Wohnen in Frankfurt
Kostas Mouratidis - Urban planning and quality of life: A review of pathways linking the built environment to subjective well-being researchgate.net/publication/351184658_Urban_planning_and_quality_of_life_A_review_of_pathways_linking_the_built_environment_to_subjective_well-being
Not Just Bikes - Designing Urban Places that Don't Suck (a sense of place) youtube.com/watch?v=AOc8ASeHYNw
Mietergewerkschaft Frankfurt mietergewerkschaft.de/frankfurt
"Selbst Großinvestoren, die mit knappen Gütern Geld verdienen, sind der Meinung, dass der deutsche Wohnungsmarkt unter zu wenig billigen Wohnungen leidet. Das zeigt eine Umfrage der Wirtschaftsberater EY unter 150 Fonds, Banken und Immobiliengesellschaften." [tagesschau.de]
www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/immobilienmarkt-ey-100.html
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Transkription
Hallo, hier ist das politopia-magazin, euer gesellschaftspolitisches Magazin bei Radio X, dem Frankfurter Bürgerradio. Schön, dass ihr dabei seid, schön, dass ihr zuhört. Wir werden uns heute über das Wohnen unterhalten.
Das ist ein Thema, dazu haben wir uns in den letzten Monaten oder Jahren immer mal wieder unterhalten. Das ist aber auch notwendig, weil das Wohnen hier in der Stadt, in Frankfurt, ist manchmal nicht ganz so einfach. Am Anfang steht, überhaupt eine Wohnung zu finden und dann natürlich eine zu finden, die günstig ist, das heißt, die den finanziellen Möglichkeiten entspricht.
Und dann sollte es natürlich eine Wohnung sein, in der man sich auch wohlfühlen kann. Wir haben jetzt zum Thema mehrere Beiträge, wo wir versuchen, das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln anzuschauen. Wir haben einen Beitrag zum Thema Wohnungsnot.
Das heißt, was ist da los? Gibt es eine Wohnungsnot, findet die Stadt oder bilden wir uns das nur ein? Gibt es zu wenig bezahlbaren Wohnraum? Was sind die Gründe dafür? Ist das eine demografische Entwicklung oder gibt es andere Gründe? Wie sieht es mit dem Aufbau von Wohneigentum aus? Ist das überhaupt erstrebenswert? Kann das heute noch funktionieren bei den aktuellen Mietpreisen? Wir werden uns da ein bisschen genauer umschauen. In einem weiteren Beitrag schauen wir uns das Wohnen in der Stadt an. Es geht ja nicht nur darum, dass man ein Dach über dem Kopf hat, dass es da nicht reinregnet, sondern man möchte sich ja auch wohlfühlen.
Also die Frage ist, was sind denn die Faktoren für ein subjektives Wohlbefinden? Und zwar nicht nur in seiner Wohnung, sondern auch einen Schritt weiter in der Stadt, in der Straße, in dem Stadtviertel, in dem man lebt. Wie ist die Gestaltung des Lebensraums in der Stadt durchzuführen, dass dort eine lebenswerte Umgebung entsteht? In einem weiteren Beitrag werden wir uns unterhalten über Mietergewerkschaften. Wir haben einen Studiogast, der wird uns ein bisschen erklären, wie das genau funktioniert.
Weil die Frage ist ja, was machen die überhaupt? Wie unterscheiden die sich zum Beispiel von einem Mieterverein? Also was sind die Schwerpunkte? Es geht wohl darum, eine Kontinuität in der Arbeit zu haben, aber sich auch kollektiv zu organisieren. Wir werden also ein bisschen aus erster Hand hören, wie das hier in Frankfurt funktioniert. Unser erster Beitrag mit Zahlen und Fakten.
Wohnungsnot und sozialer Wohnungsbau in Hessen. Oder gibt es eine Wohnungsnot? Ja, es gibt eine Wohnungsnot. Viele von uns sind selbst davon betroffen oder haben im Verwandten- und Freundeskreis gleich mehrere Menschen, die seit Längerem nach einer neuen Unterkunft suchen.
Außerdem zeigen auch die aktuellen Umfragen zur Bundestagswahl Februar 25, dass die große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt von der Bevölkerung als eines der dringendsten Probleme angesehen wird. Die Ampelregierung wollte jährlich 400.000 Wohnungen Neubau lassen, darunter 100.000 Sozialwohnungen. Aber das ist nach dem Sturz der Ampel Vergangenheit.
In einem Interview sagte die Geschäftsführerin des Immobilienportals Immobilienscout24 dem Handelsblatt, dass die meisten Menschen deutlich länger als ein Jahr benötigen, bis sie eine neue Wohnung bekommen. Sie rechnet auch damit, dass die Kaufpreise für Immobilien 2025 um etwa 5% steigen werden. Eine genauere Beobachtung offenbart eine erhebliche Komplexität und verschiedenste Ursachen der aktuellen Wohnungsnot.
Konkret ausgedrückt. Frauen leben häufiger allein als Männer. Ältere Menschen leben häufiger allein als Jüngere.
Eine in den vergangenen Jahren steigende Wohnflächennachfrage. Einen massiven Rückgang des sozialen Wohnungsbaus. Der Ein-Personen-Haushalt ist inzwischen in der Europäischen Union der häufigste Haushaltstyp.
In Deutschland macht er 2023 etwa 41% aller Haushalte aus. In Frankfurt liegt der Anteil bei 53,1%, in Kassel bei 52,9% und in Offenbach bei 49%. Insgesamt liegt der Anteil in Hessen bei 41% im Jahr 2023.
Einige Details zu den genannten Beobachtungen. Im Jahr 2015 hat sich der Soziologe Jan Eckert mit der Frage befasst, warum es in Deutschland immer mehr Singles gibt. Er hat folgende Faktoren als wesentlich ausgemacht.
Die demografischen Engpässe auf dem Heiratsmarkt. In den 1960ern Jahren kamen besonders viele Menschen zur Welt. Anschließend während der Wirtschaftskrise jedoch gegen die Geburtszahlen um bis zu 40% zurück.
Aus langfristigen Studien weiß man, dass Männer bei der Partnersuche sich in der Regel nach zwei bis vier Jahren jüngeren Partnerinnen umschauen. Frauen wiederum nach zwei bis vier Jahren älteren Männern. Die Männer aus den geburtsstarken Jahrgängen konkurrieren also um die Frauen aus den weniger produktiven Jahrgängen.
Die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen hatte zur Folge, dass problematische Beziehungen nicht mehr aus rein finanziellen Gründen aufrechterhalten werden. Die Frauen verfügen über eigenes Einkommen, die Versorgungsfunktion der Ehe entfällt. Zur steigenden Wohnflächenachfrage ist zu sagen, dass 1993 die durchschnittliche pro Kopf Wohnfläche bei 36 Quadratmeter lag.
Im Jahr 2014 bei 45 Quadratmeter. Wobei jedoch der Zuwachs bei Eigentümern deutlich höher ausfiel als bei Mietern. Das bedeutet, dass die Mieter durch die höhere Nachfrage selbst die Mieter in die Höhe trieben.
International ist zu beobachten, dass in Städten wie Paris, New York und Zürich die durchschnittliche pro Kopf Wohnfläche bei 15 Quadratmeter liegt. Wenn die Kosten steigen, wird die gewünschte Wohngröße reduziert. Ein besonders gravierender Vorgang ist der massive Rückgang der Sozialwohnungen.
Im Jahr 1987 gab es 3,9, im Jahr 2011 1,8 und im Jahr 2022 nur noch 1,09 Millionen Sozialwohnungen. Aus sozialpolitischer Sicht ist europaweit ein weiteres Problem zu erkennen. Die deutliche Zunahme der Einsamkeit.
In Deutschland gibt es von der Technikerkrankheit einen aktuellen Einsamkeitsreport. Seit Jahrzehnten erleben wir den schleichenden Bedeutungsverlust der Familie, der Kirchen sowie der Vereine. Das waren die wesentlichen Institutionen, die einen verbindlichen Rahmen stellten, innerhalb dessen man sich bewegen und entfalten konnte.
Eine weitere Folge der Wohnungsbaupolitik sind die Bürgergeldwohnungen. Im Jahr 2014 gab es 3,3 Millionen Bedarfsgemeinschaften. Der Staat bezahlte 3,6 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt als Zuschuss für Heizung und Unterkunft.
Im Jahr 2022 waren es nur noch 2,2 Millionen Bürgergeldempfänger. Die Kosten der Unterkunft beliefern sich aber auf 10 Milliarden. Im Jahr 2024 sind es bisher 11,1 Milliarden.
Der Staat zahlt also kräftig mit bei der Mietpreistreiberei. Angesichts des massiven Leerstands von Gewerbeimmobilien stellt sich die Frage nach einer Mischnutzung, also des Baus von Wohnungen in Gewerbegebieten. Die Ampelregierung arbeitet an einem Förderkonzept, damit leerstehende Büroimmobilien in Wohnraum umgewandelt werden können.
Es spricht nichts dagegen, in einem städtischen Gewerbegebiet Mischnutzungen zuzulassen und so für Wohnraum zu sorgen. Außerdem gibt es heute immer weniger lautes Gewerbe. Wir leben nicht mehr in den 60er und 70er Jahren.
Als Gegenargument wird erwähnt, dies würde automatisch zu Ghettos von Geringverdienern wie in Amerika und Frankreich führen. Es geht nicht darum, inmitten von Chemieunternehmen, Erdöldestillerien oder Stromentzeugungsanlagen Wohnungen zu bauen. Warum sollen Büroräume und Gewerbegebiete leer stehen? Der Industriesektor Deutschlands nimmt allmählich ab, der Dienstleistungssektor nimmt zu.
Bei der Frage, was den Bedarf an Wohnraum angeht, ist ja ein möglicher Faktor auch, wann junge Leute von zu Hause ausziehen. Wenn sie diesen Punkt nach weiter hinten verschieben, verschiebt sich ja auch das Alter, die Verdienstmöglichkeit, aber auch einfach die Menge von Leuten, von jungen Leuten, die eben ausziehen und eine neue eigene Wohnung suchen. Kann man da Veränderungen sehen? Ist das vielleicht ein Faktor, der was ausmacht? Es gibt durchaus Veränderungen.
Man merkt, dass auch in Deutschland allmählich junge Menschen etwas später aussehen, als das früher noch der Fall war. Deutschland war vergleichbar mit den skandinavischen Ländern, ganz im Gegensatz eher zu Osteuropa und Südeuropa, wo die Menschen in der Regel immer dann ausgezogen sind, wenn sie geheiratet haben. Das war in Deutschland eigentlich eher untypisch.
Man wollte die jungen Menschen also möglichst schnell in die Freiheit entlassen. Eine der Folgen ist allerdings davon, dass auch die Eignungsförderung deutlich erschwert wird. Je jünger man auszieht und sein gesamtes Kapital dann nur noch für die Miete aufbringt, kann man eben kein Kapital ersparen, um sich eine Wohnung kaufen zu können.
Macht das so viel aus? Im Vergleich zu Südeuropa und Osteuropa macht das sehr, sehr viel aus, ja. Obwohl dort ja auch in anderen Gesellschaften vielleicht auch kulturell manche Dinge anders gelöst sind und deswegen sich vielleicht so Lösungen nicht direkt übertragen lassen. Oder ist es universal zu sehen, dass das einfach vorteilhaft ist, wenn man als junger Mensch da vielleicht schon ein bisschen Anschub hat und also ein bisschen Kapital aufgebaut hat, also einfach ein bisschen gespart hat? Rein ökonomisch betrachtet, finanziell betrachtet, macht das sehr viel aus.
Denn wenn ein jünger Mann und eine junge Frau zusammenziehen und gemeinsam das Kapital haben und dazu vielleicht noch Geld von den Elternteilen oder Verwandten bezuschusst wird, dann kommt man eher natürlich so Bildung zum Kauf einer Eigentumswohnung. Das ist in den südlichen und osteuropäischen Ländern, wie gesagt, noch Tradition, obwohl auch dort die Institution der Familie sich natürlich im Wandel befindet, aber nicht so massiv wie das in Deutschland und den skandinavischen Ländern der Fall ist. Also wir haben einen deutlichen Unterschied zwischen Nord- und Südeuropa.
Wenn sich jetzt also das Alter, in dem junge Leute ausziehen, ändert, vielleicht auch das Alter sich ändert, wann sie sich zusammentun, heiraten und eine Familie gründen, um eben dann auch in der eigenen Wohnung oder in der Wohnung zur Miete zu wohnen. Wenn sich das alles verschiebt, sind es solche starken Faktoren, die dann den Mietmarkt so stark beeinflussen? Die Auswirkungen sind massiv, denn die Banken verlangen ja einen erheblichen Anteil an Eigenkapital. Und das kommt ja kaum zusammen, wenn man bedenkt, dass sieben bis acht Millionen Menschen in Deutschland im Niedriglohnsektor arbeiten.
Wie soll denn da Eigenkapital zusammenkommen? Das heißt, unter Umständen wird sich einfach das Verhältnis von Eigentumswohnungen und Wohnungen, die zur Miete bewohnt werden, auch noch weiter verschieben? Wir haben ohnehin in Deutschland massiv eine sehr, sehr schlechte Eigentumsquote. Wir liegen bei nur 46 %, das ist in Europa der zweitniedrigste Anteil nach der Schweiz und sogar der niedrigste in der EU. Der Durchschnitt in der EU liegt bei ungefähr 69 %, also wir liegen noch weit davon entfernt.
Und alle Maßnahmen, die Eigentumsförderung oder die Eigentumsbildung in Deutschland zu fördern, sind bisher gescheitert. Jetzt haben wir ja gehört, eine Überlegung ist ja unter Umständen, um schnell zu reagieren, bestehende Gewerbegebiete in Wohngebiete oder Teile davon umzuwandeln. Ist das denn so eine gute Idee oder kann das funktionieren? Es kann durchaus funktionieren, weil das weltweit eigentlich der Standard ist, dass es überall Mischgebiete gibt.
Diese strikte Trennung zwischen Wohngebieten und Gewerbegebieten hat man eigentlich nur in den industrialisierten Staaten. Und eine der Folgen ist davon, dass es sehr, sehr lange Pendlerwege gibt. Also die Leute in Deutschland müssen im Durchschnitt ungefähr 16 Kilometer weit wegfahren, bis sie überhaupt den Arbeitsplatz erreichen.
Der Grundgedanke ist, dass man in Gewerbegebieten nur lautes Gewerbe haben will. Und im Hintergrund ist natürlich immer die Frage mit dem Geräuschpegel, mit dem Lärmpegel, mit der Ruhestörung. Aber wir haben ja heute in Deutschland nicht mehr so massiv und vor allem so laute und störende Industrie, wie das in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war.
Erst kürzlich hatten wir so ein Beispiel in Neu-Iseburg. Es ging um das Gewerbegebiet Süd. Da gab es den Vorschlag, auch Wohnungen in diesem Gewerbegebiet zuzulassen.
Aber die Regierungskoalition in Neu-Iseburg aus CDU Grün und Freie Wählen hat das abgelehnt und den Vorschlag entsprechend abgeändert. Dass weiterhin auch in Zukunft nur dort Gewerbe angesiedelt werden sollen, obwohl es viel leeres Gewerbe bereits gibt. Um jetzt zu wohnen oder ein Dach über dem Kopf zu haben, ist das natürlich eine sehr verlockende Aussicht.
Auf der anderen Seite, um zufrieden oder wirklich erfüllt zu wohnen, da braucht es ja dann schon noch ein bisschen mehr. Da möchte man vielleicht auch Dienstleistungen in der Nähe haben. Also der Weg zum Bäcker sollte ja dann auch nicht so weit aus dem Gewerbegebiet raus sein.
Oder vielleicht auch andere Orte, sei es Kinderspielplätze oder ein Fußballplatz oder was weiß ich, wo man sich auch treffen kann. Dafür sind ja unsere heutigen Gewerbegebiete ja nicht wirklich ausgelegt. Ist das denkbar oder wird nicht alles noch konfuser? Das kann man nur langfristig lösen.
In Hessen gibt es im Moment die Tendenz, gerade in Osthessen, immer mehr Gewerbegebiete für die Logistikunternehmen auszuweisen, also für Speditionen. Weil die Wohnfläche in Frankfurt und im Westen von Frankfurt wird ja eben für Wohnfläche unbedingt benötigt. Also es gibt so gut wie gar keinen Raum mehr für Gewerbegebiete innerhalb der Grenzen der Stadt Frankfurt oder im Westen.
Der Regionalverband Frankfurt Rhein-Main fördert auch die Ausweise von Gewerbegebieten im Osten und weist auch die Unternehmen darauf hin. Nur mittel- oder langfristig wird es eine Wandelung geben von Gewerbegebieten zu einem Teilnutzen auch von Wohngebieten, weil wir einfach keinen Platz mehr haben in bestimmten Regionen. Es gibt Gegenden in Hessen, in denen sich Gewerbe niederlassen kann, auch lautes Gewerbe, von dem es aber immer weniger gibt.
Aber die politischen Entscheidungsträger werden sich früher oder später damit abschieben müssen, dass gerade in Ballungsräumen reine Gewerbegebiete nur noch schwer zu halten sind. Auch das Homeoffice trägt ja immer weiter dazu bei. Es ist tatsächlich so der Fall, dass viele Unternehmen wieder ihre Mitarbeiter in die Büros zurückbringen.
Allerdings gerade in unserer Region ist der Dienstleistungssektor sehr stark und gerade dort gibt es immer noch zu einem erheblichen Teil Homeoffice. Deswegen haben wir auch sehr viel Leerstand in den Büroimmobilien. Jetzt haben wir verschiedene Aspekte ein bisschen beleuchtet.
Wie ist denn da der Blick in die Zukunft? Können wir davon ausgehen, dass sich die Lage einfach irgendwie entspannen wird? Also in Anführungszeichen der Markt wird das regeln? Oder ist da mehr strategische langfristige Planung notwendig? Wie ist das einzuschätzen? Langfristig werden wir eine Änderung der Wohnungspolitik benötigen, sowohl seitens des Bundes als auch der Länder. Bauen ist rechtlich betrachtet eine Länderangelegenheit und eine Angelegenheit der Kommunen. Jedoch gibt es eine erhebliche finanzielle Unterstützung des Bundes.
Bisher hat man darauf geschaut, dass man zum Beispiel Slums und Ghettos vermeidet, wie man das etwa in Amerika und Frankreich kennt. Allerdings wird das alles kondekariert dadurch, dass kein neues Eigentum gebildet wird. Was hat man davon, wenn Wohnungen nach 15 oder 20 Jahren aus der Sozialbindung entlassen werden und die Leute jährlich Schutz verlieren, aber gleichzeitig also kein Eigentum haben? Also meiner Auffassung nach müsste viel stärker die Eigentumsförderung tatsächlich in Angriff genommen werden.
Gleichzeitig darf es aber nicht so weit kommen, dass wir in diesem Land 50.000 echte obdachlose Menschen haben und dazu ungefähr 600.000 Menschen in der sogenannten Wohnungslosigkeit. Also hier ist sowohl beim Bund als auch bei den Ländern eine Änderung der Politik zwingend erforderlich. Sonst würde es bei der jetzigen Problematik bleiben, dass der Stadt massive Beträge zur Verfügung stellen muss, die Vermietern und Immobilieninvestoren zugutekommen, aber eben nicht der Bevölkerung.
Das heißt aus deiner Einschätzung nach wäre jetzt sozusagen eine Verschiebung von vielen Mietern und vielen Vermietern und nicht so vielen Eigentümern hin zu einer Situation, dass mehr Wohnungseigentümer existieren, das wäre anzustreben. Eindeutig ja. Eine niedrige Eigentumsquote ist ein Paradies für Immobilienhaie.
Die können mit den Mietern machen, was sie wollen. Es gibt zwar einen sogenannten Mieterschutz, aber wir wissen aus der Realität, dass er nicht oder nur völlig unzureichend funktioniert. Es gibt faktisch keinen Mieterschutz.
Selbst die konservative FHZ hat kürzlich einen Artikel darüber veröffentlicht, wie Vermieter den Mieterschutz aufheben können mit dem Instrument des Eigenbedarfs. Das ist ganz locker zu machen und es gibt so gut wie keine Gerichtsurteile, die Mieter in diesem Fall schützen, bis auf ein einziges Gericht in Berlin. Ansonsten hat er für Mieter also durchaus freie Hand zu machen, was er will.
So sieht es aus. Aber was wollen Mieter denn jetzt? Wollen die einfach nur eine billige Wohnung haben? Oder will man vielleicht auch ein bisschen mehr? Zum Beispiel auch eine lebenswerte Wohnung, eine lebenswerte Umgebung, eine lebenswerte Stadt. Dazu ist es notwendig, auch mal die Vogelperspektive einzunehmen und zu schauen, was ist überhaupt notwendig, dass ich mich in meiner Wohnung, in meinem Stadtviertel wohlfühle.
Wir haben jetzt einen Artikel von Costas Moratidis aus 2021. Also das ist ein Artikel, da geht es darum, wie funktioniert das, dass Menschen zusammenleben und welchen Einfluss hat auch die gebaute Umgebung, also die Stadt selbst, die Gebäude, die Häuser, die Straßen, alle zusätzlichen Elemente wie Parks oder Plätze, die in einer Stadt sind, wie wirken die auf das Wohlbefinden von Menschen. Also dieser Artikel untersucht die komplexen Beziehungen zwischen der gebauten Umwelt und dem subjektiven Wohlbefinden der Stadtbewohner und identifiziert sieben zentrale Faktoren, durch die die gebaute Umwelt das subjektive Wohlbefinden beeinflusst.
Erstmal geht es darum, was ist denn das subjektive Wohlbefinden. Das umfasst Lebenszufriedenheit, emotionales Wohlbefinden und die Selbstverwirklichung und Sinn im Leben. Das heißt, es geht nicht nur darum, dass man jetzt irgendwo wohnt und in einem Haus ist ein Dach über dem Kopf hat und vor den Naturkräften geschützt ist, also Regen, Wind, Temperatur, sondern dass man das, was man in seinem Leben tut, eben auch in einer Art und Weise machen kann, dass man selber dann ein positives Ergebnis für sich sieht.
Das subjektive Wohlbefinden ist ein zuverlässiger, wissenschaftlicher Weg zur Messung von Trends in der Lebensqualität und ein wichtiges Ziel der öffentlichen Politik. Die gebaute Umwelt, bestehend aus Landnutzung, Verkehrssystem, urbanem Design und Wohnraum kann das subjektive Wohlbefinden maßgeblich beeinflussen. Jetzt hat Moratidis ein Modell erzeugt, also sozusagen eine grundsätzliche Struktur erstmal erkannt oder beschreibt die, wie er die sieht und die besteht aus drei Stufen.
Als erste Stufe nennt er Build Environment, Land Use, Transport Systems, Urban Design, Housing. Also das alles, was eine Stadt ausmacht und erstmal fest installiert ist und nicht so schnell geändert werden kann. Diese erste Stufe hat Einfluss jetzt auf verschiedene Faktoren.
Die beschreibt er folgendermaßen. Das ist Reisen, also Transport, als zweites Freizeit, drei Arbeit, vier soziale Beziehungen, fünf Wohnzufriedenheit, sechs emotionale Reaktionen, sieben Gesundheit. Er sieht also diese sieben mehr oder weniger unabhängigen Faktoren, die also durch die umbaute Umwelt und wie Menschen darin leben auch bestimmt wird.
Er sieht diese sieben Faktoren als die Elemente, die durch die gebaute Umwelt beeinflusst werden und natürlich wie Menschen darin leben. Diese Faktoren beeinflussen dann wiederum das subjektive Wohlbefinden. Wie gesagt, definiert mit der Lebenszufriedenheit, dem emotionalen Wohlbefinden und der Selbstverwirklichung und Sinn im Leben.
Der erste Faktor. Reisen und Transport. Reisezufriedenheit hängt stark von Reisezeit und Art ab.
Kurze Reisezeiten und aktive Fortbewegungsmittel, gehen, Radfahren sind positiv korreliert. Die gebaute Umwelt beeinflusst die Teilnahme an Aktivitäten, die Erfüllung von Bedürfnissen und die körperliche Aktivität während des Reisens. Reisen hat Spillover-Effekte auf andere Lebensbereiche wie Freizeit, Arbeit und Wohnzufriedenheit.
Das heißt, es geht jetzt nicht nur darum, dass man pendelt zu seiner Arbeit, sondern dass man auch tägliche Erledigungen oder Dinge, die man gerne machen möchte, eben irgendwie erledigen kann, dass man sich von einem Ort zum anderen bewegt. Faktor 2. Die Freizeit. Freizeit ist ein wichtiger, unabhängiger Lebensbereich, der zum subjektiven Wohlbefinden beiträgt.
Die Teilnahme an sozialen und körperlichen Aktivitäten sowie die verfügbare Freizeit beeinflussen die Freizeitzufriedenheit. Lange Pendelzeiten reduzieren die Zeit für Freizeitaktivitäten und wirken sich negativ auf die Freizeitzufriedenheit aus. Faktor 3. Arbeit.
Arbeitszufriedenheit leistet einen wesentlichen Beitrag zum subjektiven Wohlbefinden. Städte bieten Möglichkeiten für Arbeit und Bildung, die das subjektive Wohlbefinden beeinflussen. Vielfältige und zugehörige Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten können das subjektive Wohlbefinden erhöhen.
Faktor 4. Soziale Beziehungen. Soziale Beziehungen sind ein wichtiger Lebensbereich für das subjektive Wohlbefinden. Die gebaute Umwelt beeinflusst die Entwicklung und Pflege sozialer Bindungen.
Dichte, gemischt genutzte Umgebungen fördern zwar weniger lokale Bindungen, aber ermöglichen größere soziale Netzwerke und häufigere Kontakte mit Freunden und Familie. Faktor 5. Wohnzufriedenheit. Wohnzufriedenheit umfasst Zufriedenheit mit Wohnung, Nachbarschaft und Stadt.
Aspekte wie Wohnungsgestaltung, Größe, Qualität und Lage sind wichtig. Nachbarschaftszufriedenheit wird durch Faktoren wie die Lage, die Zugänglichkeit zu lokalen Annehmlichkeiten, Grünflächen, die empfundene Sicherheit und soziale Kohäsion beeinflusst. Auch die Zufriedenheit mit der Stadt als Ganzes beeinflusst das subjektive Wohlbefinden.
Faktor 6. Emotionale Reaktionen. Die gebaute Umwelt kann emotionale Reaktionen auslösen. Gut gepflegte Vegetationen, Ordnung, Offenheit und die Wahrnehmung von Sicherheit wirken sich positiv auf das emotionale Wohlbefinden aus.
Umgekehrt können Lärm, Unordnung und Mängel zu negativen Emotionen führen. Faktor 7. Gesundheit. Die gebaute Umwelt hat einen starken Einfluß auf die körperliche und psychische Gesundheit.
Städtische Natur reduziert Stress, fördert Aufmerksamkeit und verbessert den emotionalen Zustand. Grünflächen verbessern die körperliche Gesundheit durch Reduzierung von Lärm, Luftverschmutzung und Hitzestress. Städtisches Leben kann jedoch mit bestimmten psychischen Problemen wie Stress, Angst und einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen verbunden sein.
Jetzt hat also Moratidis verschiedene Faktoren identifiziert, die seiner Meinung nach für ein subjektives Wohlbefinden entscheidend sind. Die Frage ist, wie gestalten wir denn unsere Umgebung, wie gestalten wir unseren Wohnraum, wie gestalten wir unsere Häuser, unsere Straßen, unsere Städte, damit wir eben dieses Wohlbefinden auch erreichen können. Er schlägt Strategien zur Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens durch urbane Planung vor.
Förderung aktiver Mobilität, Verbesserung der Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer, Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Einschränkung des Autoverkehrs, Zugänglichkeit zu Einrichtungen und Dienstleistungen, Sicherstellung einer einfachen Erreichbarkeit von Geschäften, Gesundheitsversorgung, Bildung, Freizeit und Kulturangeboten, Technologie für Inklusion. Entwicklung von Technologien und Mobilitätsoptionen, die allen Bevölkerungsgruppen zugutekommen, Integration von urbaner Natur, Schaffung von Grünflächen, Parks und Freiräumen in der Stadt, Zugängliche und inklusive öffentliche Räume, Gestaltung von öffentlichen Räumen, die für alle nutzbar und einladend sind, Ordnung und Pflege, Sicherstellung von Ordnung, Sauberkeit und Instandhaltung von städtischen Räumen, Grünanlagen und Verkehrssystemen, Lärmreduzierung, Umsetzung von Strategien zur Lärmminderung durch Einschränkung von Fahrzeugen, Reduzierung von Geschwindigkeiten, Begrenzung lauter Aktivitäten und verbesserte Gebäudeisolierung, Ästhetische Qualität, Entwicklung von ästhetisch ansprechenden Gebäuden und öffentlichen Räumen unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Vorlieben der Bewohner, Evidenzbasierte Planung, Berücksichtigung des aktuellen Wissens über die Zusammenhänge zwischen Stadt und Lebensqualität, Messung und Benchmarking, Bewertung der Ergebnisse von Planungen und Maßnahmen, Öffentliche Beteiligung, Stärkung der Bürgerbeteiligung in Planungsprozessen. Das sind jetzt sehr abstrakte Strategien zur Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens, aber wir müssen natürlich auch mal aus der Vogelperspektive auf die komplette Situation gucken und schauen, wo sind denn Interessen und wo sind auch die Faktoren, mit denen wir eben die Lebensqualität des Wohnens in der Stadt auch wirklich verbessern können.
Als nächstes schauen wir uns an, was ein Stadtplaner so für Möglichkeiten sieht, wie man den Raum von Häusern, von Plätzen, wo man wohnt, wo man sich auf der Straße bewegt, wo man auch sein tägliches Leben abwickelt, wie man das gestalten kann. Der hat einen Youtube-Kanal, und zwar Not Just Bikes, heißt er, und da beschäftigt er sich sehr viel mit der Frage, wie sieht denn die Möglichkeit aus, dass wir in Häusern wohnen und trotzdem mit Straßen, also auch den Verkehr betreffend, irgendwo hinkommen, und wie kann dieser Verkehr auch gestaltet werden, dass da eine hohe Lebensqualität bei rauskommt. Das heißt nicht nur Autoverkehr, sondern auch Fahrräder oder zu Fuß, wie kann man am besten in einer Stadt sich bewegen und auch all die Dinge erreichen, die man im täglichen Leben auch erreichen möchte.
Wenn wir wollen, dass wir nicht nur mit dem Auto unsere täglichen Dinge erledigen, dann müssen wir uns überlegen, wie können wir das vielleicht auch aktiver gestalten, also zum Beispiel mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Das bedeutet aber auch, dass der Raum, in dem das stattfindet, genau für diese Verkehrsmittel auch optimiert sein sollte. Das heißt, dass die Städte und die Straßen innerhalb der Städte eben nicht nur für Autos, sondern eben auch für Fußgänger und Fahrradfahrer geeignet sind.
Und als besondere Herausforderung natürlich, dass ein Nebeneinander, ein Miteinander von diesen verschiedenen Fortbewegungsarten auch sichergestellt ist. Das heißt, die allererste Frage ist, wie sieht denn eine Straße aus, die direkt vor unserer Wohnung ist, wie benutzen wir die, wie bewegen wir uns da drauf und wie ist die gestaltet als Raum? Das erste ist ein Gefühl für den umgebenden Raum. Mancher Planer betrachten Plätze wie Stadtplätze und Straßen als öffentliche Räume und um einen Raum zu schaffen, braucht man Wände.
Es gibt keine festen Regeln für die Abgeschlossenheit von Straßen. Aber eine Faustregel, die in Stadtplanungsdokumenten oft erwähnt wird, ist, dass das Verhältnis von Straßenbreite zu Gebäudehöhe nicht mehr als 3 zu 1 betragen darf und für öffentliche Plätze nicht mehr als 6 zu 1. Und viele der besten Beispiele großartiger Straßen haben tatsächlich ein solches Verhältnis. Viele der besten Beispiele schrecklicher Straßen jedoch nicht.
Das heißt, wenn wir einen Ort haben möchten, wo wir uns als Menschen gut bewegen können, ein Ort, den wir verstehen, der auch für uns als Menschen erfahrbar ist, ist es also notwendig, dass ein bestimmter Charakter auch existiert. Wir müssen den Raum auch erfahren können, wenn der für uns geeignet ist, zum Beispiel als Fußgänger oder Fahrradfahrer, dann möchten wir uns auch gerne dort drin bewegen. Unabhängig davon, das Gefühl, sich in einem bestimmten öffentlichen Raum zu befinden, hilft, die Wahrnehmung für einen Bereich zu definieren und ihn von anderen Orten in der Nähe abzugrenzen.
Wenn Sie sich an einer besonderen breiten Straße oder einem großen Platz befinden, gibt es andere Möglichkeiten, ein Gefühl der Abgeschlossenheit zu erzeugen. Planer könnten Bäume an den Seiten oder im Mittelstreifen einer Straße oder Markisen und Banner verwenden. Das wäre jetzt zum Beispiel ein Faktor, wie wir Räume gestalten können, wo wir uns auch gerne bewegen wollen.
Ein anderer Faktor ist, dass wir als Menschen mit so einem Raum auch kommunizieren können, das heißt, wir bauen eine Beziehung auf. Wir kennen die Orte, finden manche Stellen oder Gebäude, Ecken oder Straßen, Plätze interessant oder die gefallen uns. Das heißt, dort möchten wir auch sein, weil wir sie wiedererkennen.
An einem charakteristischen Ort haben Sie auch Interessantes auf Augenhöhe oder das, was normale Leute als Dinge bezeichnen, die man sich anschauen kann. Wenn die Straße ein öffentlicher Raum ist, gibt es die interessanten Sachen an den Wänden anzuschauen. Es gibt Schaufenster, Stände, Straßencafés und öffentliche Kunst.
Hier können kleine Details einen wirklich großen Unterschied machen. Wenn Sie zu Fuß unterwegs sind, bemerken Sie die Dinge wie die Mosaikfassade des Café Biad in Paris oder die komplizierten Betondetails des Diamanthauses in Prag. Beim Autofahren sieht man diese Dinge nicht.
Jetzt besteht ja eine Stadt nicht nur aus einer einzigen Straße oder einem einzigen Platz. Das heißt, diese Elemente müssen auch miteinander verbunden werden und eine besondere Qualität Plätzen ist, dass sie eben wie Knoten in einem Netzwerk viele Elemente miteinander verbinden. Ein weiteres Element großartiger Orte sind die vielen Zugänge, die Anzahl anderer Orte, die Sie von einer Straße aus erreichen können.
Sie möchten in der Lage sein, in regelmäßigen, fußläufig erreichbaren Abständen bei vielen Geschäften vorbeizukommen. Das beste Beispiel dafür, wie dies falsch gemacht wird, sind vorstädtische Einkaufszentren. Die Eingänge zu diesen Orten sind so weit voneinander entfernt, dass die meisten Leute wieder in ihre Autos steigen und dorthin fahren.
Die Zahl der Zugänge ist auch für öffentliche Plätze und Plazas wirklich wichtig. Wenn Sie an einen Ort gehen möchten, müssen Sie in der Lage sein, dorthin zu gelangen. Der Dolatplatz, der mit den Sonnenschirmen, ist ein vollständig umschlossener Bereich, aber es gibt mehrere Zugänge.
Diese Wege führen zu nahegelegten Straßen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind bestimmt ein entscheidender Faktor, dass man sich in Innenstädten bequem zum Beispiel zu Fuß bewegen kann, aber trotzdem schnell an die Peripherie kommen kann, wo man vielleicht seine Wohnung hat. Wenn eine Stadt über den Charakter eines Platzes nachdenkt, muss sie Entscheidungen darüber treffen, was der Ort bedeutet.
Was sind die Werte der Stadt? Was sind ihre einzigartigen Eigenschaften? Wie dient sie der Gemeinschaft? Einen Charakter zu definieren bedeutet, ihre eigene Identität zu definieren. Sind Sie eine Stadt, die Wert auf Ess- und Kaffeekultur legt, oder waren Sie vielleicht früher eine Industriestadt, aber Sie gestalten Ihre Identität mit Kunst neu? Sind Sie eine Stadt, die sich bemüht, ihre Geschichte zu bewahren, oder modernisiert sich Ihre Stadt schnell? Wie Sie einen Ort gestalten, bestimmt, wie Sie Ihre Identität gestalten. Das heißt, die Fortbewegung in der Stadt ist auch immer damit verbunden, dass wir unsere Stadt kennen und dass wir sie auch gut finden, weil es dort viele kleine, gute Ecken gibt und sie uns eher entgegenkommt und nicht das Fortkommen erschwert.
Aber eigentlich hat fast jeder Ort, den ich in Amsterdam besuche, einen gewissen Charakter. Alle diese Orte fühlen sich einzigartig an, und ich habe einen sehr bemerkenswerten Unterschied in der Art und Weise bemerkt, wie ich mich hier zurecht finde. In Nordamerika denke ich an Straßen.
Meine mentale Karte basiert auf Hauptstraßen und Himmelsrichtungen. Aber in Amsterdam denke ich über Orte nach. Ich bin an einem Ort und denke über all die Orte nach, die ich durchqueren muss, um an einen anderen Ort zu gelangen.
Meine mentale Karte besteht aus den Routen von einem Ort zum anderen, und ich denke an die Stadt als eine Sammlung einzigartiger Orte. Dieser starke Charakter verleiht der Stadt eine besondere Bedeutung für mich. Diese Orte liegen mir wirklich am Herzen, und ich bin gerne dort.
Hier sehen wir also, dass die Qualität von Orten in der Stadt wirklich eine Frage der Kultur ist, und dass Menschen natürlich die Möglichkeiten haben, dies zu gestalten. Insbesondere mit modernen Technologien des Bauens haben wir heute sehr viele Möglichkeiten, den urbanen Raum so zu gestalten, dass er uns entgegenkommt, dass er unsere Bedürfnisse bedient. Wie wir sehen, haben auch alle kleinen Entscheidungen Auswirkungen.
Soll hier eine Ampel hin gebaut werden? Brauchen wir hier eine Einbahnstraße? Soll hier ein Kinderspielplatz gebaut werden? Wie sieht das Haus aus? Wie viele Wohnungen sind da drin? Das sind alles Fragen, die natürlich die Lebens- und Wohnqualität in der Stadt beeinflussen. Und wir kommen nicht drumrum, bei jeder einzelnen Entscheidung für jede einzelne Frage das große Ganze im Kopf zu behalten und zu verstehen, hilft uns das, in dieser Stadt besser zu leben? So, jetzt haben wir also einen Überblick, was die Faktoren sind, die eine Wohnung, die eine Straße, die ein Stadtviertel lebenswert machen. Aber wir müssen doch ein bisschen auch ins Detail gucken und schauen, wie funktioniert das denn? Klappt das immer so gut, wie wir uns das denken oder gibt es nicht doch Gezacker zwischen Mieter und Vermietern? Wir haben jetzt einen Studiogast von einer Mietergewerkschaft.
Der erzählt uns ein wenig, wie das funktioniert, damit Mieterschutz und Mieterrechte besser vertreten werden. Bei mir sitzt aber jetzt hier Daniel Katzenmaier und ich freue mich erst mal sehr, dass er Zeit gefunden hat. Hallo Daniel.
Hallo, vielen Dank für die Einladung. Ja, danke auch, dass du angekommen bist hier. Wir sprechen heute über Mietergewerkschaften.
Vielleicht vorab kurz mal ein bisschen was zu dir persönlich und was hat dich denn dazu bewegt, jetzt in einer Mietergewerkschaft einzutreten? Ich bin eigentlich generell Sozialpädagog und Erziehungswissenschaftler und habe mich aber damals schon in meiner Studiezeit viel mit Wohnraumfragen, also Wohnraum ist ja gerade auch für Studenten knapp und habe damals als AStA-Vorstand die Mieten-Irrwatt-Woche gemacht und habe damals schon gemerkt, dass das Thema Wohnraum ein sehr bestimmtes Thema ist, aber dass es eigentlich jedes Jahr schlechter wird für die Mieterinnen und Mieter. Und da hat mich natürlich, was können wir machen, was können wir effektiv machen, um die Situation der Mieterinnen und Mieter zu verbessern. Genau, und da hat ein guter Freund von mir, der Holger Marx, einen Artikel über das Thema Mietergewerkschaften geschrieben, was ja in Deutschland nicht so bekannt ist als in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Schweden, wo das schon seit über 100 Jahren Mietergewerkschaften existieren.
Und dann habe ich mich mit einigen Mitstreitern getroffen und wir haben diskutiert, dass wir die erste Mietergewerkschaft in Deutschland hier gründen wollen. Interessant ist es, dass, ich meine, wir haben ja Mieterschutz, Mietervereine, Mieterinitiativen. Ist das was ganz anderes, eine Mietergewerkschaft? Es versucht sozusagen, würde ich sagen, beides zusammenzubringen.
Also wir haben ja auf der einen Seite die Mietervereine, die vor allem juristische Beratungen, vor allem Einzelberatungen machen. Und da kommt man natürlich als einzelner Mieter gegen gerade große Konzerne wie Vonovia häufig gar nicht an. Die antworten auf Briefe nicht, sie ignorieren einen, überschütten einen mit Mahnungen oder mit Anwaltsbriefen.
Und man hat so dieses Gefühl, man kämpft gegen Windmühlen. Und bei den Mieterinitiativen, die dann häufiger auch vielleicht mal Mieterversammlungen machen und in die Öffentlichkeit treten, da ist häufig das Problem, dadurch, dass es eine informelle Struktur ist, zerläuft sich das häufig irgendwann nach einem Jahr, nach anderthalb Jahren. Und wir wollen halt über eine Mietergewerkschaft eine Kontinuität bringen und gerade für Mieterinitiativen und einzelne Mieter ein Auffangbecken sein, wo man sich kollektiv organisieren kann.
Das ist so ein bisschen der große Unterschied. Und wir haben natürlich auch Rechtsanwälte, die uns in dem Sinn beraten. Wir machen aber keine Einzelfallberatungen wie Mietervereine.
Das ist der große Unterschied, sondern wir gehen eigentlich zu den Leuten in die Siedlungen, machen dort Versammlungen und versuchen anhand der Probleme, die dort existieren, Lösungen für die Mieterinnen und Mieter zu finden. Und wir stellen auch keine Forderungen an die Politik. Das sind so die großen Unterschiede, würde ich sagen.
Als Gewerkschaft, weil Gewerkschaft versteht man ja schon so, man geht dann irgendwie raus mit Forderungen oder mit Ideen, Veränderungen und dergleichen. Genau, also wir versuchen das wirklich von unten zu machen und nicht in so einer Art Stellvertreterpolitik, sondern was haben die Mieterinnen und Mieter für Forderungen und was gibt es denn für Möglichkeiten, ohne sozusagen die klassischen Mitteln wie Appelle an den Oberbürgermeister oder an die Stadtverordnetenversammlung, sondern wir wollen direkt die Großunternehmen und die Geschäftsführung adressieren und die unter Druck setzen. Also ja, du hast es jetzt auch schon wieder angeschnitten.
Also für mich bedeutet das, also ich meine Rechtslagen oder Rechtshilfe in dem Falle sind eigentlich so der gängige Ablauf, wenn es Probleme gibt bei irgendwelchen Mietern, Mieterinnen, Räumungen und dergleichen. Schon alleine da kommt man ja nicht weiter. Also wenn man mit einem Rechtsbeistand nicht weiterkommt, dann finde ich das schon sehr fragwürdig.
Für mich wäre jetzt die Frage, wie schafft das dann eine Mietergewerkschaft? Also mit was beschäftigt ihr euch ganz konkret? Genau, also wir haben zwei große Felder hier in Frankfurt. Einmal ist es Bonovia und die Betriebs- und Heizungskosten, vor allem die Nachzahlungen, die auch jetzt durch den Ukraine-Krieg noch mal riesig angestiegen sind. Also wir hatten ja letztes Jahr Nachzahlungen bis zu 4000 Euro bei einzelnen Mieter und Mieterinnen.
Und da versuchen wir sozusagen zu helfen und es gibt sozusagen das sogenannte Zurückbehaltungsrecht. Das heißt, man muss nicht die Nachforderungen bezahlen, solange nicht alle Belege vorgelegt werden. Und das ist sehr, sehr viel.
Das umfasst jetzt nicht nur einfache Rechnungen, sondern auch Verträge mit Dienstleistungsunternehmen, die Zahlungsnachweise, also Kontoauszüge zum Beispiel oder andere Belegformen. Und da ist häufig der Fall, dass nicht alle Belege vorgelegt werden, aus welchen Gründen auch immer. Und solange das nicht vorgelegt wird, muss die Mieterin und Mieter nicht bezahlen.
Und das ist natürlich ein sehr starkes Schwert, wenn das vor allem nicht nur einzelne Mieter machen, sondern sehr, sehr viele. Also in München zum Beispiel haben wir den Fall, dass das über 400 Mieter und Mieterinnen gleichzeitig machen von 2000. Also über 25 Prozent bezahlen da ihre seit mehreren Jahren sozusagen ihre Heizungs- und Betriebskostennachzahlungen nicht.
Und das macht natürlich Druck, weil es ein ökonomischer Schaden auch ist. Und das andere große Thema ist energetische Modernisierung, vor allem in Niederrath, bei der Nassauischen Heimstätte, in der Miersiedlung, wo wir auch seit drei Jahren kämpfen, dass da die ökologische Frage nicht gegen die soziale Frage ausgespielt wird. Da muss man sich vorstellen, da sollen Wohnungen sozusagen saniert werden oder energetisch saniert werden.
Das sind eigentlich viele Instandhaltungskosten oder Instandhaltung auch. Das heißt, da wird die Küche rausgerissen, das Bad rausgerissen für teilweise zehn bis zwölf Monate. Und gerade 70-, 80-, 90-Jährige sollen dann auf Dixi-Toiletten gehen oder in Duschcontainer vor die Haustür.
Am besten noch im Winter, hatten wir auch schon die Fälle. Und dann ist noch eine Mieterhöhung von bis zu 200 Euro pro Monat dann nach dieser energetischen Modernisierung. Und das bringt natürlich die Leute auf die Barrikaden.
Also das sind ja verheerende Zustände. Also dass sowas überhaupt eine Mietgewerkschaft oder Baugenossenschaft oder welche Form auch immer die Wohnungen dazu gemietet worden sind, das ist ja eigentlich nicht unbedingt sozial human. Nein, gar nicht.
Aber es wird sozusagen argumentiert, ich nenne es immer Greenwashing, weil sie argumentieren, ja, wir müssen ja die Umwelt schützen und deswegen muss das saniert werden. Und da ist ja auch was dran. Das Ding ist halt, dass sozusagen Instandhaltung, was ja eigentlich kostenlos für die Mieter und Mieterinnen sein soll, da wurden teilweise 50, 60 Jahre nichts an diesen Wohnungen gemacht.
Und auf einen Schlag soll alles saniert werden und sehr starke, man könnte auch sagen, sehr starke Luxussanierung auch stattfinden. Teilweise Dachböden von den Mieter und Mieterinnen weggenommen werden, dort Penthouse-Wohnungen drauf gebaut werden. Und das aber alles unter diesem Deckmantel, wir müssen ja Umweltschutz betreiben.
Und das ist natürlich fatal, auch für den Umweltschutz, weil natürlich sozusagen die Mieter sagen alle, wir haben nichts gegen bessere, wenn die Gas- oder die Ölheizung rauskommt und eine bessere Heizung reinkommt, die Umweltfreundlichkeit, da haben wir nichts dagegen. Aber wir wollen eigentlich nicht mehr bezahlen, weil die Mieten eh schon steigen, jedes Jahr und jedes Jahr. Und zumindest muss es neutral sein.
Also wenn man eine bessere Heizung reinbekommt und man bezahlt dann vielleicht ein bisschen mehr Geld auch, ist ja okay. Aber da muss sich das ja einspielen sozusagen. Und da wird häufig dann auch wieder Subunternehmen eingeschaltet, die dann noch wieder Geld damit machen.
Und das ist halt wirklich fatal, was wir uns auch anhören mussten, auch von der Nassauischen Heimstätte, dass wir Klimaleugner sind und alles Mögliche. Da werden wirklich harte Geschütze aufgefahren, was die Mieter und Mieterinnen natürlich in Rage bringt. Und wenn man sich vorstellt, die Wohnung, die ja auch ein Schutz ist für einen, wenn wir nach Hause kommen, seine Ruhe haben und das verliert man, das hat sehr viele psychische Folgen auch für viele Menschen.
Ja, das klingt auch danach, weil letztendlich, wenn ich jetzt natürlich umwelt- oder klimafreundlich umbaue, energiefreundlich irgendwie das Ganze gestalte, ist ja alles schön und gut. Aber da muss ja auch irgendwie ein menschliches oder ein soziales Umgang auch mit den Mieterinnen gehen können. Also eine Dame, die alleine schon über 60 ist, würde jetzt nicht unbedingt auf einem Klo da draußen, das jetzt irgendwie ein Plumps oder wie auch immer Toilette ist.
Das sind ja schon Zumutungen. Wie geht ihr damit um und die Mieter? Was passiert denn konkret, wenn ihr dann vor Ort seid? Also wir machen meistens dann, wir treffen uns immer vor Ort, wenn wir angeschrieben werden mit den Interessierten und erstmal so ein Vorabgespräch, was ist überhaupt das Problem? Was steht gerade an in der Siedlung? Und dann machen wir eine Mieterversammlung meistens. Das heißt, wir gehen von Tür zu Tür, reden mit allen Mietern und Mieterinnen, laden die ein.
Meistens ist es ein Ort in der Nähe, wo die Leute wohnen, weil die Fußwege sollen nicht weit sein. Und dann ist erstmal eine Verständigung. Was ist das Problem? Was sind unsere Forderungen? Also was wollen wir eigentlich? Und dann sammeln wir meistens für diese Forderungen Unterschriften und übergeben die dann dem Vermieter, meistens mit öffentlichem Druck.
Und das war in der Nassauischen, also dort in der Miers-Siedlung, wo dann sozusagen die Mieter dem zustimmen sollten, haben wir dann auch eine Verweigerungsaktion organisiert, also dass die Mieter nicht zugestimmt haben. Dadurch muss es erstmal abgebrochen werden und verzögert werden. Und dadurch haben wir auch bestimmte Forderungen durchsetzen können.
Und die meiste Forderung ist eigentlich eine Ersatzwohnung in dieser Zeit der Modernisierung. Die Nassauische Heimstätte sagt ja nur in Ausnahmefällen und sowas. Und das ist natürlich immer für viele.
Wann ist man ein Ausnahmefall? Es gibt keine richtigen Kriterien, sondern das entscheidet die Nassauische Heimstätte. Und das zum Beispiel eine Ersatzwohnung für die ganze Bauzeit. Das ist eine Grundforderung dort, die ich eigentlich auch nicht vermessen finde, dass man einfach eine Ersatzwohnung gestellt bekommt und nicht auf einer halben Baustelle zehn, zwölf Monate lebt und ein wichtiger anderer Grund ist natürlich, dass die Mieten sich nur gering erhöhen.
Wir haben damals vor drei Jahren gesagt, maximal 50 Euro pro Monat nach der Modernisierung statt diesen 150, 200 Euro pro Wohnung. Das sind eigentlich auch keine in dem Sinne radikalen Forderungen. Aber allein das reicht schon, die Geschäftsführung und auch die Sachbearbeiter zu Weißblut zu treiben.
Also interessant ist es ja, es ist ja schon fast so eine Gentrifizierung Methode. Wenn ich jetzt zum Beispiel Leute dann irgendwie da sechs Monate draußen irgendwie zur Toilette schiebe, damit dann oben saniert wird und dann noch erhöht wird. Viele Familien oder auch alleinstehende ältere Personen, die werden schon ihre Schwierigkeiten haben.
Ist das so? Absolut. Also viele haben Angst, ziehen vorher schon aus, kündigen die Wohnungen. Und dann ist natürlich ein Leerstand.
Also das haben wir auch festgestellt, seit die die energetische Modernisierung angekündigt haben, ist fast in jedem Haus ein Leerstand, wo auch niemand mehr einzieht. Kann man natürlich verstehen aus deren Seite, wenn der neue Mieter Mieterin einzieht, heißt es natürlich wieder jemand, der sich vielleicht aufregt, der mitmacht. Und wenn eine Wohnung leer steht, beschwert sich ja niemand.
Aber dass in Frankfurt dann auch noch Leerstand toleriert wird über mehrere Jahre. Das ist auch ein fatales Zeichen bei einer städtischen Wohnbaugesellschaft eigentlich. Ja, du hast eben gerade auch so ein bisschen Europa angesprochen, wie es eigentlich in anderen Ländern ist mit Mietergewerkschaften.
Es gibt ja schon einige andere Gesetze auch in verschiedenen Ländern, ob jetzt Holland, Spanien. Also wenn Leerstand lange da ist, dann können Menschen diese Häuser wieder bewohnen. Natürlich auch legal, deshalb nicht besetzen, sondern tatsächlich bewohnen.
Gibt es da auch eine Arbeit jetzt von der Mietergewerkschaft, dass man sowas angeht? Habt ihr solche Ziele in Zukunft oder beschäftigt ihr euch oder ist vielleicht der Schwerpunkt nur ganz direkt mit solchen Problematiken, die du gerade angesprochen hast? Ja, ich würde halt immer sagen, wir gehen immer von den Mietern und Mieterinnen aus. Also wir setzen jetzt kein fertiges politisches Programm, sondern wir gehen von den Problemen aus und dann entwickeln wir eine Praxis. Und die kann natürlich, also den Fall hatten wir jetzt noch nicht, aber wenn jetzt in einem Wohnhaus die ganzen Bewohner und die Familien sagen, wir wollen in diesem Wohnungen drinbleiben und wir besetzen die und das ist deren Entscheidung, dann würden wir das natürlich unterstützen.
Aber momentan sind eher die Fälle vor allem von Betriebs- und Heizungskosten, was viele einfach aufregt und viel Geld auch natürlich kostet, oder halt von energetischer Modernisierung. Und unser Ansatz ist halt eher, dass wir von unten die Leute Druck machen und dadurch auch dann Gesetze verändern. Und weniger sagen, wir wollen dieses Gesetz verändern und dann ganz viel Lobbying machen, sage ich mal, im Bundestag oder im Landtag, sondern durch die Mobilisierung von unten, ist unsere Erfahrung, verändert man wesentlich mehr und wesentlich schneller, als wenn man nur mit Politikern redet und die zu irgendwelchen Problemdiskussionen einlädt.
Wenn du jetzt so beobachtest die letzten Jahre, was hat sich denn getan auf dem Wohnungsmarkt aus deiner Sicht, also aus der Mietergewerkschaft? Sind mehr soziale Wohnungen entstanden, sind weniger? Vielleicht kannst du uns da so eine kleine Prognose geben. Also die Prognose leider ist natürlich, es sieht sehr, sehr schlecht aus, gerade in den Großstädten. Man muss nur ein bisschen unterscheiden zwischen den Bannungsgebieten wie München, Frankfurt, Hamburg, Berlin, als jetzt vom, was weiß ich, dem platten Land oder auch in Ostdeutschland sieht es natürlich irgendwie besser aus mit dem Wohnraum, weil es einfach auch weniger Bevölkerung gibt.
Aber gerade in den Bannungsgebieten, gerade im Rhein-Main-Gebiet steigen ja jedes Jahr eigentlich die Mieten, die Verdrängungen werden immer stärker, die Sozialwohnungen werden immer mehr abgebaut. Es wird eigentlich tendenziell schlimmer. Das ist eine schlechte Nachricht.
Eine gute Nachricht würde ich sagen, es gibt aber immer mehr Mieter und Mieterinnen, die sich engagieren, die sich organisieren und die dagegen was machen wollen. Das ist eine gute Nachricht. Ja, das finde ich eigentlich auch ganz gut, dass die Leute jetzt bewusster miteinander zusammenkommen und ihre Problematiken und Schwierigkeiten gemeinsam teilen.
Weil sehr oft ist man ja alleine in der Wohnung, denkt man so, was mache ich jetzt, wie, äh, Panik. Ja gut, also vielleicht noch mal ein bisschen was zur Zukunft von Mietergewerkschaft. Wie läuft das ab? Was ist so vielleicht die Absicht? Wie können Menschen an euch herantreten? Man kann einfach Mitglied bei uns werden über unsere Homepage am einfachsten.
Wir haben regelmäßige Mieterversammlungen in vier Stadtteilen hier in Frankfurt. Da kann man auch gerne einfach dazustoßen, sich das mal anschauen. In Niederrath, Schwanheim, Sachsenhausen und in Dornbusch.
Da kann man auch sich über unsere Newsletter auf der Homepage eintragen. Da wird jeden Monat versendet, genau. Und sonst natürlich auch auf Social Media, auf Instagram, Facebook kann man uns folgen.
Und auf unserer Homepage Mietergewerkschaft.de finden sich auch regelmäßige Berichte, wo man so ein bisschen auch noch mal nachlesen kann, was wir machen. Da kann man sich gerne auch beteiligen. Also es ist eigentlich eine Kooperative.
Gibt es neue Ideen nochmal vielleicht in Zukunft? Irgendwelche Forderungen jetzt nicht an die Politik, aber vielleicht an die Mieterinnen? Also was natürlich immer mehr und mehr Thema wird, sind auch die Kaltmietenerhöhung. Da gibt es momentan noch wenig, was man sozusagen rein rechtlich dagegen machen kann, weil es ja den Mietspiegel gibt. Und solange man sich an diesen Mietspiegel hält, kann man die Mieten erhöhen.
Und da testen wir aber auch momentan, überlegen wir, was kann man dagegen eigentlich machen? Sei es, dass man einfach nochmal Unterschriftenaktionen macht und den Vermieter und die Öffentlichkeit damit konfrontiert, dass das nicht geht, dass so starke Mieterhöhungen stattfinden. Und da haben wir auch einige Fälle, wo in den letzten drei, vier, fünf Jahren zwischen 40 und 60 Prozent die Mieter auf einmal erhöht wurden. Ist durch Tricks natürlich auch ein bisschen der Grauzonenbereich, sage ich jetzt mal.
Und das wird natürlich für uns ein großes Thema sein. Und diese harten Brocken, die auch aussehen, als könnte man nichts dagegen tun, die anzugehen. Ja, prima.
Vielen lieben Dank nochmal für diese kleine Einführung in die Mietergewerkschaft. Daniel, ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute und bis dahin. Ja, vielen Dank für die Einladung und ich hoffe, wir hören uns mal bald wieder.
Ja, bis dahin. Ciao. Ciao.
Das waren unsere Beiträge zum Thema Wohnen. Wohnungsnot, wie sehen die Zahlen und Fakten aus? Wohnen in der Stadt, was macht das Leben in der Stadt lebenswert? Mietergewerkschaft, wie kann man sich organisieren und seine Rechte vertreten? Diese Sendung könnt ihr nachhören auf unserer Webseite politopiamagazin.de. Dort haben wir auch alle anderen älteren Sendungen archiviert. In den Show Notes, also in den Sendungsnotizen, haben wir Links versammelt, wo ihr euch auch nochmal schlau machen könnt zu den Themen, die wir angesprochen haben.
Schön, dass ihr dabei wart, schön, dass ihr zugehört habt. Das politopia-magazin kommt jeden Mittwoch 16 Uhr hier bei Radio X. Wir hören uns also wieder nächste Woche. Bis dann.