eine schwarze Frau nicht nur ins Stadtparlament, sondern zur Ausschussvorsitzenden gewählt hat.
Frankfurt ist die Stadt der Frankfurter Buchmesse.

[14:28] Nachmittag oder wahrscheinlich wenn ich dieses Video gepostet hab gestern Nachmittag war ich bei der Eröffnung genau dieser Buchmesse.

[14:37] Buchmesse wo Philipp Stein ein Rechtsradikaler Verleger ausstellen darf. Soweit so kacke.

[14:48] Jasmina Kunke.

[14:50] Ebenfalls Gast bei der Frankfurter Buchmesse, eine schwarze Autorin, hat ihre Teilnahme aus Sicherheitsgründen abgesagt.
Hat ja Steins Verein öffentlich zu ihrem Mord aufgerufen. Buchmessedirektor Jürgen Groß sagt als Reaktion darauf.
Wir nun mal Meinungen, die anders sind als unsere aushalten müssen. Karin Schmidt,
Vorsteherin des Börsenvereins sagt.

[15:20] Das ist nunmal ein Konflikt, mit dem wir leben müssen. Das bildet unsere Gesellschaft ab.

[15:27] Meinungsfreiheit und so. Nein, das müssen wir nicht. Auch für mich ist Meinungsfreiheit das höchste Gut.
Es ist aber so, dass Rassismus, Antisemitismus und andere menschenverachtende Ideologien für mich nicht dazugehören.

[15:46] Die fallen für mich nicht unter Meinungsfreiheit. Genug ist genug.
Bitte können wir damit aufhören so zu tun als wäre das jetzt ein neues Phänomen, eine neue Debatte.
Seit Jahren kritisiert an der Buchmesse. Neu ist es nicht.
Was neu ist, ist dass die Stimmen lauter werden. Was neu ist, ist dass die Personen, denen diese Stimmen gehören, eine Plattform haben.
Was neu ist, ist, dass Menschen sagen, bis hier in und ich weiter. Was neu ist, ist, dass es unglaublich unangenehm wird.

[16:23] Ich gehöre dazu. Ich bin eine der Menschen, die sagen, bis hierhin und nicht weiter.
Wir über Meinungsfreiheit sprechen, dann müssen wir darüber sprechen, warum die Meinungsfreiheit von einigen,
mehr Gewicht hat als die Meinungsfreiheit von anderen. Dann müssen wir darüber sprechen, warum Philipp,
Ich werde vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall geführt Stein eine Meinungsfreiheit hat, die wichtiger ist als die Sicherheit von Jasmina.

[16:51] Ich bin hingegangen, ich habe mich hingesetzt bei der Eröffnung und habe zugehört, habe zugehört, habe gewartet,
geduldig. Gewartet darauf, dass irgendjemand diesen Elefanten im Raum einspricht, anspricht
nichts. Es ist einfach nichts passiert. Niemand hat darüber gesprochen, dass es vielleicht schade ist, dass eine talentierte, junge, kluge, schwarze Autorin nicht an diesem Event teilnehmen kann.
Es wurde von Meinungsfreiheit gesprochen.
2017 hatte die Buchmesse schon uns alle aufgefordert uns mit den rechten Verlegern und Verlegerinnen auseinanderzusetzen.
Das ist in Verletzung bei den einen und Angriffe von anderem geendet.

[17:38] Ich bin wütend. Ich bin scheißwütend. Und ich bin traurig und vor allem bin ich müde.
Ich bin müde, diese Diskussion zu führen. Ich bin müde darüber zu sprechen, dass es hier nicht um einen Konflikt geht, mit dem wir leben müssen.
Es geht hier um Rassismus. Rassismus ist kein Konflikt, mit dem wir leben müssen. Rassismus lähmt, Rassismus macht Angst. Rassismus macht krank. Rassismus zerstört,
Rassismus tötet.

[18:10] Rassismus ist etwas, was mit allem, allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, zu bekämpfen gehört.

[18:19] Rassismus ist in uns allen drin.
Und Rassismus dominiert momentan die Buchmesse, auch wenn die einen sagen, hey es geht hier um einen kleinen Verleger. Meine Frage ist.
Würde die Buchmesse genauso reagieren, wenn es sich um ein, sagen wir mal, muslimischen Autoren handeln würde, der sich,
Radikalisiert hat, würde die Buchmesse auch die Meinungsfreiheit hochpreisen, wenn es um einen Verlag gebe, der den Tod aller weißen Menschen fordern würde?

[18:49] Es wird immer dann von Toleranz und Brücken bauen gesprochen. Wenn Menschen, die so aussehen wie ich Scheiße fressen müssen.

[18:57] Aber nein, die Zeiten haben sich geändert, das machen wir nicht mehr mit. Das mache ich nicht mehr mit. Keine Toleranz den Intoleranten.

[19:06] Kein Dialog mit menschenverachtenden Ideologien. Schäm dich Jürgen Groß. Schäm dich Karin Schmidt.

[19:15] Schämt euch Buchmesse Frankfurt und schämt euch alle, die ohne etwas zu sagen und ohne Widerstand diese Scheiße hier mitmachen.
Packt eurem Koffer, euren scheiß Rucksack voller Privilegien und verpisst euch einfach.

[19:30] Kein Einzelfall. Hanau war kein Einzelfall. Black Lives Matter.

[19:38] Rechte Verlage auf der Buchmesse ausstellen ist nicht neu und dass sie auch versuchen ihre menschenverachtende Ideologie
getarnt unter das Publikum zu bringen, ist auch nicht neu. Man hat darauf reagieren können, man hat es aber nicht getan und es gibt hier auch eine ganz klare Gegenbewegung
hören wir mal rein
Es ist nicht das erste Mal, dass diese Debatte geführt wird 2018 gab es auf der Messe auch schon großen Protest gegen rechte Verlage. Da bildete sich beispielsweise die Gruppe Verlage gegen Rechts
jetzt im Jahr 2021 könnte man meinen, die Verantwortlichen bei der Messe hätten nicht wirklich was aus der damaligen Debatte gelernt. Wieso wird den Rechten dieses Jahr wieder so viel Platz auf der Messe eingeräumt?
Ja, wir haben auch leider den Eindruck, dass die ähm Buchmesse eigentlich gar nichts aus,
Debakel. Ich glaube, das war 217 gelernt hat. Also damals kam es ja rund um den Anteilsverlag von Bots Kubiczek und Ellen Kovica, der inzwischen als.

[20:36] Eingestuft ist, zu einem wahnsinnigen Schaulaufen der neurechten, des Extremrechten Szene. Also da waren sozusagen Nazis,
Titel lieferten sich ein Stelldichein mit Neonazis bis hin aus dem NS
U-Umfeld. Also die feierten dort eine große Party und da haben wir auch schon ähm also wir und ganz viele andere Linke und zivilgesellschaftliche Akteure wurden massiv bedrängt und bedroht. Also
alle
nicht weißen Person, für schwarze und people of color und Marlenalisierte und halt Leute, die sich gegen Recht positionieren, weil das eine richtig, richtig schwierige Messe. Und äh alle anderen konnten damals fordern, man müsse mit Rechten reden und unter diesem Wiktum hat man ja im Prinzip Neurechte
Gedankengut denn rund um diese Buchmesse 216 17 auch äh salonfähig gemacht, während sich dann die Rechten ins Häuschen lachen.

[21:28] Seit 2017 ist ja wahnsinnig viel passiert. Die AfD ist zum zweiten Mal in den Bundestag eingezogen. Wir hatten drei rechte Terrorakt,
mehreren Toten. Also wir hatten den noch an Walter Lübke, wir hatten Halle, wir hatten Hanau,
hatten die Black Lives Matter Proteste und die Buchmesse hat tatsächlich dieselben Antworten wie vor vier Jahren. Das ist völlig absurd. Sie verschanzt sich hinterher der Meinungsfreiheit und äh gibt jetzt so einen rechten Kleinstverlag, ein
ziemlich guten Platz in einer Ecke in Halle drei eins.
Direkt gegenüber des Blauen Sofas, wo auch wahnsinnig viel Publikum vorbeikommt und das verteilen sie ihre Hefte, die ich bin jetzt ein paar Mal auch schon da gewesen, habe mir auch Material mitgenommen. Sie sehen dann auch den ersten Blick auch noch ziemlich harmlos aus.
Und damit bringen sie natürlich ihre Ideologien unters Volk. Auch dieses Jahr können sich die Rechten mal wieder nur ins Häuschen lassen und das ist überhaupt nicht hinnehmbar.

[22:22] Sie waren ja jetzt schon vor Ort bei der Messe. Wie nehmen Sie denn die Stimmung bezüglich der Debatte und der Präsenz der rechten Verlage war?
Reden wahnsinnig viel mit anderen Ausstellern natürlich, mit vielen äh der kleinen und äh Linken und Independen-Verlage, die sind alle nicht einverstanden mit der Haltung
der Messeleitung. Wir haben selbst bei uns am Stand der Bildungsstätte Anne Frank äh Talks organisiert, wo wir uns,
äh beschäftigen mit rechten mit rechten Netzwerken mit rechten Scheinintellektuellen. Da haben wir Autorinnen eingeladen, mit uns zu sprechen. Wir hatten
Beispiel, vorgestern ein Tor mit der Schriftstellerin Sascha Mariana Salzmann, die sorgte auch, ihr seid völlig fassungslos.

[23:03] Dafür keine Haltung und keine Ideen hat mit dem Problem ordentlich umzugehen. Die meisten sind völlig fassungslos, dass die Rechten so einen Wärmeplatz ergattern konnten,
viele fragen sich, warum stellt man sie nicht in eine wirklich in eine Schmuddelecke ab? Warum warnt man nicht ordentlich vor ihm? Warum
stellen die Veranstalter nicht irgendwas auf die Beine, irgendeine Aktion, warum jetzt wo die Rechten niemals schon mal da sind, das Kind ist in den Brunnen gefallen. Warum laden sie sich nicht gezielt schwarze Menschen, schwarze äh Autorinnen, POC-Jüdische, muslimische, queere Autorinnen ein und alle, die von Rechten bedroht
um ihnen eine Bühne zu geben. Aber bislang kam nichts.
Aber wer weiß, da kann ja natürlich auch noch was kommen. Aber natürlich wird auch was für und wieder der Boykott äh Aktion äh diskutiert und ob das der richtige Weg ist.
Jasmina Kunke hat in ihrem Statement sehr ausführlich erklärt, warum sie der Messe Fernbleiben möchte. Sie hat auch ihr Unverständnis darüber ausgedrückt, dass die Messe die Folgen für Betroffene scheinbar ignoriert und sich eher schützend vor die Rechten stellt. Wie sehen Sie das?
Wird vom Rechten gedroht. Sie behält Morddrohungen. Sie ist schon mehrfach gedoxt worden, also ihre Privatadresse wurde veröffentlicht.

[24:16] Familie schon mehrfach umziehen. Sie ist in einer unerträglichen Lage
lieb und so kommt dann auch noch eine nette Leitung für ein mangelhaftes Sicherheitsgefühl vermittelt. Also da gehört schon eine Riesenportion Ignoranz von, ich sage jetzt mal so, plattigen Menschen dazu, wenn man sich jetzt hier einfach hinter der Meinungsfreiheit verschreiben,
Im genauso gewohnten Gut könnte ja sein zu sagen, der freie Zugang von allen Autoren zum größten Lese- und Debattenfest, was die Buchmesse ja nun mal ist
Das ist äh für uns natürlich so gut, das wollen wir absichern, ja. Aber für Betroffene von rechter Gewalt, die ja ohnehin unterrepräsentiert sind in der mehrheitlich weißen Kulturpläne, ist dieser Umgang ein Schlag ins Gesicht. Also ich verstehe die Ompörung völlig.
Jasmina Kunkes Boykott wird in den Medien auch teilweise kritisiert. In einen Artikel der TAZ heißt es beispielsweise, sie wurde die dort gelebte Diversität verkleinern und einem Boykott sei damit der falsche Weg. Im Statement der Buchmesse heißt es auch, dass ihre Stimmen gegen Rassismus und ihr Eintreten für
Diversität fehlen werden. Wie bewerten sie das Mittel des Boykotts in so einer Situation? Ja, das ist gar nicht so unkompliziert für mich auch. Also ich verstehe total den,
aufzurufen. Es gibt ja auch schon einige prominente Autorin, die schon ihre Teilnahme abgesagt haben an der Messe. Aber es heißt natürlich auch, dass ihre Stimmen fehlen.

[25:35] Und äh die Messe, wie gesagt, Mehrheitsdeutsche Veranstaltung läuft einfach ungestört weiter. Und das ist ein Riesendilemma.
Was ich aber total unproduktiv finde, ist jetzt diese Absolutheit, in die wir uns jetzt innerhalb der nächsten Bubble bei Twitter
leisten. Also wer nicht boykottiert, ist gleich Nazis oder hm wer boykottiert, ist Schuld daran, dass ich die Diversität verkleinert. Also ich finde, das verschiebt jetzt ja nun mal wirklich die Verhältnisse. Wir sind jetzt,
Schuld daran, das Rechte auf der Messe sind. Ich würde sagen, lass uns doch irgendwie ein bisschen produktiver darüber sprechen. Also es gibt unterschiedliche Strategien, seinen Protest,
auf der Messe oder Fern der Messe zum Ausdruck zu bringen und es gibt auch ein paar wunderbare Beispiele, was da auf der Messe.
Passieren kann, ne? Also Caroline hat gestern zum Beispiel auf dem blauen Sofa, also schräg der Nazis aus Kuthilferoman äh schwarzes Herz vorgelesen
Wir machen am Stand der Bildungsstätte äh Anne Fragen, die ganze Zeit auch das Problem mit rechten Scheinintellektuellen aufmerksam. Und zahlreiche Autorinnen, die in ihren Lesungen auch drauf hinweisen.
Wenn diese Stimmen nicht aus der Messe sind, dann geht dieses Heft einfach ungestört weiter, also,
Wie gesagt, man muss sich nichts vormachen, die Branche ist weiß und das Publikum trägt die Broschüren des jungen Europa Verlags mit nach Hause. Es gibt keine Störung, keine Irritation, wenn diese Position fehlen und das kann nun keiner wollen.

[26:59] Die Messe beruft sich auf die Publikations- und Meinungsfreiheit.
Statement dazu heißt es, alle Verlage, die sich im Rahmen der Rechtsordnung bewegten, dürften in Frankfurt ausstellen.
Auch wenn wir Ihre Ansichten nicht teilen und weiter das Verlage oder Produkte zu verbieten in einem Rechtsstaat der Auftrag von Gerichten sei.

[27:20] Diese Aussagen werden vielfach kritisiert. Wie schätzen Sie denn das ein? Also zieht sich die Messe damit vielleicht aus der Verantwortung?
Also ich bin hier, weil ich keine Expertin, aber ich glaube schon, dass die Messe wesentlich mehr Handhabe hätte als ne, sich einfach jetzt äh sozusagen dahinter zurückzuziehen. Sie könnten als Veranstalter schon sagen, wir schließen euch aus.
Das ist unser Hausrecht. Was Sie aber dann in Kauf nehmen müssten, sobald ich das verstanden habe, ist, dass der Verlag
sofort dagegen klagen würde, das wird eine ziemlich teure Angelegenheit und er wird sich vielleicht auch erfolgreich reinklagen. Das Ganze ist ja eine Branchenmesse, also
überstanden habe. Wir müssen im Prinzip alle Verlage im Börsenverein des Deutschen Buchhandels,
sein, weil dann im Monopolstellung auf dem Markt hat. Und damit haben sie auch Messezugang.
Und das ihnen sozusagen streitig zu machen, das ist halt schon für mich der Eingriff sozusagen in die Branchenverordnung. Aber wie gesagt, ich bin da überhaupt ja kein Expertin. Aber man könnte ja schon diskutieren oder sagen,
müsste es ihnen Wert sein, also auch den Streit in Kauf zu nehmen. Also es müsste ihnen Wert sein, dass alle Autorinnen ungehindert Zugang zur Messe haben und sich dort sicher und willkommen fühlen und da muss man im Zweifel vielleicht auch einen teuren Rechtsstreit in Kauf nehmen.
Genau, das wäre jetzt so meine Position dazu.

[28:35] Was müsste sich bei der Buchmesse oder auch an anderen Stellen ändern, damit diese Problematik in den nächsten Jahren aufgelöst werden könnte?

[28:43] Absolut ein Umdenken bei unseren Strategien. Also die Messeleitung ist aufgefordert zu prüfen
ob man sie nicht ausschließen kann. Wenn man feststellt, nein, man kann es nicht, dann muss klar sein, wir reden nicht mit Rechten, wir müssen uns irgendwas ausdenken, wir müssen sie in eine Schmuddelecke stellen, wir müssen Aktionen machen, wir müssen,
hörbar machen, dass sie in der Minderheit
sind ähm und da sind auch nicht nur kleine Aussteller wie die Bildungsstätte Anne Frank und irgendwelche Indie-Verlade aufgefordert, da ist die gesamte Branche
fordert klare Kante
zeigen. Das vermisse ich auf dieser Messe mal wieder total. Ja, es gibt auch tausend Ideen. Man könnte doch einfach da was initiieren und das würde ich mir von den Veranstaltern definitiv,
fürs nächste Jahr, weil auf unterschiedliche Weise, das wird dann nächstes Jahr in anderer Akteur sein, aber das Problem geht ja nicht weg. Und ähm der erste Schritt ist sicherlich erstmal betroffen, um zuzuhören und nicht immer wieder die
alte Leier von vorgestern anzustimmen, die auch damals schon nicht gepasst hat. Klar sein sollte, dass sich niemand mehr wegducken kann. Er sprecht nicht nach.
Nach Halle und Hanau. Wie geht eine offene Gesellschaft mit Menschen um, die die offene Gesellschaft offensichtlich ablehnen?

[30:00] Der Philosoph hatte dieses Paradoxon bereits 1945 in seinem Buch die offene Gesellschaft und ihre Feinde formuliert und er kommt zu dem Schluss, dass,
Leute, die den rationalen Diskurs verweigern oder intolerant sind gegenüber allem, was ihnen fremd erscheint.

[30:20] Und was hier als äh Fremdamplänen dass man diesen begegnen kann,
mit folgendem, wir sollten daher im Namen der Toleranz das Recht für uns in Anspruch nehmen, die Undultsamkeit nicht zu dulden. Wir sollten geltend machen, dass sich jede Bewegung
Intoleranz predigt außerhalb des Gesetzes stellt und wir sollten eine Aufforderung zu Intoleranz und Verfolgung als
ebenso verbrecherisch behandeln, wer eine Aufforderung zum Raub zum Mord oder zur Wiedereinführung des Sklavenhandels.

[30:54] Denke, dass wir am Anfang einer Diskussion sind, die uns noch weit begleiten wird und die es wert ist, geführt zu werden.
Frankfurter Buchmesse in aller Munde äh und nicht zuletzt
nicht weil sie da ist, sondern vor allen Dingen in den äh spätestens seit heute unter einem ganz wesentlichen Aspekt rechter Verlag auf der Frankfurter Buchmesse und Proteste dagegen. Was mir durch den Kopfschuss als allererstes war eigentlich
vor allem,
ist das nicht vielleicht einfach ähm der dritte Teil einer Geschichte, die man nennen könnte, die Frankfurter Buchmesse als PR-Plattform für die neue Rechte?
Ja, das ist es in gewisser Weise. Wobei man natürlich mal ehrlicherweise dazu sagen muss, auf der Frankfurter, auch auf der Leipziger Buchmesse gibt es seit vielen Jahrzehnten Rechte und Rechtsextreme Verlage.
Ähm die sind dort präsent, bieten ihre Bücher an. Die entscheidende Frage ist also nicht,
oder nicht nur gibt es dort rechtsextreme Verlage, sondern ähm wie wird von diesen Verlagen oder von einigen dieser Verlage in den letzten Jahren die Ökonomie der Aufmerksamkeit,
in sozialen Netzwerken und dann da drüber hinaus natürlich auch in der großen Öffentlichkeit bespielt und erfolgreich auf die eigenen Mühen gelenkt. Und das ist, glaube ich, das Phänomen.

[32:08] Das wird zum Beobachten haben, nicht dass es äh rechte Verlage gibt, ist das neue, sondern dass die Reichweite von ähm Deutungsangeboten und Kommunikationsangeboten aus diesem Milieu sich,
um ein Vielfaches professionalisiert und verändert hat, auch durch soziale Medien, aber vor allem auch dadurch, dass die eine neue Kommunikationsstrategie anwenden.
Wahrscheinlich haben nicht viele aufm Schirm gehabt, wer tatsächlich sich hinter dem jungen Europa Verlag, denn das ist der Verlag, über den wir reden.
Steckt, vielleicht machen wir es hier an dieser Stelle dann eben auch nochmal klar, weil vielleicht nicht alle Hörerinnen und Hörer.
Jetzt Bescheid wissen. Jung Europa Verlag, was verbirgt sich hinter diesem Titel?
Jungen Europa ist ein Verlag, der sozusagen aus dem Universum,
der sogenannten neuen Rechten oder des Rechtsintellektuellen Spektrums entstanden ist. Er wird geleitet von Philipp Stein, der.

[32:59] An so einer Art ähm informeller Multifunktionär in diesem äh rechten Milieu ist seit vielen, vielen Jahren. Ähm und jetzt kann man sich diesen Verlag nochmal ansehen.

[33:11] Und die haben sich eben auf die Fahnen geschrieben, zumindestens war das in der Anfangszeit so, dass sie bestimmte Werke, die in der.
Ideengeschichte der europäischen Faschismen eine wichtige Deck zwischen Kriegszeit eine wichtige Rolle gespielt haben, dass sie die wieder zugänglich machen.

[33:31] Ähm dass sie die neu auflegen das ist der eine Punkt und der andere Punkt ist, dass sie.
Ähm offenkundig die Rechte an den Werken oder einigen Werken von erworben haben und.
Ähm also zum Beispiel Kulturrevolution von rechts, was wirklich ein äh Klassiker, Neurechter-Theorie ist. Ähm das haben sie
das ist in den 70er Jahren in der alten Bundesrepublik schon mal erschienen, dafür haben sie offenkundig die Rechte erworben, haben jetzt nochmal andere Rechte erworben, bringen das neue raus.

[34:06] Also es ist völlig klar, wenn man sich mit dem Programm und dem politischen dieses Verlages beschäftigt, dass es sich.
Dabei um einen rechtsextremen Theorieverlag.
Handelt der auch äh dann noch den einen oder anderen Roman rausbringt, aber ich glaube, im Zentrum steht äh die Zugänglichmachung von theoretischen Werken der europäischen Faschismen.

[34:30] Das ist nicht das erste Mal. Wir hatten's eingangs, äh dass auf den Buchmessen Rechte auftauchen, im Vorgespräch hattest du gesagt, du bist seit vielen Jahren auf den Buchmessen und hast immer auch einen Fokus darauf gelegt, was ist denn hier so an
äh rechten,
rechten Veröffentlichung da und äh bis zu ins Esoterischefeld. Ähm mit ich würde sagen vor vier Jahren gab's den großen Auftritt äh von Kobichek und den Identitären.
Was so mit Gebrüll, man erinnert sich vermutlich Gerönel, Geschubser und wirklich viel Aufmerksamkeit über die Bühne gegangen ist. Die sind schon immer da gewesen. Sie sind offenbar lauter geworden, hatten mehr Aufmerksamkeit generieren können. Trotzdem steht über allem die Frage
worum geht es denen eigentlich auf so einer Buchmesse? Der Bücherstand hinten in der Ecke ist es ja irgendwie nicht, ne?
Nee, ich glaube, dass sie sehr wohl begriffen haben, äh dass eine Buchmesse, egal ob jetzt die in Frankfurt oder die in Leipzig eine Plattform der strategischen Kommunikation in einem bestimmten gesellschaftlichen,
Raum ist, also diese Buchmesse führt ja.

[35:36] Autorinnen und Autoren ähm äh Zeitungen, Fernsehen, Radio, äh Verlage sozusagen exemplarisch an einem Ort zusammen.
Und es geht ja eben nicht nur um Bücher, sondern es geht immer ja auch um Lesungen, es geht um Autoren, das ist ja Teil eines
ja, der Teil des Literaturbetriebes dieses Landes und natürlich bildet das auch immer den Stand des öffentlichen Diskurses ab.

[36:03] Könnte er ja auch sagen, ähm das was wir auf der einen Seite auf der Straße bei Pegida gesehen haben, bei der ja auch einige der Protagonisten, über die wir grade sprechen, den ein oder anderen Auftritt hatten. Ähm.
Spiegelt sich dann eben auch in so was wieder Buchmesse wieder. Also es gibt unterschiedliche gesellschaftliche Sprechräume.
Von denen äh dieses Neurechtemilieu sagt, ähm sie wollen dort vorkommen, sie wollen dort sich Gehör verschaffen und Gehör verschafft man sich natürlich nicht, indem man sozusagen in der hinterletzten Ecke ähm seine Bücher an die
eingeweihten und die treuen Leser vergibt oder dafür Werbung macht, sondern indem man in irgendeiner Art und Weise dafür Sorge trägt, dass man einen maximal mögliche Öffentlichkeit erreicht.
Ähm und dazu greift man zum Mittel der Provokation. Dazu greift man zum Mittel der Selbstinszenierung, dafür greift man zum Mittel der
ästhetisierung der Selbsthetisierung, also alles was drum herum, um diese Buchmesse passiert, dient sozusagen
der Schaffung von Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit ist ein
immer knapper werdendes Gut im Zeitalter, in der nicht nur aber eben auch.

[37:19] Einen Teil der hochkonzentrierten, politischen, strategischen Kommunikation über ein Medium stattfindet, in dem man jetzt
270 Zeichen zur Verfügung hat, also Twitter, ähm wo viel passiert, aber wo man natürlich auch um Aufmerksamkeit und um Reichweite und all das kämpft und ich glaube, bevor man sich jetzt
den Details der Frage zuwendet, was ist dort wann?
Mit wem passiert und warum kann man sich das nochmal klar machen. Das ist ein Kampf um Aufmerksamkeit ist.
Äh weil am Ende geht's natürlich um die Frage Bücher zu verkaufen oder zumindestens einen Verlag kennzumachen. Was äh schön greift in eine Aussage eines
per Leo. Der sagte im Interview was jetzt passiert ist.
Durch die Äußerungen von Schriftstellerinnen,
gesagt haben, unter diesen Umständen äh an diesem Ort Neonazis zu haben, die vor der Bühne stehen mit ihrem Stand, an dem Interviews mit ihnen geführt werden sollen. Werden sie nicht auf diese Messe gehen?
Und äh die Diskussion, die darum entstanden ist, war jetzt in der Argumentation und jetzt haben die genau geschafft, was sie wollten.

[38:31] Sind die Rechten in allen Medien und haben quasi die PR geschenkt bekommen
Ich äh ich finde das eine merkwürdige Diskussion, die so eine Art Schuldunkel an der Stelle vielleicht sogar vornimmt. Ja, das ist ja die eine Seite der Medaillen, ja. Das
Also nochmal zur Erklärung, per Leo hat vor mehreren Jahren einen sehr erfolgreiches Buch geschrieben. Das hieß mit rechten Reden.
Indem er sozusagen so eine Diskurst theoretische Untersuchung vorgelegt hat, äh die die Frage stellte, wie denn die diskursive Auseinandersetzung mit der neuen Rechten laufen könnte.
Und wenn ich mich richtig erinnere, war sein Plädoyer sozusagen eine Auseinandersetzung zu führen, die letztlich auf eine Form des Dialogs hinauslaufen würde und.
Die Gegenargumentation zu sagen, dass natürlich das zur Verfügung stellen von gesellschaftlichen und diskursiven Plattformen für die neue Rechte immer auch
ein Erfolg oder ein ein ähm so etwas wie eine eine Aufwertung ihrer ihrer Inhalte und Argumente bedeutet. Das hat er beiseite gewischt oder nicht beiseite gewischt, aber nicht gelten lassen.

[39:37] Und jetzt im Fall der Auseinandersetzung um die Buchmesse ähm hat er gestern im oder vorgestern im Deutschlandfunk sozusagen
zwei Argumente vorgebracht. Er sagt einerseits würde sich jetzt das wiederholen, was wir 2017 im Kontext der Buchmesse erlebt haben, also diesen Tum diese Tumulthafte.
Oder spektakelhaften Vorgang, äh von dem es ja auch im im Internet Bilder gibt und er macht dann eben den Vorschlag und sagt, na ja, ähm.
Wenn man sie ignoriert hätte, dann wäre es nicht dazu gekommen und es gäbe sozusagen diesen.
Aufmerksamkeitsmehrwert gäbe es dann nicht für diese Verlage. Das kann man so sehen, aber man kann es natürlich auch aus der,
Perspektive derjenigen sehen, die jetzt gesagt haben, sie treten auf einer Buchmesse nicht auf. Und da sage ich nochmal, dass in die entscheidende Frage ist ja vielleicht nicht
gibt's rechte Verlage auf der Buchmesse, ja oder nein, sondern wo befinden die sich? Und wenn das tatsächlich so ist
dass dieser Verlag eben unmittelbar neben dem großen Stand des ZDF ist, wo ja auch prominent Autorinnen und Autoren präsentiert werden. Dann gibt es da natürlich schon eine Kommunikations-und Deutungsvorlage von der.

[40:50] Zu mindestens nachvollziehen kann, dass ähm Autorinnen und Autoren sagen, also in diesem Kontext möchten sie nicht
sich wiederfinden. Ob das dann den gewünschten Effekt hat, also bei der Buchmessenleitung beispielsweise, darüber,
muss jetzt diskutiert werden. Und innerhalb dieser Diskussion gibt es eine Argumentation, die,
ganz interessant und wichtig ist zu betrachten. Die sagt nämlich, dass das Meinungsfreiheitsaspekt ist,
und zwar nach dem Motto diese dort ausgestellten Bücher.
Der Verlage oder die Produkte der Verlage, das Programm der Verlage. Ähm das ist nicht verfassungswidrig,
Gibt keinen Straftatbestand?
Und also ist es im Grunde genommen durch die Meinungsfreiheit gedeckt und muss dann dort auch seinen Platz haben können, so im Sinne des demokratischen Diskurses.
Scheint mir so eine Art Totschlagargument zu sein, aber ich
bin mir nicht ganz sicher, weil zum Teil weiß ich schon, was sie meinen. Auf der anderen Seite geht es ja um sehr viel mehr und das haben wir ja gerade im Gespräch schon gehabt, als um das Buch, was auf dem Tisch des Verlages liegt. Ja, ich glaube, es gibt dann so zwei Sachen. Das eine ist ja ähm.

[42:03] Also die Buchenmessenleitung zieht sich darauf zurück, zu sagen, ja, es gibt diesen Mechanismus ähm äh mit der strafrechtlichen Resonanz. Äh das ist natürlich Unsinn, ja, also,
natürlich kann eine Buchmesse äh unterliegt der Vertragsfreiheit,
ist durchaus in der Lage Stellung zu beziehen auch deutlicher Stellung zu beziehen als so einen lapidaren Satz sich in die Erklärung zu beschreiben, dass man eben gegen Extremismus sei oder dass man für eine offene Gesellschaft, sage ich mal, man muss
Dinge beim Namen nennen und sagen, das ist ein rechtsextremer Verlag und ähm dieser rechtsextreme Verlag, äh der hat auch einen bestimmten Kontext. Das kann man alles wissen.
Man kann sich damit befassen, es gibt auch Leute, die sich seit vielen Jahren damit befasst haben und auch immer wieder darauf hingewiesen haben, aus der Wissenschaft, aus dem journalistischen Bereich. Also es ist jetzt nicht so, dass
äh die Buchmesse, das ist ja auch kein kleiner Player, so und jetzt könnte man ja das auch umdrehen und sagen.
Warum lässt es die Buchmesse nicht darauf ankommen, zu sagen, wir akkreditieren diesen Verlag eben nicht und wenn der Verlag dann sagt, wir klagen dagegen.

[43:13] Dann muss man sehen, was das ergibt. Kann ja auch sein, man verliert ein solches Gerichtsverfahren.
Dann führt man die Auseinandersetzung auf einer anderen Ebene, nämlich auf der Ebene zu sagen, es mag ja sein, äh dass dieser Verlag Bücher rausbringt, die mit dem Strafrecht gar nichts zu tun haben. Das ist zweifelsohne so.
Aber das bedeutet doch nicht, ähm ich bin für alles offen, in Klammern nicht ganz dicht, ne,
und ähm es gibt sozusagen Meinungsfreiheit, das ist auch ein hohes Gut, aber es gibt eben auch Grenzen der Meinungsfreiheit und,
es gibt so etwas wie ein, kann man ja auch nachlesen, wozu sich die der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und äh die Messe bekennen, nämlich zu solch schönen Werten wie Weltoffenheit und ähnlichen Dingen.
Und dann muss es auch so etwas wie eine Bereitschaft zur Konfliktivität geben, also Werte, für die ich.

[44:06] Nur bereit bin einzustehen, wenn ich sie mir auf ein weißes Papier drucken kann, ist das eine. Das andere ist ähm sie tatsächlich in einer.
Konfliktiven Situationen.
Zu vertreten und zu sagen, ja, wir stehen dazu, ähm solche Verlage wollen wir auf der Buchmesse nicht haben,
So und diese Auseinandersetzung ist man offenkundig nicht bereit zu führen
und das ist umso erstaunlicher, als das Jahr 2017, bei der schon angesprochene Buchmesse in Frankfurt, der Chef der Buchmesse Boos ja live und in Farbe erleben konnte, was es bedeutet, wenn dieses neurechte Milieu sich sozusagen Mediengerecht in Szene setzt. Ich will nochmal dadran erinnern, das war ja der Tag.

[44:50] An dem Björn Höcke zu Besuch kam
und mit Björn Höcke und Götz Kubiczek dann eine Gruppe von etwa 50, vielleicht auch 80 Leuten über die Buchmesse zog, wie in so einem Triumph-Zug und in die gesamte Medienaufmerksamkeit auf sich zog und dann diese Form der Auseinandersetzung sich entspannen. Also auch daraus hätte ja die Buchmesse lernen können oder vielleicht,
überlegen können, wie wie geht man damit um, dass es ein ein Milieu gibt, dass Verlage betreibt.

[45:20] Sich nicht damit begnügen, Bücher zu drucken und auszustellen und zur Debatte zu stellen, sondern die Selbstinszenierung gezielt suchen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ja und äh im Grunde genommen das Milieu.
Befeuern oder zum Teil die Protagonisten in Personalunion stellen.
Wiederum Autoren, Autoren anderer Verlage, die auf der Messe ausstellen, im Zweifel auch bedrohen oder Verleumden oder so. Das ist ja auch ein etwas, was scheinbar gelingt zu ignorieren. Ja, heute ist ja dieser.
Ausschnitt aus dem Podcast ähm vom.
Europa Verlag öffentlich geworden, der das Fachmagazin der rechte Rand hat das ähm sozusagen ähm mundgerecht zurechtgeschnitten und auch ins Internet gestellt, wo ähm Philipp Stein und
Volker Zirke, einer der Autoren von jungen Europa darüber scherzen, was man denn mit Andreas Speit einen sehr bekannten Hamburger Journalisten, der im
Themenfeld Rechtsextremismus seit mehreren Jahrzehnten arbeitet und recherchiert, genauso wie mit Andrea Röpke gleiche Qualifikation oder gleiche Profession, Journalistin,
unter anderem für die TAZ in Hamburg, ähm was man denn mit denen mal machen könnte, haha. Ähm natürlich, das ist nicht strafrechtlich relevant, weil es in einer ironischen Tonlage vor äh getragen ist.

[46:41] Aber es ist nun mal so, dass Gewaltfantasien.
Ähm in der extremen Rechten ganz oft im Gewand der Uronie.
Des vermeintlichen Scherzes, des Spaßes, der Übertreibung und so weiter.
Daherkommen, das ändert aber nichts da dran, dass sie eine eindeutige Feindmarkierung darstellen. Ich,
kann nichts Ironisches daran erkennen, wenn sich zwei ähm Rechtsextreme Autoren dadrüber unterhalten.
Man einem anderen Autor mal die Haare schneiden sollte, um ihn dann im Anschluss ein Gesichtstattoo zu verpassen.

[47:21] Ist aber nicht die einzige Fragestellung. Es geht natürlich auch weiter, was passiert denn nicht nur mit äh Verlagen, die
Rechte Intoleranz verbreiten, sondern auch religiöse Intoleranz oder sexuelle Intoleranz oder andere Formen von Ausgrenzung praktizieren möchten.
Und tun? Wie geht man mit solchen Meinungen um? Das ist die Frage, die wir uns äh.
Stellen müssen und äh an der an dem Dixkurs muss sich die gesamte Gesellschaft glaube ich messen lassen, damit es nicht zu weiteren Gewalttaten kommt, die wir auch in der Vergangenheit schon erlebt haben und,
wir als Gesellschaft einfach nicht dulden können. Jemand, der die offene Gesellschaft ausnutzt, um sie in ihrem Kern zu zerstören, stellt sich wirklich außerhalb dieser Gesellschaft.
Es folgen weitere Fragen, wenn demokratiefeindliche oder menschenfeindliche Ideen keinen Platz auf der Buchmesse bekommen,
müssen dann nicht auch einige religiöse Publikationen unter die Lupe genommen werden, denn es gibt auch andere Ideen, die zündeln können. Die empfängliche Menschen zu Gewalttaten motivieren können.
Das ist kein Plädoyer für alles ist erlaubt. Aber Verbote und Boykotte
nützen leider häufig denen, die gemeint waren und treffen die Falschen. Und so gehen in diesen Tagen all die Klugen und auf eine gute und faire Zukunft gerichteten Ideen und Publikationen unter, die sich gerade das erste Mal seit Beginn der Pandemie ein größeres Publikum erschließen könnten.