Extreme Wetterereignisse in Europa

Wir hören den Vortrag "Extreme Wetterereignisse in Europa – Wie entstehen Winter- und Sommerstürme"
Sendung vom 2024/09/04 17:00:00 GMT+2
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wolken

Vortrag von Volker Ermert "Extreme Wetterereignisse in Europa – Wie entstehen Winter- und Sommerstürme": koeln.ccc.de/updates/2016-10-21_OC-Wetter.xml

Video des Vortrags: media.ccc.de/v/c4.openchaos.2016.10.extreme-wetterereignisse-in-europa

Musik Playlist

Transkription

Hier ist das Politopia Magazin, euer gesellschaftspolitisches Magazin bei Radio X, dem Frankfurter Bürgerradio. Schön, dass ihr dabei seid, schön, dass ihr zuhört. Wir hören uns heute einen Vortrag an zum Thema Wetter.

Der Volker Ermert hat den gehalten, und zwar beim Open Chaos, das ist jetzt auch schon bis nachher 2016, aber seitdem findet auch das Wetter nach wie vor statt. Sein Vortrag heißt Extreme Wetterereignisse in Europa. Wie entstehen Winter- und Sommerstürme? Also hier geht es ein bisschen darum zu verstehen, wie das Zusammenspiel von Wind, Hochdruck, Tiefdruck, Wolken, Temperatur, Feuchtigkeit, wie das alles dazu führen kann, dass es Gewitter gibt, dass es Stürme gibt, dass es regnet.

Der Vortrag ist länger als unsere eine Stunde Sendezeit, deswegen haben wir den jetzt hier in einer gekürzten Version. Ihr könnt die Sendung nachhören auf unserer Webseite politopiamagazin.de und dort sind auch Links, wo ihr den kompletten Vortrag auch mit Video sehen könnt.

Also es geht um extreme Wetterereignisse in Europa, aber im Speziellen geht es eben um Winter- und Sommerstürme.

Also ihr habt euch vielleicht schon mal gefragt, wie entstehen überhaupt starke Winde? Und wenn man sich starke Winde im Winter anschaut, dann haben die nämlich einen ganz anderen Entstehungsmechanismus als Winde im Sommer. Und das werden wir heute mal genauer unter die Lupe nehmen und uns da eben zwei Beispiele anschauen. Das eine ist der Orkan Kyrill, das ist ein Wintersturm.

Und das andere ist der Pfingststurm, den manche als Ela bezeichnen, aber das ist grundverkehrt. Das ist nicht Ela, also Ela hatte mit dem Sturm eigentlich gar nichts zu tun. Das war eben ein Bow Echo und das war eben eine ganz andere Genese als so ein Tiefdruckgebiet.

Und das werden wir uns heute genauer anschauen. Ja, so zum Anfang eine kleine Einstürmung. Winterstürme, die können dann auch verheerende Auswirkungen auf zum Beispiel den Wald haben.

Das ist jetzt hier im Sauerland. Da stehen jetzt keine Bäume mehr, sondern nur noch so Weihnachtsbäume. Also da sind Plantagen entstanden nach dem Windbruch von Kyrill.

Also da sind sehr viele Kubikmeter Wald zerstört worden. Insgesamt waren, glaube ich, 45 Tote zu verzeichnen durch Kyrill. Teilweise war die Verkehrsverbindung in Deutschland unterbrochen.

Es sind sehr große Schäden, Versicherungsschäden auch entstanden. Also auch die Versicherungen haben quasi darunter gelitten, dass dieser Sturm durch Mitteleuropa gezogen ist. Das heißt, es ist sehr wichtig zu wissen, wie funktionieren denn solche Stürme.

Und wird es möglicherweise in der Zukunft häufiger solche Stürme geben. Dann hier ein Bild von Düsseldorf. Also wir sind zwar in Köln, aber wir interessieren uns auch als Metrologen für Düsseldorf.

Da war nämlich in Pfingsten 2014 viel mehr kaputt gegangen als in Köln. Und da seht ihr hier so eine schöne Wohngegend mit schönen Bäumen. Und die sind dann leider etwas abrasiert worden.

Die waren belaubt und dann, wenn die belaubt sind, haben die eine größere Angreiffläche für den Wind. Und dann, wenn da so starke Böden wie bei Kyrill quasi auftreten, also über 140 kmh sind da gemessen worden am Flugplatz, dann werden diese einfach abrasiert. Und man sieht auch so, da gibt es auch Parkbilder, da sind dann riesendicke Bäume einfach so umgefallen.

Und die liegen dann auf der Wiese, als ob da so ein Riese gekommen wäre, der die einfach mal so umgeschmissen hätte. Also wie bei Herr der Ringe, da kommen die Bäume auch aus dem Wald und schmeißen irgendwelche Sachen um. So sieht das da nach diesem Pfingststurm aus.

Und hier seht ihr, dass die Böen-Geschwindigkeit, also die Spitzenböen von Kyrill und von diesem Pfingststurm, also der ist hier fälschlicherweise auch mit Ela bezeichnet, bei der deutschen Rück. Also die können das auch nicht richtig. Da sieht man eben, die waren eigentlich fast genauso gleich stark, die Böen.

Einen Fall 144 kmh und im zweiten waren es 142 kmh. Und was auch auffällt ist, dass bei Kyrill die Winde im Allgemeinen vor dem Spitzenereignis deutlich stärker waren als bei diesem Pfingststurm. Also hier sieht man, da waren die meistens unter 20 kmh und im Winterfall waren die um die 90 kmh.

Das heißt, da war durchgehend Sturmstärke. Und das ist genau eben der Unterschied. Also man hat einen starken Druckradienten im Winter und den hat man im Sommer eigentlich gar nicht.

Aber trotzdem kann man eben auch im Sommer solche starken Windböen erzeugen. Und ich erkläre euch heute, wie das funktioniert. Also das so zum Einklang.

Also fangen wir mit dem Winter an. Oder erstmal mit Naturgefahren im Allgemeinen. Also wo sind unsere Stürme einzuordnen? Also hier auf der Absisse, das ist quasi die Längenskala.

Und auf der Ordinate, das ist die Zeitskala. Geht von einem Meter bis 10.000 km und von einer Minute bis einem Jahr. Und dann sind hier so verschiedene Naturkatastrophen in diesem Koordinatensystem eingetragen.

Und da seht ihr, der Wintersturm, der lebt so auf Skalen von 100 bis vielleicht 1.000 km. Ein bisschen drüber vielleicht sogar. Und der hat so eine Dauer von vielleicht ein, zwei Tagen.

Wenn man dann sich anschaut, ja so Sommerstürme. Die passen dann eher zu den Hagelereignissen oder Blitzerreignissen. Oder zu einer Sturzflut.

Also auf Englisch wären das die Flash Floods. Und dann sieht man, die haben eine deutlich kleinere Skala, räumliche Skala. Und auch zeitlich treten die quasi in einer kürzeren Zeit auf.

Also vielleicht so eine Stunde oder zwei Stunden. Haben wir eben auch gesehen, das war nur sehr kurzzeitig, dass da dieser Pfingststurm aufgetreten ist. Und das umfasst dann auch nur so ein kleineres Gebiet.

Das ist dann nicht ganz Deutschland, sondern eher vielleicht so eine kleine Region von Nordrhein-Westfalen. Wie genau groß die war, das zeige ich euch nachher auch nochmal. Dann nochmal ein bisschen allgemeiner.

Also Naturkatastrophen führen zu enormen Schäden. Viele Todesopfer sind da zu beklagen. Also bei Korill waren es 45 Tote.

Hohe Materialschäden treten auf. Also zum Beispiel Hochwasserelbe Donau von 2002. Das hat ja dem Herrn Schröder quasi die Kanzlerschaft wieder eingebracht.

Das waren 11,6 Milliarden Euro Schäden, die da aufgetreten sind. Die führen auch dazu, dass die Landschaft sich verändert. Also wenn man zum Beispiel eine Hitzewelle hat, wie das 2003 der Fall war, dann führt das dazu, dass die Gletscher stark abschmelzen.

Und das führt dann auch zu einer Veränderung von der Landschaft. Eins ist auch klar, also diese Naturereignisse hat es immer gegeben. Die sind auch im Grunde wichtig, um den Energiehaushalt, quasi die Atmosphäre, aufrechtzuerhalten.

Und nicht irgendwelche Temperaturgegensätze ins Unendliche gehen zu lassen. Die sind quasi Randerscheinungen von dem Ausgleich der Kräfte. Die wird es auch in der Zukunft geben.

Nur die Frage ist, wie sich da quasi das Auftreten, die Wahrscheinlichkeit im Zuge des Klimawandels, ob die sich verändert. Weil die Umgebungsbedingungen verändern sich. Etwas wärmere Atmosphäre, mehr Feuchte, andere Windstärken in der oberen Troposphäre.

Also da kann man vielleicht davon ausgehen, dass sich dadurch, dass die Zutaten sich verändern, dann auch das Auftreten von solchen Naturereignissen sich in der Zukunft ändert. Und wir Meteorologen sind jetzt quasi dazu in der Lage, zumindest zu versuchen, abzuschätzen, wie das in der Zukunft sich denn entwickeln könnte mit den Winterstürmen oder mit den Sommerstürmen oder mit Hagelereignissen oder mit irgendwelchen Hitzewellen. Also sowas können wir dann versuchen herauszufinden.

Und das mögen auch die Versicherungen, weil die Versicherungen, die können dann ihre Versicherungspolisen entsprechend anpassen. Das heißt, Meteorologen sind auch bei Versicherungen quasi angestellt. So, dann kommen wir jetzt mal zu den Winterstürmen.

Und da versuche ich jetzt mal zu erklären, wie die entstehen und welche Zutaten man für Winterstürme braucht. Das ist so ein bisschen wie, ich backe einen Kuchen, da brauche ich halt Mehl, ich brauche Wasser, ich brauche Eier. Und jetzt gucken wir mal, was für Zutaten so ein Wintersturm braucht.

Genau, das ist erstmal wichtig zu wissen. Wie funktionieren denn überhaupt so Zyklonen, also Tiefdruckgebiete, wie entwickeln die sich? Also wofür brauchen wir die? Wir brauchen die, um Temperaturgegensätze aufzuheben. Also im Norden ist es im Winter relativ kalt, da ist die Sonneneinstrahlung sehr schwach.

Und über dem Äquator, da ist noch sehr viel Sonne. Das heißt, da wird sie sich immer stärker erwärmen, im Norden wird sie sich immer stärker abkühlen. Und das Meer als auch eben die Tiefdruckgebiete, die führen dazu, dass sich eben die Temperaturgegensätze quasi aufheben.

Also das Energiebudget der Atmosphäre wird dadurch quasi ausgeglichen. Dann gibt es eben auch noch den Drehimpuls, der wird dadurch auch noch verbessert oder wieder ausgeglichen. Aber da gehe ich jetzt nicht mehr darauf ein.

Also diese Zyklonen und auch Antizyklonen, die transportieren zum Beispiel Tropik- oder Subtropikluft nach Norden und Polarluft nach Süden oder sogar arktische Luft. Die geht dann Richtung Süden, erwärmt sich und die Tropikluft, die geht Richtung Norden und kühlt sich ab. Und so hat man dann quasi einen Ausgleich zwischen der kalten Luft im Norden und im Süden der warmen Luft.

Und dann kann man eben verschiedene Entwicklungsstadien für solche Tiefdruckgebiete unterscheiden. Und die gucken wir uns jetzt mal an. Es gibt die Initialphase.

Also stellt euch vor, man hat jetzt quasi hier im Norden die kalte Luft, die schiebt sich keilförmig unter die warme Luft. Und dadurch, dass eben im Norden kalte Luft liegt und im Süden warme Luft, entsteht in der Höhe ein Strahlstrom, also starke Winde in der Höhe. Das liegt eben daran, weil der Druck quasi in der warmen Luft nicht so schnell abnimmt wie in der kalten Luft.

Und dann hat man starke Druckgegensätze in der Höhe und dann hat man hier einen starken Wind in der Höhe. In 300 Hektopascal ist das Maximum des Polarjets, der Polarstrahlstrom. Und wenn so ein Tiefdruckgebiet quasi entsteht, das entsteht immer in der Nähe von diesem Strahlstrom, weil es eben ausströmende Luftmassen in der Höhe braucht.

Also wir sagen dazu Vergenzen. Da müssen positive Vergenzen, also Divergenzen in der Höhe entstehen. Und dann entsteht am Boden eben eine kleine Welle und das ist dann die Initialphase für die Tiefdruckentwicklung.

Also seht ihr hier den Polarjet. Das ist die Polarfront, das ist die hyperbarokline Zone. Also das sagt man, da sind die größten Temperaturgegensätze zu finden.

Also wir sagen da hyperbarokline Zone zu. Und da habt ihr eben die kalte Luft, die Richtung Süden strömt und die warme Luft Richtung Norden. Und da entsteht jetzt unser Tiefdruckgebiet.

Also eine kleine Welle an der Polarfront führt zu der Initialisierung einer Zyklone. Das Ganze bildet sich dann zu einer Wellenstörung aus. Also die Höhenströmung, die wellt sich dann und auch am Boden entsteht eine Welle, sodass eben mehr Luftmasse Richtung Norden, warme Luftmasse Richtung Norden und mehr kalte Luftmasse Richtung Süden strömt.

Und das Tief, das befindet sich immer noch in der Nähe von dem Strahlstrom in der Höhe. Und wenn dann oben in der Höhe quasi Luftmassen auseinander fließen, dann kann der Druck, weil die Luftsäule, die wird dann quasi evakuiert, kann dann vom Tief weiter fallen. Und so können sich dann quasi starke Tiefdruckgebiete am Boden ausbilden.

So, dann geht es weiter, dann kommt die sogenannte Idealzyklone. Das heißt, der Sektor, der Warmsektor, der verengt sich jetzt. Die Kaltluft kommt schneller voran als die Warmluft.

Und dann bildet sich hier dieser Warmluftsektor. Und dieses Stadium, wenn noch keine Okklusion entstanden ist, dann bezeichnen wir das als Idealzyklone. Und das Ganze genau in der Höhe, das seht ihr auch, die Höhenströmung, die fängt an zu meandrieren.

Das ist dann wie so ein Fluss, der meandriert. Und das sieht man dann auch in Höhenkarten, dass der Wind dann quasi Bögen schlägt. So, dann geht das weiter, dann okkludiert das Tief.

Also die Kaltluft schiebt sich quasi über die Warmluft. Und der Warmsektor wird dann hier gehoben in diesem Teil. Weil die Kaltluft kommt dann quasi auf die Kaltluft vor der Zyklone wieder drauf.

Und dann schiebt das quasi den Warmsektor in die Höhe. Und wenn sich Warmluft in die Höhe begibt, dann kühlt sie sich ab. Also Warmluft, die aufsteigt, die kühlt sich ab.

Und die Kaltluft, rückseitig quasi der Kaltluft, die sinkt ab und erwärmt sich. Das heißt, kalte Luft erwärmt sich, Warmluft wird abgekühlt. Dann haben wir wieder diesen Energiehaushalt, den wir quasi erfüllen müssen.

So, und jetzt seht ihr, das Tief, das liegt jetzt quasi in der kalten Luft. Das entfernt sich jetzt von dem eigentlichen Strahlstrom. Und das kann dann nicht mehr von den Ausströmen in der Höhe so gut profitieren.

Das heißt, da ist eigentlich der Lebens- oder der Höhepunkt der Entwicklung des Tiefs überschritten. Das heißt, sobald die Okklusion beginnt, wissen wir Meteorologen, das Tief wird sich jetzt nicht mehr verstärken. Der Kerndruck, der wird nicht mehr stark fallen.

Also, wenn ich sehe, das Tief, das liegt in der kalten Luft, dann weiß ich sofort, das Tief wird jetzt keine großen Druckfälle mehr in der Zukunft haben. Das wird sich dann nicht mehr stark verstärken. So, und dann haben wir quasi den Werdegang von solchen Zyklonen erstmal uns angeschaut.

Nochmal den Einfluss der Höhenströmung. Also manchmal gibt es dann auch solche Konfigurationen. Man hat hier diesen primären Strahlstrom.

Das ist ein sehr starker Strahlstrom, der hat teilweise 200 km pro Stunde. Also hier ist die Skala, hier oben sind 190 km pro Stunde. Und das sind dann im Kern dieses Strahlstroms wahrscheinlich so 200 km pro Stunde.

Also wenn ich da mit dem Flugzeug reinfliege, dann kann ich ordentlich Sprit sparen. Das machen die natürlich auch. Das hier in 300 Hektobaskal, das sind so 9 km Höhe.

Und hier sehen wir auch noch einen zweiten Strahlstrom. Also das nennen wir einen Sekundärstrom. Das ist der Primärstrom oder der Primärjet und das ist der Sekundärjet.

Und man sieht eben an der linken Ausgangsseite des Primärjets, da herrscht Divergenz in der Höhe. Und an der rechten Eingangsseite des Sekundärjets, da herrscht auch Divergenz. Und in dem Fall hat man eine Superposition der Divergenzbereiche.

Das heißt, wenn jetzt hier ein Tief drunter liegt, das kann dann von Ausströmen in der Höhe quasi profitieren. Und dann kann quasi der Kerndruck noch erhalten bleiben, auch wenn das Tief jetzt hier schon in der kalten Luft liegen würde. Das würde sich dann nicht mehr stark vertiefen, aber das würde dann noch zumindest den tiefen Druck halten.

Also merkt euch, dass so ein Tief im Winter, das profitiert sehr von der Höhenströmung. Also von den Divergenzen in der Höhe. Wie stark in der Höhe die Luftmassen auseinanderfließen.

Also das ist sehr wichtig zu wissen. Was gibt es denn sonst noch für Zutaten? Das erste habe ich ja schon erzählt, starke Temperaturgegensätze sind sehr wichtig für die Entstehung von Winterstürmen. Also der Strahlstrom, wenn die Winde in der Höhe sehr stark sind, dann können auch die Divergenzgebiete sehr stark sein in der Höhe.

Wenn jetzt die Temperatur und Feuchtwerte des Warmsektors, der Warmluftmasse, die beteiligt ist, hoch ist, ist das natürlich auch förderlich, weil ich nämlich dann leichter Luftmassen von unten nach oben transportieren kann. Also in dieser Luftmasse, wenn da viel Feuchte drin ist, dann ist da sehr viel latente Wärme enthalten. Also ich kann quasi, wenn ich Wasserdampf kondensiere, Energie gewinnen und kann dann so leichter die Luftpakete von der Bodennähe bis in die Höhe bringen.

Und da habe ich Divergenzen. Das heißt, wenn ich viel Feuchte habe, kann ich auch sehr gut hochreichende Wolken bilden. Also hochreichende Konvektion, sagen wir Meteorologen.

Also wenn das hier beides zusammenkommt, dann habe ich sehr starken Druckfall in der Zyklone. Wenn ich dann noch andere Hebungsprozesse habe, zum Beispiel wenn ich eine Welle habe in der Atmosphäre, auf der Vorderseite dieser Welle herrscht Hebung. Dann kann das natürlich auch gut dazu beitragen, dass sich so ein Tief quasi bildet.

Dann gibt es besondere Zyklonen, die nennen wir Zyklonbomben. Die haben eine explosive Zyklogenese. Also das heißt eigentlich nur, dass innerhalb von 24 Stunden der Kerndruck um 24 Hektopascal fällt.

Wenn das gegeben ist, dann sagen wir, das ist eine Zyklonbombe. Also wenn ihr auf der Wetterkarte mal ein Tiefdruckgebiet seht, was 30 Hektopascal an einem Tag fällt, dann könnt ihr sofort sagen, das ist eine Zyklonbombe. Und die sind auch meistens quasi mit Stürmen verbunden.

Also Kyrill war auf jeden Fall eine Zyklonbombe. Das zeige ich euch gleich noch in der Grafik. Wenn man so einen starken Winterurkan haben möchte, dann ist häufig auch eine Sekundärtiefentwicklung aufgetreten.

Ich habe ja eben gesagt, wenn das Tief quasi okkludiert und der Kern des Tiefs in die kalte Luft wandert, dann ist die Entwicklung eigentlich vorbei. Aber am Okklusionspunkt, wenn da ein neues Tief entsteht, dann liegt das wieder unterhalb vom Strahlstrom in der Höhe. Und dann kann quasi an diesem Okklusionspunkt wieder ein starkes neues Tief entstehen.

Also das würde quasi in eine starke Strömung eingebettet und würde diese dann nochmal verstärken. Also so kann dann auch nochmal ein Winterstürm sich verstärken oder neu bilden. So, dann nochmal kurz zur Kaltfront.

Also ihr habt ja vorhin gesehen, die Windstärken bei dem Orkan Kyrill, die waren eigentlich immer sehr stark. So 90 kmh hatten die und dann kam auf einmal so ein Peak von 144 km pro Stunde. Und das liegt eben daran, dass die Kaltfront durch das Land gezogen ist.

Das ist nämlich so, dass hier an der Kaltfront, quasi in der Höhe, die kalte Luft etwas schneller vorankommt als am Boden. Und dann sieht man, da liegt kalte Luft über der warmen Luft und das ist immer instabil. Das heißt, hier können Luftpakete leichter aufsteigen.

Das heißt, hier können die Luftpakete sich austauschen in der unteren Troposphäre. Und das bedeutet, dass die stärkeren Winde in der Höhe, hier hat man Bodenreibung, werden die Winde quasi abgeschwächt, die können dann auch leichter runtergemischt werden durch Absinken von Luftpaketen. Die können dann wie so im Aufzug hoch und runter fahren, weil hier die Atmosphäre instabil geschichtet ist.

Und dann kann quasi, wir sagen dazu, ein Impulstransport stattfinden. Das heißt, die starken Winde in der, sagen wir mal 800 Meter oder 1000 Meter, die können dann leichter bis zum Boden kommen. Also das könnte der Fall gewesen sein bei Kyrill, dass quasi die Kaltfront dieses Heruntermischen von Impuls quasi zu den starken Winden geführt hat.

Oder möglicherweise könnten auch Gewitter entstanden sein, Schauer. Also hier sieht man ja, die kalte Luft wird quasi unter die Warmluft geschoben und dann entsteht hier Hebung. Und diese Hebung führt dann zu Schauer- und Gewitterbildung, also zu hochreichender Konvektion.

Und in diesen quasi Gewittertürmen oder in diesen Schauertürmen, da entstehen Downdrafts, also Abwinde, Abwindschläuche. Und diese Abwindschläuche, die können dann auch dazu führen, dass da quasi Luftpakete von oben bis nach unten fallen. Und wenn die dann auf den Boden treffen, ja, das ist dann wie, ich lasse einen Sack Reis fallen, ja, irgendwie aus 5 Kilometer Höhe.

Also der nimmt dann die Geschwindigkeit zu und wenn er auf den Boden fällt, ja, der Sack Reis, der platzt einfach auf und bleibt da liegen. Aber Luft, ja, die kann dann quasi ausfließen seitlich. Und dann kann man zum Beispiel bei Gewittern auch diese herunterfallenden Luftpakete sehen, wenn die quasi dann die starken Böen verursachen.

Habt ihr vielleicht im Sommer schon mal gesehen, ja, das ist im Sommer dann auch der Fall. Man hat einen Gewitter und dann entstehen plötzlich starke Böen, ja, das sind die Downdrafts. Und das kann auch sein, dass quasi während dieser starken, dieses starken Druckgegensatzes, ja, als quasi Keil von Curry durchgegangen ist, dass da quasi Schauer und Gewitter mit den Downdrafts für diese starke Böe in Düsseldorf geführt haben.

Das ist aber im Nachhinein nicht mehr so ganz einfach nachzuvollziehen, welcher Effekt da jetzt wirklich das dazu geführt hat. Also hier nochmal, das ist Kyrill, also ihr seht hier Dänemark, das ist Dänemark, hier ist Italien, das ist Deutschland. Und ihr seht, Kyrill liegt jetzt hier quasi über dem Nordsee, hat einen Kerndruck von 965 Hektobaskal.

Und über der Bretagne haben wir 1015, ja, das ist ein starker Druckgegensatz von 50 Hektobaskal. Und ja, der führte dann eben zu einer starken Drängung der Isobarn, ja, der liehen den gleichen Drucks. Und wenn die Drängung sehr stark ist, dann wissen wir sofort, der mittlere Wind, ja, der ist sehr stark.

Und dann seht ihr hier auch die Kaltfront, ja, die hat dann letztendlich zu diesen starken Böen geführt. Also seht ihr hier, das ist die Böenverteilung, also großflächig, ja, über ganz Mitteleuropa sind hier sehr starke Böen aufgetreten. Also 119 ist Orkan, 119 kmH, also alles, was orange ist, das ist Orkanböen, also weit verbreitet sind da Orkanböen aufgetreten.

Also Sturmstärke, orkanartige Böen, das ist dann hier dieses Gelbe, ja, sind auch sehr weit verbreitet aufgetreten. Und besonders stark waren die Winde auf den Bergen, das sind die Kreuze hier, ja, da sind teilweise, glaube ich, 200 kmH teilweise aufgetreten. Und Düsseldorf ist hier dieser rote Fleck, ja, dann gab es noch Ahtan, in Niedersachsen liegt das, glaube ich, das hatte ebenfalls 144 kmH.

Also da sind sehr starke Böen weit verbreitet in ganz Mitteleuropa aufgetreten. Weil eben diese Kaltfront, ja, die hat auch weite Bereiche quasi erfasst. Also die ist hier über die Lande gezogen und hat quasi hier das ganze Gebiet quasi auch erfasst.

Ob jetzt quasi dieser stärkste Böen immer an der Kaltfront aufgetreten ist, das glaube ich nicht, ja, da gibt es auch andere Mechanismen, da gehe ich jetzt aber nicht mehr ein drauf, das ist vielleicht ein bisschen zu kompliziert. Das Weiße hier, das sind Stationen, ja, das sieht aus wie Hagel, die nicht gemeldet haben. Ja, es gibt so besonders in England irgendwelche faulen Wetterbeobachter oder Stationen, die eben keine Böen melden, ja, das ist ein bisschen schade.

Es gibt dann auch so Länder wie hier Ungarn, ja, die haben gar nichts gemeldet oder Italien, da waren auch keine Böenmeldungen. Das liegt dann so ein bisschen an den Grenzen, also die EU, ja, die hat auch Probleme mit, also Flüchtlingen, ja, aber auch mit Böenmeldungen. Also ich glaube, Flüchtlingen ist es schlimmer als jetzt, dass die Böenmeldungen nicht da sind.

Aber ich habe mich zumindest gefreut, als ich die Karte gemacht habe, dass da viele Länder zu Messungen beigetragen haben, der Böenstärke. Ja, hier nochmal diese Kalfront, ja, also ihr seht, das ist jetzt das Radarecho. Man sieht hier sehr genau, wo die Kalfront quasi langzieht, das ist hier der stärkste Bereich, wo das Echo aufgetreten ist.

Da sind auch Tornado-Verdachtsfälle aufgetreten in Ostdeutschland, da wo hier so Hagel, extremer Hagel quasi eingetragen ist. Also das ist dann natürlich auch, ja, extrem starke Winde, ja, die entstehen dann auch nochmal durch besondere Konvektionen an der Kalfront. Also durch besondere Gewitterkomplexe, da muss man vielleicht auch noch ein bisschen weiter ausholen, um das genauer zu erklären.

Das war die Wetterlage von Kyrill. Wir hatten einen sehr starken Primärjet, also dieser Strahlstrom, der quasi anzeigt, wie stark die Temperaturgegensätze zwischen Norden und Süden sind. Die waren hier auch bei 200 km pro Stunde.

Und es gab dann auch diesen Sekundärjet, den sieht man hier auch. Das heißt, der Kerndruck von Kyrill ist lange erhalten geblieben. Der blieb lange relativ tief.

Das sieht man hier auch nochmal. Das sind jetzt Kacheln, wo der Strahlstrom zu verschiedenen Zeiten eingetragen ist. Und man sieht im unteren Bild, wie der Kerndruck von Kyrill gefallen ist.

Und in dem Bereich hier ist quasi diese Zyklonbombe aufgetreten. Da fällt der Druck von dem Kern von Kyrill sehr stark. Kyrill selber entstand quasi über den USA, ist dann südlich von Neufundland gezogen, hat hier den Strahlstrom gekreuzt.

Der ist von der warmen Seite in die kalte Luft gewandert. Und dann hätte man gesagt, hier ist jetzt die Entwicklung vorbei, weil das Tief ja in der kalten Luft ist. Aber dann kam es eben zu einer Sekundärzyklogenese.

Dann ist an der Okklusion ein Teiltief entstanden. Und das Teiltief hat dann den Druck gehalten, weil es dann auch von diesem Sekundärjet profitiert hat. Und dann seht ihr, der Druck ist nicht mehr weiter gefallen, sondern der ist dann gleich geblieben.

Und so konnte Kyrill sehr weit bis nach Russland weiterziehen und auch da starke Winde verursachen. Also wenn ihr keine Fragen mehr zu den Winterschirmen habt, wir können festhalten, wir brauchen bestimmte Zutaten. Also einen starken Temperaturgegensatz, einen starken Wind in der Höhe.

Wir brauchen bestimmte Tiefdruckentwicklungen. Feuchte Luftmassen sind förderlich. Hebung, das ist alles super.

Und dann entsteht quasi ein starkes Tiefdruckgebiet. Und das führt dann großflächig zu starken Winden. Und wenn dann noch andere Faktoren wie so eine Kaltfront oder Gewitter oder was auch immer kommen, dann kann auch großflächig diese mittlere Windgeschwindigkeit, die da entsteht, nochmal übertroffen werden.

Also mittlere Windgeschwindigkeit ist dann vielleicht ein Sturm. Und das wird dann durch dieses Extraereignis von einer Kaltfront zu einem Orkan. Und dann kann es weiträumig in ganz Deutschland, in Mitteleuropa kann es dann zu Böen führen.

So, jetzt kommen wir zu dem Sommerfall. Also was brauchen wir denn, um Sommerstürme entstehen zu lassen? Also erstmal zu diesem Pfingst und Wetter. Also wer hat das noch im Kopf, das Pfingst und Wetter? Ja, schon ein paar.

Da gab es auch ein... Da war jemand sogar in Düsseldorf, sehr gut. Ich war zu dem Tag im Gartenbahnhof. Jan hat euch schon erzählt, ich bin auch in der Gartenwerkstatt Ehrenfeld aktiv.

Ich bin urbaner Gärtner. Ihr habt ja auch ein Sommerfest bei uns gemacht. Und da sah ich einen Wolkenschirm, ein wunderschöner Wolkenschirm.

Und dachte, gleich fängt es an zu regnen. Bin dann schnell nach Hause gefahren, hab mir das Radar angeschaut und sah, oh, der Regen kommt ja erst in Aachen. Das war ein riesiger Wolkenschirm.

Und man sah dann hier so sehr bedrohliche Wolken. Das waren Marmatoswolken, wie so Euterwolken. Das sind dann so Wassersäcke, die so runterhängen, aber nicht runterfallen, weil da noch Aufwinde herrschen.

Und dann konnte ich so ein bisschen ausrechnen. Und dann kam eine Stunde später oder 3, 4 Stunden später kamen erst diese starken Niederschläge mit dieser Böenfront quasi nach Köln. Da hatten die Böen noch nicht diese richtig starken Kräfte entwickelt wie in Düsseldorf dann.

Ich sah dann von meinem Fenster aus, wie stark die Bäume quasi bewegt wurden. Wir haben so ein Himbeergerüst, das wäre fast umgefallen. Ich war da schon beeindruckt als Meteorologe und hab mich dann auch nicht so sehr gewundert, dass da in Düsseldorf mehr passiert ist.

Weil das hat sich halt noch ein bisschen verstärkt. Also da ist am Düsseldorfer Flughafen eine Böe von 142 km h entstanden. Und der Flugbetrieb, der ist dann einfach mal eingestellt worden.

Das war ein Schwergewitter. Und das hat eben immense Schäden an Infrastruktur und auch an der Infrastruktur. Da waren Bahnlinien teilweise wochenlang einfach gesperrt, weil da sehr viele Bäume in die Oberleitung gefallen sind.

Und dann ging da eigentlich nichts mehr. Was für Zutaten braucht man? Also man braucht Feuchte. Man braucht eine instabile Atmosphäre.

Und man braucht einen Hebungsmechanismus. Und man braucht Windscherung, wenn man so großflächige Stürme erzeugen möchte. Also die Feuchte, das habe ich ja eben schon mal erzählt, wenn man viel Feuchte hat, dann kann man diese latente Wärme nutzen, die quasi in der Feuchte vorhanden ist.

Und die führt dann dazu, dass man hochreichende Konvektionen bilden kann. Also Gewitterstürme oder Gewittersysteme. So, Labilität bedeutet eigentlich nur, dass die Luftpakete, die man hier mit der feuchten Luft quasi in die Atmosphäre entlässt, dass die da von alleine irgendwann aufsteigen können.

Also ich muss die nicht mehr zwingen, aufzusteigen, die Luftpakete. Also wenn ich jetzt, sagen wir mal, einen Berg habe, und ich habe vielleicht noch 50 Meter, habe einen Karren, den ich da hochdrücken muss, die 50 Meter, die kann ich vielleicht noch überwinden durch irgendeinen Mechanismus in der Atmosphäre. Und wenn ich dann oben bin, dann lasse ich den Karren einfach runterlaufen.

Also wenn ich dann auf die andere Seite quasi fahren will, also den Karren auf die andere Seite bringen will. Und so ist das hier im Grunde auch. Wenn ich in der mittleren Troposphäre, sagen wir so 2, 3, 4, 5 Kilometer, wenn da eine Schichtung ist, die derart ist, dass da quasi Luftpakete von alleine aufsteigen können, dann ist das schon mal eine gute Sache für unser Sommersturm.

Dann brauchen wir auch noch einen Hebungsmechanismus. Also ich muss irgendwie diesen Karren ja da hochbringen. Ich brauche einen Mechanismus, der mir meine Luftpakete erstmal in die Region, in die Atmosphäre bringt, sodass die alleine aufsteigen.

Das kann zum Beispiel eine Konvergenzlinie sein, wo Luftmassen aufeinander fließen. Das kann ein Gebirge sein. Also wenn das der Berg ist, dann fließt hier quasi Luft auf den Berg und dann werden da Luftpakete gehoben.

Erzwungene Hebung. Oder es kann ein Gewitter sein. Und das Gewitter, das stirbt und hat dann eine dichte Strömung.

Und die dichte Strömung, die ist dann so eine Pseudokaltfront. Die trifft dann auf warme Luft und hebt dann auch die Luftpakete. Und genau das war der Fall bei unserem Sommer-Pfingst-Unwetter.

So eine dichte Strömung von einer alten Konvektion. Also da ist ein Gewitter gestorben. Also das musste sterben, damit was Neues entsteht.

Das ist ja auch schön. Dann gibt es noch einen weiteren wichtigen Punkt. Der steht hier auch noch.

Das ist die Windscherung. Also wofür braucht man eine Windscherung? So ein Gewitterkomplex, so ein System, hat eine sich selbst erhaltende Zirkulation. Also im Grunde ist das so.

Die Winde am Boden kommen vielleicht aus dem Osten. Und die Systemwinde käme aus dem Westen. Und dann prallen die aufeinander.

Und dann können sich hier quasi neue Gewittertürme bilden. Und wenn in der Höhe, also Boden haben wir Ostwinde, in der Höhe haben wir Westwinde. Dann kann eben der Impuls in der Höhe runtergemischt werden im hinteren Teil des Systems.

Und kann dann quasi eine dichte Strömung entstehen lassen, die quasi hier auf die Bodenwinde dann trifft. D.h. eine Windscherung zwischen Boden und Höhe ist förderlich. Genau, d.h. solche Gewittersysteme, die brauchen eben eine Windscherung.

Das war bei unserem Gewitter, also Pfingstgewitter war das auch der Fall. Dann gibt es ein ganzes Spektrum von Gewitter. Also Superzellen, Mini-Superzellen, Multizellen, Einzelzellen, pulsierende Gewitter, also ganz verschiedene konvektive Modi, wie wir die bezeichnen.

Da brauchen wir jetzt aber nicht weiter eingehen. Dann gibt es z.B. das Einzelgewitter. Das unterscheidet man dann in einem Jugendstadium, einem Aufbaustadium, einem Reifestadium.

Hier hat man diesen Amboss. Das ist die hochreichende Konvektion, dieses Gewitter, was entstanden ist. Hier sieht man auch die Abwinde, die hier quasi seitlich ausfließen, was ich eben meinte.

Und am Ende, beim Auflösungsstadium, da fließt quasi alles dann nach unten. Da haben wir die Abwinde dann quasi dominierend. Und dann stirbt hier das Gewitter.

Und dann könnt ihr euch vorstellen, dann entsteht eben diese dichte Strömung, von der ich eben gesprochen habe, hier in Bodennähe. Dann entstehen hier kalte Luftmassen, die dann auf warme Luftmassen treffen und ein neues Gewitter vielleicht entstehen lassen. Also das ist das Einzelgewitter.

Dann gibt es noch ein Multizellengewitter. Da entstehen dann quasi durch die Abwinde neue Zellen. Hier, das ist eine neue Zelle, die quasi durch die Abwinde hier generiert wird.

Die Winde am Boden sind normalerweise hier aus Osten. Dann kommen die Abwinde, die kommen dann aus Westen. Und die treffen dann auf die vorderseitigen Winde am Boden.

Und dann entsteht hier eine Konvergenz. Und die Konvergenz lässt dann neue Zellen entstehen. Das ist dann ein Multizellengewitter.

Und dann gibt es noch spezielle Kandidaten. Das ist die Superzelle. Die entsteht dann manchmal in den USA, sehr selten in Europa.

Die haben dann noch speziellere Ausprägungen. Eine Mesozyklone. Das heißt, diese Zyklone ist nicht so groß.

Die ist vielleicht 10 bis 20 Kilometer groß. Also nicht so groß wie Quirill. Und die lebt quasi innerhalb dieses Systems.

Dann braucht man noch ein sogenanntes Hook Echo. Also ein hakenförmiges Echo im Radarniederschlag. Und man hat dann noch verschiedene Strömungen.

Da gehe ich jetzt aber auch nicht mehr drauf ein. Also das ist eine spezielle Superzelle. Die sieht dann so schön aus.

Das ist jetzt wahrscheinlich in den USA. Ein typisches Beispiel für so eine Superzelle. Also hier sieht man diese Mesozyklone, wo quasi eine Drehung auftritt.

Und da können dann auch leicht Tornados entstehen. Dann kann man sogenannte mesoskalige konvektive Systeme auch noch definieren. Also das sind jetzt zusammengesetzte Gewittersysteme.

Die haben eine Größe von einigen hundert Kilometern. Und die haben auch eine Lebensdauer von mehreren Stunden. Und die haben eben eine Eigendynamik.

Die erhalten sich selber durch ihre Strömung. Das sind sich selbsterhaltende Systeme. Also die Strömung innerhalb des Systems.

Wenn die Bedingungen stimmen, dann lebt das quasi immer weiter. Und erst wenn quasi die Zutaten für dieses System nicht mehr gegeben sind, also wenn zum Beispiel keine Feuchte mehr da ist, oder wenn die Atmosphäre stabil wird, dann stirbt das System erst. Und deswegen leben die auch da, wo eben diese Zutaten gegeben sind.

So lange leben die. Und wenn die dann in eine Region wandern, wo quasi diese Zutaten nicht mehr gegeben sind, wo eine Zutat fehlt, dann sterben die. Also wenn das Salz in der Suppe fehlt, dann schmeckt uns die Suppe nicht mehr.

Und so ist das mit dem System auch. Wenn dann keine Feuchte mehr da ist, dann mag das System auch nicht mehr leben. Hat es keine Lust mehr.

Also da gibt es dann sogenannte Squall Lines, das sind Böenlinien, Bow Echoes, oder Line Echo Wave Patterns, oder mesoskalige konvektive Komplexe. Also unser Pfingststurm, das war eine Bow Echo. Und wer kann sich an das Hagelunwetter von München erinnern? Also da ist ja auch sehr viel kaputt gegangen.

Flugzeuge, ganze Landstriche sind da verwüstet worden durch so ein Hagelunwetter. Also das war ein MCC. Dann entsteht auch so eine kleinräumige Pseudokaltfront, weil eben da in dem System Abwinde generiert werden.

Die bringen dann eben kalte Luftmassen aus der Höhe runter. Und dann fällt die Temperatur sehr stark. Und man denkt, da ist eine Kaltfront, die kommt.

Aber das ist eigentlich keine richtige Kaltfront, weil man befindet sich eigentlich noch in der gleichen Luftmasse. So, dann hier nochmal aufgelistet lineare konvektive Systeme, Gewitterlinien, Bogen Echoes gibt es, und den mesoskaligen konvektiven Komplex. Also verschiedene Arten von Gewittersystemen.

Unterscheiden wir hier nochmal ein Beispiel. Das ist ein Line Echo Wave Pattern über Belgien oder den Niederlanden. Ich weiß jetzt nicht so genau.

Also hier sieht man, da ist so eine kleine Welle drin. Und das ist linienhaft angeordnet, diese Radarechung. Das ist ein typisches Line Echo Wave Pattern.

So, dann gucken wir uns mal an. Das war jetzt im Juni 2014. Da sind in einer sehr feuchten, warmen Luftmasse, also über dem Nordatlantik strömte Kaltluft Richtung Süden.

Das sieht man hier an den warmen, förmigen Wolkenstrukturen. Und auf der Vorderseite dieser Kaltluft strömte sehr warme, feuchte, subtropische Luftmasse, teilweise auch tropischen Ursprungs nach Mitteleuropa. Also man könnte auch sagen, das war eine Waschküche.

Also sehr feucht, sehr schwül. Und da entstanden sehr viele Gewitterkomplexe. Und das hier ist jetzt unser Gewitterkomplex von dem Pfingstunwetter.

Das hat einen sehr großen Wolkschirm. Also die eigentliche Niederschlagsregion war viel kleiner. Das hat es vielleicht ein bisschen übertrieben mit den Wolkenschirmen, dieses System.

So, jetzt gucken wir mal, ob wir das auch abspielen können. Ah ja, das scheint zu gehen. Also das ist jetzt ein kleiner Film.

Ihr seht jetzt, wie quasi unser System entsteht und dann auch wächst. Ich lasse das nochmal laufen. Also über Frankreich, da entsteht dieser Gewitterkomplex, der dann stirbt, ganz traurig.

Der diese Dichteströmung entstehen lässt. Und vorderseitig von dieser Dichteströmung entsteht dann unser System. Also an der Grenze hier entsteht jetzt unser neues System.

Seht ihr gerade, wie das da entsteht. Und dann kommt die Nacht. Und man sieht am Ende dann, wie groß dieses System hier geworden ist mit dem Wolkenschirm.

Und man sieht hier auch noch so einen kleinen Wolkenturm, den man im nächsten Bild besser sehen kann. Also hier nochmal. Also das ist dann quasi am Ende, kurz bevor die Sonne untergeht.

Und hier seht ihr Wolken, die quasi durch die Tropopause gestoßen sind und in der Stratosphäre sich befinden. Also sie sind vielleicht ein, zwei Kilometer hoch geschossen. Und das ist genau die Region, wo diese stärksten Böen aufgetreten sind.

Und wir haben dann auch so eine Mesozyklone entdeckt in dieser Region. Das heißt, hier sind dann auch Drehungen der Winde aufgetreten. Und man sieht das dann auch, wenn man sich Falschfarben anschaut vom Infrarotkanal.

Also da sagt man zu, das ist so ein Overshooting-Top. Das ist hier eben kälter. Und drumherum ist es ein bisschen wärmer.

Das ist der sogenannte Warm-Spot. Und dann hat man hier noch diesen Kältering. Das ist der Cold-Ring, der sogenannte.

Das ist eben sehr typisch für solche Bow-Echos, für solche Systeme. Und das hier ist jetzt quasi fast der Zeitpunkt, als in Düsseldorf die stärkste Böe aufgetreten ist. Also die ist im 19.

UTC aufgetreten. Und da seht ihr, das ist genau in dem Bereich, wo diese Mesozyklone aufgetreten ist. Wo diese überschießende Luft quasi entstanden ist.

Hier sieht man nochmal die Radarechos zu verschiedenen Zeiten. Also das System entstand an der Grenze zwischen Belgien und Frankreich. Hat dann eine lineare Struktur angenommen.

Und etwas später entwickelt es dann so eine bogenartige Form. Deswegen sagen wir, das war ein Bow-Echo. Und am Ende zerfasert es dann wieder.

Und zerfällt dann langsam um 22 UTC, also am Abend. Und ich werde euch gleich zeigen, dass hier eben die Bedingungen gar nicht mehr so gut waren für dieses System. Die Zutaten waren dann eben nicht mehr gegeben.

Was man hier auch sieht, sind die Böen-Stärken in Meter pro Sekunde. Also das hier ist Düsseldorf, 40 Meter pro Sekunde. Dann hatten wir in Essen 35 Meter pro Sekunde.

Und diese Station zeigt 34. Dann haben wir hier noch 30, 31. Also das war wirklich nur so ein kleiner Streifen.

Vielleicht 20, 30 Kilometer war der Breit, der quasi im Ruhrgebiet sich hier durch das Ruhrgebiet durchgefressen hat. Also wir vermuten, das war genau eben die Region, wo diese Mesozyklone aufgetreten ist. Und leider, das Radar steht hier in Essen.

Als das System dann quasi über Essen gezogen ist, konnte das Radar das nicht mehr so gut auflösen. Deswegen können wir das nur vermuten, dass hier die Mesozyklone auch noch durchgezogen ist. Also das waren kleinräumige Effekte.

Ihr seht halt, die Böen waren vielleicht so groß wie Nordrhein-Westfalen. Die haben das System betroffen. Aber das ist viel kleiner als bei Kyrill.

Das war ja ganz Mitteleuropa. Das ist halt so ein Sommersystem. Das ist eben sehr viel kleinskaliger.

Dann gucken wir uns die Zutaten noch mal an. Das ist die Stabilität. Da habe ich jetzt mal grün markiert, wo eine vertretbare Stabilität der Atmosphäre herrscht.

Wo diese rosanen Farben sind, da ist die Atmosphäre so geschichtet, dass da die Luftrakete leicht aufsteigen können. Dann gucken wir mal, wo es genug Feuchte vorhanden ist. Das ist auf jeden Fall in Nordrhein-Westfalen der Fall.

Also so ein Streifen über Deutschland und über Benelux. Dann haben wir noch die Windscherung. Das waren diese gegensätzlichen Winde.

In dem Fall kamen die Winde am Boden aus Nordost. Und in der Höhe waren die aus Südwest. Das war die Windscherung.

Und in diesem Gebiet Nordwestdeutschland war die förderlich. Dann können wir die mal übereinanderlegen.

Und dann seht ihr, das hier war das Gebiet, was förderlich für die Entwicklung von so einem System war. Und habe ich ja eben gesagt, um 22 Uhr zerfiel das Ganze, dann war das System eben hier mitten über Niedersachsen. Und da waren eben die Bedingungen nicht mehr so toll, was die Feuchte angeht.

Die Feuchte, die war da eben nicht mehr gegeben, das sieht man hier. Genau, das Rote war die Feuchte, die war quasi der limitierende Faktor für das System über Norddeutschland. Genau, dann machen wir hier nochmal einen Cut.

Also, Sommersysteme entstehen durch hochreichende Konvektion, die vielleicht auch nicht so ganz einfach zu verstehen ist. Es gibt da verschiedene konvexe Modi, wie wir sagen. Die sind auf jeden Fall kleinskaliger als Winterstürme.

Und es sind ganz andere Zutaten. Wir brauchen Feuchte, wir brauchen Windscherung und wir brauchen eine instabile mittlere Troposphäre. Und wir brauchen einen Hebungsmechanismus.

Irgendwer muss den Karren auf den Berg schieben, dass der Karren halt runterlaufen kann. Also ganz andere Zutaten. Ich backe da einen ganz anderen Kuchen als im Winter.

Und dann erzähle ich noch was kurz zur Zukunft. Also wir wissen bei Sommerstürmen nicht so viel wie bei Winterstürmen, aber da wissen wir auch nicht so viel. So viel kann ich schon mal was sagen.

Also, wir beziehen uns jetzt hier vor allem auf das Representation Concentration Pathway 8.5 vom IPCC, International Panel of Climate Change. Also ich nehme 8.5, weil mir das am wahrscheinlichsten erscheint, dass das eintritt. Weil die Atmosphäre, die erwärmt sich irgendwie oder die CO2- oder Treibhausgehalte, die nehmen halt sehr stark zu in der Zukunft.

Und eigentlich so stark, wie das eigentlich nur die stärksten Szenarien gesagt haben. Das heißt, diese abgeschwächten Szenarien halte ich persönlich nicht so für wahrscheinlich. Und das sagt eben eher so 4-5 Grad Erwärmung global im Mittel.

Also eine stärkere Erwärmung, als eigentlich die Staatengemeinschaft das möchte. Die wollen eigentlich nur 2 Grad. Und auch bei 2 Grad würde schon viel passieren.

So, also hier habe ich mal den maximalen Niederschlag aufgetragen oder von der Abbildung 12.26 vom IPCC, vom 5. Assessment Report einfach hier dargestellt. Und was wir da sehen ist, dass der maximale Niederschlag, also wir könnten ja auch mal annehmen, diese Systeme, die produzieren einen starken Niederschlag. Und wir nehmen an, im Sommer entsteht der stärkste Niederschlag.

Und dann sehen wir, dass hier um 10-15% in Mitteleuropa der Niederschlag quasi ansteigt. Das lässt darauf hindeuten, dass die Systeme möglicherweise stärker werden könnten in der Zukunft. Also es ist nur so ein Fußabdruck.

So, dann hat man hier auch nochmal Trockenperioden. Ja, also man sieht hier die maximal andauernden Trockenperioden, die verändern sich auch, die nehmen zu. Das heißt, wir können in der Zukunft auch häufiger mit Trockenperioden rechnen.

Also im September war es ja auch sehr lange sehr trocken. Dafür war es sehr feucht im Juni. Und im Mai, könnt ihr euch an Simbach erinnern, da sind ja ganze Straßenzüge quasi abgeflutet worden.

Also solche, sag ich mal, Perioden können dann möglicherweise auch häufiger auftreten. Trockenperioden. Ja genau, also allgemein sagt man, die trockenen Gebiete werden trockener und die feuchten Gebiete werden feuchter.

Das heißt, der hydrologische Zyklus, der verstärkt sich quasi. Das ist so ein allgemeiner Satz, der nicht immer stimmt, aber auch viel Wahrheit bedeutet. Das heißt, das Mittelmeer wird nicht so angenehm.

Also Mallorca, die haben ja jetzt schon Wasserprobleme, die werden wahrscheinlich später noch mehr Wasserprobleme bekommen. So, das ist jetzt der Tagesniederschlag mit einer Wiederkehrperiode von 20 Jahren. Und da sieht man jetzt, der verändert sich, wenn eine Erwärmung von 1 Grad quasi eintritt um 2,5 bis 5 Prozent.

Also das heißt eben, dass die Extremniederschläge in einer wärmeren Atmosphäre intensiver werden. Okay, dann haben wir hier noch so eine Karte. Also hier wird dargestellt, wie sich quasi die Wiederkehrperiode für ein Ereignis, was heute 20 Jahre braucht, verändert.

Also um wie viele Jahre verkürzt sich das Ganze. Und dann sehen wir hier eben, dass sich diese Periode, wie heute so ein 20-jähriger Niederschlag entstehen würde, um 5 Jahre verkürzt. Das heißt, Extremniederschläge, die wir heute beobachten, die kommen in der Zukunft häufiger, die kommen schneller vor.

Sagen zumindest die Modelle. Bei konvektiven Wirkungssystemen haben wir das relativ schwer, weil unsere Modelle haben so eine Auflösung von 100 bis 200 Kilometer. Also globale Klimamodelle, nicht operationelle Wetterfreiheitsmodelle.

Da sind wir bei so 9 bis 10 Kilometern mittlerweile. Aber wenn ich das Klima für 100 Jahre berechne, dann habe ich so ein Modellgitterbreit von vielleicht 100 bis 200 Kilometern. Und dann können wir halt diese Systeme gar nicht mehr darstellen.

Also ein Gewittersystem, das gibt es gar nicht in den Modellen. Aber wir können uns die Zutaten anschauen. Wie verändert sich die Windscherung? Wie verändert sich die Energie in der Atmosphäre? Und dann hat man bisher einige Studien zu den USA gemacht.

Und da hat man gefunden, dass da eigentlich bessere Bedingungen auftreten. Und in Europa, da sieht das auch eher so aus, als ob im Sommer zumindest, dass da bessere Bedingungen für diese konvektiven Systeme auftreten könnten. Aber das sind eigentlich nur wenige Studien.

Und man kann da nicht so mit Gewissheit sagen, dass das wirklich so ist. Das war der Porträt von Volker Ermert. Extreme Wetterereignisse in Europa.

In den Winter- und Sommerstürmen. Ihr könnt auf unserer Webseite polytopiamagazin.de unsere Sendung auch nachhören. Außerdem haben wir dort in den Show Notes, also in den Sendungsnotizen, Links versammelt, wo ihr auch nochmal den Vortrag in kompletter Länge euch anhören könnt.

Der Vortrag ist länger als eine Stunde, also unsere Sendezeit. Deswegen haben wir auch hier nur eine gekürzte Version gehört. Wir hören uns wieder nächsten Mittwoch, 16 Uhr, mit dem polytopiamagazin hier bei Radio X. Bis dann.