Kulturcampus Bockenheim

Wir unterhalten uns über stadtplanerische Aspekte des Frankfurter Kulturcampuses. Am kommenden Samstag findet auf dem Areal an der Bockenheimer Warte das Kulturcampus Open Air statt.
Sendung vom 2024/06/19 17:00:00 GMT+2
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stadt

Kulturcampus Open Air, die Party am Samstag, 22. Juni www.ohdk.de/programm/detail/kulturcampus-open-air-271

Vision 31, eine Initiative zur Gestaltung des Kulturcampus www.vision31.info

Sendung des politopia-magazins zu Vision 31

Die Ausgangslage der Planung des Kulturcampuses www.kulturcampusfrankfurt.de

Forschungsinstitut FFin an der Frankfurt University of Applied Sciences www.frankfurt-university.de/de/hochschule/fachbereich-1/ffin/

Verband binationaler Familien und Partnerschaften www.verband-binationaler.de

Musik Playlist

Transkription

Hallo, hier ist das Politopia-Magazin, euer gesellschaftspolitisches Magazin hier bei Radio X, dem Frankfurter Bürgerradio. Schön, dass ihr dabei seid, schön, dass ihr zuhört. Wir unterhalten uns heute über den Kulturcampus, und zwar besonders aus stadtplanerischer Sicht.

Der Kulturcampus ist das Areal südlich der Bockenheimer Wade, dort wo vormals die Goethe-Universität Räume hatte und die Mensa war dort. Der Plan für eine weitere Nutzung des Geländes sieht unter anderem vor, dass dort die Hochschule für Musik und darstellende Kunst neue Räumlichkeiten findet. Die bisherigen Räume sind wirklich viel zu wenige.

Am Samstag wird es dort ein großes Fest geben, das Kulturcampus Open Air, und zwar das offene Haus der Kulturen, die organisieren da einige Aktivitäten über den ganzen Tag. Vormittags um 10 Uhr geht es los, Exkursionen in die Zukunft, der Kulturcampus im Dialog, Wohnen, sozial und ökologisch zugleich. Was ist, was wird auf dem Campus Bockenheim?

Mittels der Revae und Rundgang mit Experten befassen wir uns mit zentralen Spannungsfeldern, in denen um eine progressive Zukunft für den Kulturcampus gerungen wird. Zum Auftakt am Tag des Kulturcampus Open Air geht es um die soziale und ökologische Aspekte des Wohnens, die häufig gegeneinander ausgespielt werden. Ende gegen 13 Uhr an der Aderkantine mit Möglichkeit des gemeinsamen Mittagessens.

So steht es also im Programmheft, dass es vormittags losgeht und eben die Schaffung von Wohnraum auch eine Überlegung ist, die da einfließen kann, wie der Kulturcampus auch genutzt werden kann. Nachmittags geht es dann weiter, 14 Uhr, Kulturcampus Open Air. Der Campus öffnet sich erneut in den städtischen Raum.

Hierfür wird die Bockenheimer Landstraße zwischen Senckenberganlage und Gräfstraße einen Tag lang vom Autoverkehr befreit und für Livemusik, Spaß und Kultur geöffnet. Der Außenbereich auf der Bockenheimer Landstraße und auf dem Campusgelände wird mit einem großen Kinderangebot bespielt. Hüpfburg, Wasserspielmobil und Fahrradparcours sowie für die Größeren und Großen ein Skatepark.

Anstelle von Autos werden hier auch dieses Jahr wieder Kinderprogramm, Musik und Podiumsdiskussionen vorfort haben. Also, Wortspiele im Programmheft. Nachmittags geht es also weiter, ganz konkret, 14 Uhr Kinderprogramm an der Bockenheimer Warte, ab 16 Uhr Performances und Konzerte auf mehreren Bühnen und ab 22 Uhr Party im Studierendenhaus.

Das Offene Haus der Kulturen beschreibt sich selbst so. In der Initiative für ein Offenes Haus der Kulturen haben sich Frankfurter Bürger, Künstler und Kulturschaffende zusammengeschlossen, um das Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim nach dem Auszug des ASTRA, also des Allgemeinen Studentenausschusses, als selbstverwaltetes interdisziplinäres Kulturzentrum weiterzuentwickeln. Das Haus ist nun seit 70 Jahren ein Ort von kultureller Vielfalt und ein Zentrum der kritischen Auseinandersetzung mit Politik und Gesellschaft und soll in Zukunft zum Herzstück des geplanten Kulturcampus werden.

Also so beschreibt sich das Haus der Kulturen selbst. Um einen Einblick in die stadtplanerischen Aspekte der Vorbereitung des Kulturcampus zu gewinnen, unterhalten wir uns mit Ruth Schlögel. Sie ist Referentin für Forschung und Öffentlichkeitsarbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences, also der ehemaligen Fachhochschule, und dort im Fachbereich 1 Architektur.

Wir sitzen hier am Campus der Frankfurt University of Applied Sciences. Neben mir Ruth Schlögel. Sie arbeiten hier im Fachbereich 1, da geht es um Architektur, aber auch noch um andere Sachen.

Was machen Sie da?


Ich bin im Fachbereich 1, das ist der Fachbereich für Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik und wir haben da unterschiedliche Studiengänge von Real Estate Management über Stadtplanung bis zur Architektur. Und ich bin die Referentin für Forschung, das heißt ich unterstütze die Forschenden bei ihren ganz unterschiedlichen Forschungsprojekten, auch in sehr administrativen Dingen, in der Vernetzung.


Sie sagen Sie forschen, ich meine Städte, die sind ja irgendwie da, oder da wird neu gebaut, da passiert immer was. Forschung ist ja manchmal eine Beobachtung, aber auch manchmal ein Experiment. Also man hat Hypothesen, Theorien, wie muss ich mir das vorstellen?


Ganz unterschiedlich eigentlich, je nach Fragestellung und je nach Forschungsprojekt. Wir sind ja heute hier, um uns über das Projekt am Kulturcampus zu unterhalten, um Vision 31, und da gibt es, glaube ich, zwei Fragestellungen, die uns als Hochschule interessieren. Das eine ist wirklich die Beobachtung dieses Prozesses, was passiert da durch die Initiativen vor Ort, durch die verschiedenen Kooperationspartner, Land, Stadt und auch durch die Geschichte, die den Kulturcampus schon prägt.

Und das andere ist, wie können wir dieses ganz aktuelle Beispiel der Stadtentwicklung auch mit den Studierenden begleiten? Wie können die das als ein Beispiel beobachten, aber auch in dem Beispiel selber aktiv werden und selber Impulse setzen als zukünftige Stadtplanerinnen? Das sind so die zwei Gesichtspunkte, die uns da interessieren.


Stadtplaner, das ist ja schon, wie soll ich sagen, eine spannende Sache, weil man kann natürlich sehr viel gestalten. Auf der anderen Seite hat das ja einen ganz weiten Zeithorizont, wenn ich mir das so vorstelle, oder?


Absolut, also ich glaube, das muss man sich immer bewusst sein bei der Stadtplanung. Es hat sehr, sehr weite Horizonte und vielfach geht es nicht nur darum, irgendwie Visionen zu entwickeln oder irgendwelche Pläne umzusetzen, sondern eben auch verschiedene Initiativen, Ideen, Personengruppen zusammenzubringen und zwischen den Ebenen zu vermitteln. Also es hat sehr viel auch mit Kommunikation zu tun und Leute partizipieren zu lassen, mitzunehmen in einem sehr, sehr langen Prozess, in dem es natürlich auch immer wieder zu Veränderungen kommt.

Also ich glaube, in den seltensten Fällen plant ein Stadtplaner einen Prozess durch und dann läuft er genauso ab, wie er sich das am Anfang vorgestellt hat.


Ich könnte mir ja naiverweise da so zwei Extreme vorstellen. Man hat so eine Planung, ich möchte das nicht Planwirtschaft nennen, aber so eine Planung, wo man alles präzise festlegt nach irgendwelchen Erkenntnissen oder Überlegungen oder Moden. Und das wird dann durchgeführt und da gibt es dann so gut wie keine Flexibilität.

Auf der anderen Seite wäre auch denkbar, ach, man lässt die Leute einfach machen, jeder macht, wie er will, dann wird das sich schon ergeben. Die kürzesten Pfade werden dann immer als Trampelfahrt benutzt. Das heißt, viele Menschen verhalten sich dann auch, wo ich mir aber auch denken kann, dass da vielleicht manche Akteure spezielle Interessen haben, die verfolgen und auch versuchen, durchzusetzen oder durchzuführen.

Wie muss ich mir das denn vorstellen? Wie ist denn so die Vorgehensweise in so einer Stadtplanung? Weil der strikte Plan wird es ja nicht sein, aber jeder macht, was er will, ist es ja auch nicht, oder?


Ja, ich glaube, das ist die große Kunst, dass man so einen Rahmenplan gibt, der so einen Rahmen steckt. Und innerhalb des Rahmens sind dann auch Freiheiten möglich und Veränderungen möglich. Aber man muss natürlich schon auch gewisse Sachen immer mal wieder vorgeben und auch gewisse Visionen und Ideen irgendwie mit in diesen Prozess hineinspielen, damit sich auch eine Stadt hin zu einer grüneren, sozialeren Stadt entwickeln kann.


Das heißt jetzt zum Beispiel, so ein ökologischer und sozialer Aspekt ist ja zurzeit eher stark angesagt, sage ich mal.


Ich würde jetzt nicht sagen angesagt, sondern ich glaube, das ist eine wichtige Aufgabe, die wir haben. Dass wir sowohl die ökologischen als auch die sozialen Aspekte uns sehr, sehr viel wichtiger nehmen. Wir brauchen eine gerechte Stadt, glaube ich, eine vielfältige Stadt.

Und da müssen alle irgendwie mithelfen. Die vielen kleinen Rädchen, die in so einer Stadtplanung eine Rolle spielen, genauso wie die großen. Ja, das ist für die Zukunft eine wichtige Aufgabe und für unsere Studierenden, glaube ich, jetzt im Moment auch eben spannend an so einem Beispiel, Vision 31, zu sehen, wie kann das vielleicht funktionieren.


Wenn ich höre gerecht, gerechtere Umsetzung, ich würde jetzt ganz landläufig oder recht verstehen, dass es um Kompromiss geht, dass da verschiedene Interessen, die da sind, abgewogen werden, ausgeglichen werden und jeder sagen kann, okay, das ist jetzt vielleicht nicht meine allerschönste Lösung für mich, aber die ist akzeptabel und das sagen alle anderen Beteiligten auch. Muss ich das so verstehen?


Ich weiß nicht, ob man das über einen Kamm für die ganze Stadtplanung so scheren kann. In manchen Fällen geht es natürlich viel um Kompromisse. Manchmal geht es vielleicht aber auch um gegenseitiges Verständnis und zu sagen, okay, derjenige braucht jetzt zum Beispiel diesen Platz und der braucht vielleicht auch aus diesen und jenen Gründen jetzt mehr Platz wie der andere.

Manchmal geht es auch zum Thema, dass man überlegt, kann man was teilen, kann man sich vielleicht für Ideen eröffnen, die man vorher nicht hatte. Ich glaube, das ist ganz unterschiedlich und deswegen ist es eben auch wichtig, dass es gute Rahmenpläne gibt, an denen man sich orientieren kann.


Wenn ich mir vorstelle, verschiedene Akteure in der Stadt, also ich sehe da natürlich einfach eine grundlegende Notwendigkeit, dass Menschen leben wollen, also dass sie Platz haben, um zu leben, dann gibt es natürlich darauf Aufbau und natürlich auch Bedürfnisse, vielleicht auch Dinge schaffen zu wollen, also vielleicht ein wirtschaftliches Handeln oder ein kreatives Handeln oder in verschiedenen Dimensionen.

Und dann sind ja auch Akteure, die einfach sagen, das wollen wir und sollen wir so machen. Wir wollen hier Transport haben. Dinge und Personen müssen von A nach B, weil das so hochkonzentriert ist, kann man nicht alles vor Ort haben.

Das heißt, man braucht Verkehr, man braucht Straßenbahn, U-Bahn, Busse, Autos, Fahrräder, Fußgänger. Dann sagen die Stadtplaner bestimmt, ja, wir wollen das auch versorgen. Wir brauchen Wasser, wir brauchen Abwasser, wir brauchen Strom, wir brauchen Energie.

Und dann sind natürlich auch noch Ansprüche, wie man vielleicht sein Leben gestalten möchte. Möchte man nur in einem Gebäude wohnen? Möchte man Grünfläche da drumherum haben?

Möchte man viel Himmel sehen? Das sind ja sehr viele Aspekte, die da, ich sage mal, da zerrt jeder an einer Richtung, oder?


Ja, deswegen ist die Stadtplanung doch so spannend, weil so viele Sachen zusammenkommen. Und ja, das ist die Aufgabe, diese Dinge zusammenzubringen und auch so vorauszudenken, dass, wenn sie dann in die Umsetzung kommen, in 10, 15 Jahren noch Bestand haben und der Zeit entsprechen. Also ich glaube, man muss auch oft mit großen Ideen und Visionen starten.


Was sind denn zurzeit so die großen Ideen und Visionen? Was hat denn Ihre Forschung da so ein bisschen herausgefunden? In welche Richtung geht denn das?


Also ich persönlich forsche ja nicht dazu, deswegen kann ich gar nicht so viel dazu sagen. Aber ich würde sagen, im Falle des Kulturcampuses ist es ja doch, dass dieser Kulturcampus, der seit vielen Jahren geplant und diskutiert wird, dass der zur Umsetzung kommt. Das ist eine wichtige Idee, dass die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst dort einen Ort findet, genauso wie das Frankfurt Lab, und dass es eben gleichzeitig ein Ort in Bockenheim ist für alle Bockenheimer und Bockenheimerinnen.


Wie kann ich mir das denn vorstellen, wenn es eine Forschung gibt, die sich eben anguckt, wie da die Bedürfnisse oder die Verhaltensweisen von manchen Akteuren sind? Hat das denn wirklich auch konkreten Ausdruck gewonnen? Ist es eingeflossen in Planungen?


Ich würde eher sagen, dass der Austausch zwischen Forschung und Praxis und Forschung und Stadtplanung dazu beiträgt, dass Prozesse, die jetzt begleitet werden, aber auch eben Prozesse, die jetzt neu aufgesetzt werden für zukünftige neue Quartiere, neue Stadtteile, sich da gegenseitig befruchten. Die einen lernen von den einen und die anderen von den anderen. Und in der Forschung von Professor Dr. Paola Alfaro d'Alençon geht sehr viel darum, wie diese bottom-up und nicht top-down Stadtentwicklung, wie die sich auswirkt auf Stadtentwicklung und Stadtplanung. Und auch, was für Rahmenbedingungen braucht es, damit die auch langfristig einen Einfluss haben. Was für Bedingungen brauchen die, um florieren und aktiv Stadtentwicklung machen zu können, aus diesem Impuls heraus selbst was verändern zu wollen, selbst was machen zu wollen, selbst sich einem Anliegen anzunehmen. Wie kann man die vielleicht auch bewusst als Stadtplanende unterstützen?


Für mich hört sich das so ein bisschen an, einfach auch hinzuhören, was wollen denn die Leute, die dort wohnen oder die dort was machen wollen, was sind wirklich deren Bedürfnisse?


Es ist das Hinhören, aber es ist auch, wenn sie selbst aktiv werden, sie dabei zu unterstützen und zu sagen, ja mach das und was braucht ihr denn und wie können wir denn schauen, dass das verstetigt wird, dass das nachhaltig ist. Und nicht auch auf die viele Energie, die man mit viel ehrenamtlicher Zeit und viel Engagement da reinsetzt, dass die nicht danach verpufft, sondern dass die nachhaltig wirken kann an dem Ort, an dem man lebt.


Bottom-up anstelle von Top-down, was betrifft das denn? Geht es da um Entscheidungen, geht es um Geld, wie immer? Wie muss ich mir das vorstellen, was ist die besondere Qualität, die unter diesem plakativen Begriff stehen kann?


Ich glaube, die besondere Qualität, die es haben kann, ist, dass ein Ort entsteht, der so ein bisschen auch natürlich gewachsen ist. Also es ist nicht ein Ort, der den Menschen, die bereits dort leben oder die dort hinkommen, vorgesetzt wird und wo gesagt wird, so jetzt macht mal, sondern es ist ein Ort, der mit den Menschen entsteht und daher vielleicht auch eine ganz andere Akzeptanz hat und eine andere Nachhaltigkeit.


Das heißt, dass möglicherweise auch sowas wie eine Identität der Personen oder auch der Firmen, Händler oder Institutionen, Vereine, Gruppen, eine Identität von denen eben auch stark mit diesem Ort, zum Beispiel einem Stadtteil, verknüpft sein kann. Verstehe ich das richtig?


Genau, also man selbst ist dann viel stärker mit dem Ort verknüpft und vielleicht lebt auch an manchen Orten die Geschichte eines Ortes dadurch weiter, die sonst bei einer Planung, die rein am Tisch gemacht wird, auf einem Plan, auf einem weißen Papier vielleicht verloren gehen würde. Das ist so ein Aspekt.


Wie ist denn Ihre Einschätzung? Hat das denn mit der Planung des Kulturcampus auch so gut funktioniert, wie man sich das gerne wünschen würde? Oder war da ja Sand im Getriebe?

Bei so langen Projekten, da gibt es ja immer Licht und Schatten, oder?


Ich würde sagen, wir stecken auch noch mittendrin. Es ist noch viel zu früh, um ein Fazit zu ziehen. Ich finde es immer, wenn ich da vor Ort bin und auch gerade, wenn die Studierenden jetzt da sind, einfach immer wieder beeindruckend zu sehen, wie lange die Menschen in Bockenheim sich schon engagieren, rund um den Kulturcampus und was da schon alles entstanden ist, auch wie viel sie bereits auf die Stadtentwicklung dort eingewirkt haben.

Und ich hoffe, es ist einfach ein Ort, wo viele verschiedene unterschiedliche Interessen und Parteien zusammenkommen. Ich hoffe, dass man hier wirklich in Deutschland ein Beispiel noch weiter verfolgen kann, wo man einen guten Weg gemeinsam geht und gemeinsame Lösungen findet und dann ein Kulturcampus entsteht.


Wenn ich in die Zukunft blicke, ist denn auch Teil so einer Vorgehensweise, dass man auch sagt, okay, der große Teil ist abgeschlossen, wir bleiben immer noch dran und gucken uns an, wie wirklich auch die Ergebnisse sind? Ob diese Visionen, die am Anfang standen, in der konkreten Umsetzung das dann auch leisten? Findet das statt oder was wird da passieren?


Ja, also unser Wunsch wäre schon, dass wir auch als Hochschule weiterhin diesen Prozess begleiten und dazu beitragen, hier auch ganz unterschiedliche Akteure miteinander zu verknüpfen. Die Stadt und das Land, die Initiativen, die Anwohnerinnen, die Studierenden, die zukünftigen Nutzerinnen, dass man da diesen Prozess einfach begleitet und bis zum Ende mitverfolgt.


Wenn wir jetzt wirklich in langen Zeiträumen, 10, 20 Jahre, noch länger denken, was sind denn die nächsten heißen Sachen, die so am Horizont erscheinen?


Also ich denke, als nächstes wird ein konkreter Wettbewerb ausgeschrieben für den Kulturcampus und dann muss man eben sehen, wie sieht der Wettbewerb aus, wie geht man von dort aus weiter. Also es ist eigentlich gerade ein sehr spannender Zeitpunkt, um sich mit dem Kulturcampus zu beschäftigen und das Projekt Vision 31, das möchte ja ganz bewusst jetzt ein Jahr lang die Freiräume am Campus beleben und bespielen mit all denjenigen, die Lust haben, dort was zu machen. Also so ein bisschen die Idee von unserem Projektteam ist ja, wir bieten eine Bühne, wir bieten Infrastruktur und jeder, der Lust hat, kann sich an diesem Ort einbringen und Veranstaltungen machen, Diskussionen machen, Aufführungen, was auch immer und Ziel ist es, dass ein Ort, der eben noch sehr lange brauchen wird, bis da gebaut wird und sagen wir mal die Bagger rollen, in der Zeit nicht still steht und leer steht, sondern ein Ort ist, an dem trotzdem viel passiert und an dem ein städtisches Leben stattfinden kann.


Ja, dann sind wir mal gespannt, was dabei rauskommt und jetzt am Samstag ist ja dort sozusagen die große Sause, also ist dort ein Fest, wo verschiedenste Dinge stattfinden, also an der Bockenheimer Warte bis Richtung, also noch ein bisschen südlicher runter, in dieser Zone werden ja viele Aktivitäten auch jetzt stattfinden.


Ja, da freue ich mich schon sehr drauf und hoffe auf schönes Wetter und viele, viele Gäste. Der Samstag ist ein toller Tag, um diesen Ort in Bockenheim zu erleben und zu beleben. Gemeinsam, es sind alle herzlich eingeladen, zu kommen, auch dort was zu trinken, zu essen.

Es gibt, glaube ich, ganz viele tolle Angebote auch für Kinder. Das liegt mir persönlich, weil ich ja auch selber noch kleine Kinder habe, immer am Herzen, dass es schön ist, wenn die den Stadtraum auch mal ein bisschen erobern dürfen, weil sie ja doch in ihrem Alltag immer die sind, wo man sagt, pass auf, hier Autos, pass auf, hier nicht das, hier nicht das, hier nicht das und dass dann der Kulturcampus am Samstag auch ein Ort ist, wo die Kinder mal einfach dürfen und genauso dann zur späteren Stunde verschiedene Musik- und Kulturangebote folgen und dann auch noch eine Party im Studierendenhaus, für die, die länger durchhalten.


Das war also Ruth Schlögl vom Fachbereich 1 Architektur der Frankfurt University of Applied Sciences.


Jo, also wir haben jetzt hier ein bisschen Eindruck bekommen, wie das aus der stadtplanerischen Sicht, aus einem ganz abstrakten Blick über die langen Zeiträume stattfindet, stattfinden kann und dass da natürlich auch viel Energie reinfließt. Ich habe jetzt hier noch einen weiteren Studiogast, den Alex, ich sage mal Hallo. Hi, Hallo.

Der Alex ist jetzt noch kurzfristig dazugestoßen, weil er kann auch ein bisschen was erzählen zu dem, was am Samstag stattfinden wird. Du bist vom Verband binationaler Familien und Partnerschaften.


Habe ich richtig gesagt? Ganz genau richtig. Ist ein komplizierter Name, aber perfekt zusammengekriegt.

Ja, aber lasst uns erstmal darüber reden, was du machen wirst. Du bist involviert in das Kinderprogramm, verstehe ich das richtig? Genau richtig.

Also wir haben es ja vorher auch schon gehört. Der Samstag ist ein Tag, wo alle irgendwie was davon haben sollen. Auf der Bockenheimer Warte, wo wir den ganzen Platz bespielen und wo eben besonders auch die Kinder ihren Spaß haben sollen.

Und dafür sind meine Kolleginnen und ich und auch Leute von der Unikita und Freunde von der Dedev und auch noch andere Akteure zuständig. Und ja, also das wird ein Riesenspaß für die Kids. Wir haben eine Hüpfburg, das Wasserspielmobil ist da.

Das heißt, auch wenn es regnet, kann man sich auch an den Füßen nass machen, nicht nur irgendwie auf dem Kopf. Genau, also das wird auf jeden Fall sehr viel Spaß machen. Wir haben eine ganze Menge Bastelmaterial dabei.

Wir haben Tattoos für die Kids dabei. Also das ist ein Tag, wo keiner den Kindern sagen muss, hey, passt mal auf, da dürft ihr nicht über die Straße gehen. Die Straße ist gesperrt.

Da muss niemand sagen, hey, ihr dürft nicht auf die Wiese. Auch die Wiese, die werden wir vor dem Depot komplett bespielen. Also da können sich die Kids austoben.

Und wir freuen uns auch auf die Gespräche mit den Eltern. Vielleicht können die sich da so ein bisschen entspannen, während die Kids auf den Hüpfburgen unterwegs sind oder sonst irgendwas machen. Und genau.


Ja, das sind ja jetzt schon super viele Aspekte, die du erwähnt hast. Vielleicht zuallererst, oder sagen wir so, wenn du sagst Hüpfburg, also Burgen sind ja schon immer was Imposantes. Und so eine Hüpfburg, die passt ja jetzt auch nicht gerade mal auf so 3x3 Meter.

Das heißt, die Straße ist wirklich gesperrt von der Sengenberganlage, das heißt, da, wo die große Kreuzung ist, also da, wo es auch zur U-Bahn-Station runtergeht, bis zur nächsten Kreuzung Richtung Westen. Verstehe ich das richtig?


Ganz genau. Also das ist quasi an der Bockenheimer Warte, wie man es kennt, wo der Bockenheimer Turm ist. Diese Straße ist von dieser Ecke gegenüber vom Depot bis hin rüber zum Ende, wo die Unibücherei ist.

Da ist alles gesperrt. Und genau, da ist Platz. Und ich habe das Depot erwähnt.

Das Kinderprogramm wird auf der großen Wiese vorm Depot stattfinden.


Genau. Die haben ja dieses Depot, also das waren immer die Straßenbahnen. Genau.

Und da ist ja rechts und links nebendran auch noch ein bisschen Wiese im Gelände.


Genau. Da ist eine große Wiese. Die übersieht man vielleicht manchmal, weil sie manchmal extrem überwachsen und verbuchert ist.

Außerdem sind da auch noch so kleine Geländer drumherum, dass man den Eindruck hat, okay, da darf man auf gar keinen Fall drauf. Aber netterweise wurde diese Wiese gemäht, jetzt rechtzeitig, sodass man da gut draufgehen kann. Und wir werden da eben auf dieser Wiese ganz viel Spielangebote und Bastelangebote für die Kinder haben.

Also die Wiese gehört den Kids am Samstag. Auf der Bockenheimer Landstraße selber wird eine große Bühne stehen. Das ist die Bühne, die wir die Nordbühne nennen, weil tatsächlich das Festival ist ja so riesig.

Wir haben insgesamt zwei große Bühnen. Einmal dort und dann auch noch auf dem Campus. Und da wird eben ab zwei Uhr geht's los mit Kindermusik.

Es wird auch eine Kindertheatertruppe auftreten. Aber dann geht's weiter mit Hip-Hop. Es geht weiter mit so vielen verschiedenen Bands.

Es ist für jedes Alter und für jeden Geschmack was dabei. Und wenn ich sage, es geht mit Kindermusik los und geht dann bis Tonsteine scherben. Die kommen auch.


Ja, das sind ja die Allerbesten. Das ist dann für die, wie soll ich sagen, für die Junggebliebenen, so nennt sich das ja dann positiv. Das ist ja eine Band, die auch schon länger in der deutschen Musikszene einfach bekannt ist.

Okay, also wir haben dort oben die Kinderzone, beziehungsweise auch in den Campus runter, also nach Süden. Das ist ja so ein Areal, ich weiß ja nicht, ob man das so kennt, wenn man studiert hat dort am Campus, dann kennt man das natürlich. Da waren die Mensen, die verschiedenen, da war die Bibliothek vom Juridikum, das Juridikum selbst, da war das Hauptgebäude.

Und da war das so ein Platz, der zwar ein Campus sein konnte, aber auch eher immer so ein Durchgangsding war. So hatte ich das zumindest wahrgenommen. Und der ist ja heute auch eher so ein Durchgangsplatz, also wo man durchgehen kann und vielleicht woanders hinzukommen, oder?


Das stimmt, aber so muss er ja nicht bleiben. Und das ist ja nicht das Einzige, wie man irgendwie so einen tollen Ort mitten in der Stadt nutzen könnte. Und da wird dieses riesige Bündnis, mit dem wir zusammen eben dieses Fest am Wochenende organisieren, glaube ich, zeigen, wie das anders ausschauen könnte.

Da wird ein Markt der Möglichkeiten stattfinden. Es wird eben auf der Bühne direkt vorm Kotz, also vorm Café Kotz, das kennen auch die Leute, die da mal studiert haben. Alle anderen dürfen es kennenlernen.

Dort wird die große Bühne sein. Da wird Musik spielen. Es wird einen Flohmarkt geben.

Es gibt einen Markt der Möglichkeiten. Es wird Ausstellungen geben. Es gibt natürlich auch was zu essen.

Also da werden auch verschiedene Angebote da sein. Und so gesehen wird man, glaube ich, an dem Tag, so wie auch schon letztes Jahr, sehen können, dass es total voll wird, dass es total lebendig wird, dass man ganz viele Möglichkeiten hat, sich selber auch einzubringen. Und das ist, glaube ich, auch so ein bisschen der Wunsch und das Bild, was wir eben in diesem Bündnis, die wir zusammen das hier jetzt stemmen am Wochenende, uns auch wünschen für die Zukunft.

Also so könnte es ausschauen in Bockenheim.


Weil du sagst Bündnis, da sind also jetzt ganz verschiedene und auch viele Gruppen beteiligt, die also im weitesten Sinne vor Ort eigentlich ein Interesse haben zu sagen, ich möchte dazu beitragen, dass dieser Ort in einer bestimmten Art und Weise aussieht oder sich entwickelt oder Möglichkeiten bietet. Weil, wenn ich das richtig verstehe, nach wie vor ist ja der Plan, dass die Hochschule für Musik dort Räume hat, Gebäude hat, Gebäude bekommen, was weiß ich, Neubau oder nicht, dass das also schon mal ein zentraler Punkt ist, wo natürlich viele Leute hinkommen und sozusagen innerhalb ihrer praktischen oder akademischen Ausbildung dann natürlich auch ein Zentrum haben. Also wie wir das auch von der Universität auch kennen.

Die zusätzlichen Faktoren ergeben sich ja daraus, dass es da auch noch jede Menge Gebäude gibt. Ich sage mal jede Menge, jetzt mal erst mal ins Blaue hinein. Zum Beispiel das Gebäude, wo das Café Kotz drin ist, also das ehemalige Studierendenhaus, das auch große Räume bietet, aber eben auch kleinere, wo Büros oder sonst was oder alles mögliche andere drin sein könnten.

Und nebendran gibt es ja dann auch noch andere Gebäude, wo zum Beispiel die ADA-Kantine positioniert ist und die dann auch die Küche nutzen, um da eben auch so ein Essensangebot bereitzustellen. Das heißt, wenn ich das richtig verstehe, in dem Bündnis sind da verschiedene Gruppen drin, die einfach sagen, hier, wir haben eine Idee, wie das hier weitergehen kann.


Ganz genau so ist es. Und also mit dem Studierendenhaus hast du, glaube ich, auch schon so ein Herzstück dieses Campus angesprochen. Also das Studierendenhaus ist, denke ich, einfach ein wunderschöner Ort.

Es ist ein Baudenkmal. Es steht nicht leer, sondern es wird genutzt und zwar von unseren Freunden vom Offenen Haus der Kulturen und auch vom AStA. Die sind natürlich beide dabei.

Auch das Kotz ist da drin. Die sind auch dabei im Bündnis und die gemeinsam mit ganz vielen anderen Initiativen aus Bockenheim. Also ich werde nicht alle nennen können, aber ja, die Freunde Bockenheims sind dabei, die ADA-Kantine ist dabei.

Wir sind dabei als ein Familienverband. Es sind noch ganz viele andere dabei und wir alle denken, solche Räume sollten eigentlich nicht nur einem Zweck und einem Nutzer zugänglich sein, sondern die sollten für die Zivilgesellschaft, für die Leute, die eigentlich in der Stadt wohnen, auch zugänglich sein. Und dass man da Kunst machen kann, dass man sich da treffen kann, dass man Familientreffen dort einrichten kann.

Also es gibt wahnsinnig viele Nutzungsmöglichkeiten und da hat der Verein Offenes Haus der Kulturen auch schon vor Jahren ein super Nutzungskonzept vorgelegt, ist da in Gesprächen mit der Stadt. Wir hoffen, dass es erhalten bleiben kann. Und also auch dafür ist eben das Fest da, um zu zeigen, was haben diese Gebäude, was haben diese Orte für Möglichkeiten, was kann man da alles auf den Weg bringen.

Und genau darum geht es. Und ja, also so gesehen finde ich, ist es sehr gut getroffen. Wir haben alle ein Interesse, dass dieser Ort, dass diese Gebäude lebendig bleiben und das wollen wir eben an dem Samstag jetzt auch nochmal zeigen, wie bunt es dann wird.


Ja, das ist natürlich immer eine Herausforderung. Die Städte, sagen wir mal so, entstehen ja mehr oder weniger selbst, weil immer Leute zusammenkommen wollen, um vielleicht kürzere Wege zu haben, um irgendwas zu machen. Das heißt, näher an ihrem Beruf oder an ihrem Handwerk oder an ihrem Business oder Handel oder sonst wie zu sein, also eine ganz klar ökonomische Komponente.

Manchmal sind die Städte, na was heißt manchmal, oft sind die Städte ja auch an besonderen Orten, die eine gute Kombination bieten. Also zum Beispiel Transportverkehrswege, Wasser, was weiß ich, an entscheidenden Orten vor Pässen oder im Gebirge oder, oder. Das heißt, so eine Stadt, die kondensiert sich ja auch ein bisschen selber.

Also insofern, dass sie da auch Leute anzieht, die sagen, oh ja, hier habe ich Möglichkeiten. Und daraus ergibt sich natürlich die eigentlich knappe Ressource der Platzes. Natürlich muss man dann auch, was weiß ich, Wasser, Strom, Essen, alles in die Stadt reinbringen und wieder rausbringen.

Aber an sich ist ja der Platz erstmal das zentrale Element, das sehr viel bestimmt. Und da gibt es dann natürlich auch viele, ich sage mal Akteure oder Gruppen oder auch Einzelne, die ein Interesse haben, den Platz auch in ihrem Sinne zu nutzen. Sei es, dass sie den Platz für ihr Gewerbe oder zum Wohnen haben wollen oder nur für den Transport, dass eben genug Leute vorbeikommen können.

Insofern ist es natürlich eine stark umkämpfte Ressource, oder?


Das stimmt natürlich und in Frankfurt besonders. Also wissen wir ja alle, in Frankfurt irgendwie eine bezahlbare Wohnung finden, ist nicht so leicht. Aber auch in Frankfurt irgendeinen Ort zu finden, wo man sich, ich sage es mal in Anführungszeichen, austoben kann, ist nicht so leicht.

Da denke ich gerade auch an Kinder, da denke ich gerade auch an Jugendliche. Also selbst der öffentliche Raum ist ja an vielen Stellen so reglementiert, dass da jetzt Jugendliche oder Kinder nicht einfach so sich ausleben können. Und damit, denke ich, triffst du den Nagel auf den Kopf.

Der Raum ist umkämpft, aber es gibt eben Räume, immer noch, die so einen gewissen Grad an Freiheit bieten. Das ist eben jetzt auch der Campus in Bockenheim. Und da gibt es jetzt natürlich auch noch weitere Initiativen.

Also, wen ich noch nicht genannt habe, ist zum Beispiel das Kollektiv Adaptiv. Die wollen da auch irgendwie was zum Thema gemeinschaftliches Wohnen an den Start bringen. Also, dass man wirklich auch Wohnraum dort schaffen kann.

Und mit dem Thema, wie kommt man da hin? Hast du natürlich auch jetzt nochmal das Thema Verkehr aufgemacht. Der Verkehrsclub Deutschland ist auch dabei.

Und auch der hat natürlich eine Vision, wie Bockenheim irgendwie nochmal ein Stück lebens- und menschenfreundlicher werden könnte mit verkehrsberuhigten Zonen. Das werden wir auch eben sehen jetzt am Samstag, wenn die Bockenheimer Warte und die Bockenheimer Landstraße quasi für den Autoverkehr gesperrt ist, wie das dann ausschauen kann. Also ja, es geht ganz konkret um die Frage, wie kann dieser Raum genutzt werden?

Und da ist eben unsere Überzeugung, der soll nach Möglichkeit möglichst vielen Menschen zur Verfügung stehen und für möglichst viele Menschen auch eben dieses Teilhaben am städtischen Leben ermöglichen. Und er soll nicht dicht gemacht und zu reglementiert werden, sodass immer mehr Räume, einfach immer weniger Leuten zur Verfügung stehen. Das wäre nicht die Richtung, in die wir hoffen, dass sich Bockenheim entwickelt und Frankfurt entwickelt.


Ja, also du hast ja eben schon mal formuliert, dass es da eben verschiedenste Gruppen gibt oder Leute, die sagen hier, das könnte man doch so und so machen. Wir finden es gut, wenn man das so und so macht. Und dann ist natürlich meine Frage, wie sieht das denn aus?

Wie sieht denn die übergeordnete Vision aus? Weil, sagen wir mal so, ich würde ja erwarten, dass es eben nicht nur eine Anhäufung von Partikularinteressen ist. Also, dass die Fahrradfahrer ihre Fahrradwege kriegen und die, was weiß ich, die Urban Gardening machen, die kriegen dann ein paar Gewächshäuser hingestellt und dann ist alles gut.

Sondern das ergibt ja nur Sinn, wenn man da auch ein übergeordnetes Konzept mitbringt. Wie sieht denn das aus? Gibt es das?

Und wenn, wie sieht es aus?


Also da würde ich tatsächlich jetzt mal ein bisschen widersprechen. Weil ich würde nicht sagen, dass wir als Bündnis ein übergeordnetes Konzept haben, sondern ich würde es jetzt mal irgendwie so ein bisschen als ein Graswurzelbündnis bezeichnen. Wir sind tatsächlich in einem großen Austausch eben mit diesem Bündnis.

Wenn wir uns treffen, sind wir 20, 30 Leute und jeder hat seine eigenen Ideen und jeder hat seine eigenen Wünsche. Und das lösen wir dadurch, dass wir es eben ausdiskutieren und dass wir tatsächlich drüber reden. Und das kann dann durchaus auch mal länger dauern und das kann dann durchaus auch mal ein bisschen komplizierter werden.

Aber unser Ziel ist es jetzt tatsächlich, zumindest für dieses Fest und für diesen Tag, alles zu ermöglichen, was in diesem Bündnis gewünscht wird. Und das mag jetzt bei Polytopia utopisch klingen, aber wir finden das nicht unmöglich, irgendwie so auch tatsächlich Gesellschaft zu organisieren. Dass wir einfach Dinge ausdiskutieren, dass wir auf eine Art basisdemokratisch schauen, wie können wir das machen.

Das funktioniert in diesem Bündnis, das funktioniert für dieses Fest. Das mag nicht immer funktionieren, aber wir denken, da wo es klappt, soll man es ermöglichen. Und da wo es klappt, soll man die Ärmel hochkrempeln und es machen.


Du hast natürlich recht, dass die Gesellschaften sich natürlich immer irgendwie organisieren. Also auch die Gesellschaften in der Stadt, also die Stadtbewohner, dann natürlich irgendwie Lösungen finden, wie sie jetzt ein Problem lösen. Also wenn es kein Wasser gibt, dann muss eine Lösung her.

Das ist jetzt nicht so, dass man sagt, komm, machen wir nächstes Jahr. Das heißt, da gibt es schon im weitesten Sinne Diskussionen und hat es auch in der Geschichte bestimmt immer gegeben. Die entscheidende Frage ist natürlich, wer an diesen Diskussionen beteiligt ist und wer nicht.

Und letzten Endes haben wir ja, das behaupte ich jetzt mal, hier in unserem Land, hier in Deutschland auch eine Kultur entwickelt, dass über viele Dinge diskutiert werden kann, dass das teilweise sehr formalisiert ist. Also wenn da in Ortsbeiräten überlegt und diskutiert wird und dann kann man dies und jenes ... Also da gibt es schon etablierte Strukturen, die genau das versuchen zu lösen, nämlich dass eine Diskussion ermöglicht ist und am Ende auch was dabei rauskommt, wo die allermeisten sagen, ja, das kann man so machen, das ist eine gute Lösung.

Ist Ihnen beim Bündnis ein bisschen der Eindruck, dass manche Dinge zu kurz kommen? Also ich will jetzt nicht darauf hinaus, dass ihr sagt, die Stadt Frankfurt macht das alles total Mist, sondern eher die Frage, wie lässt sich das noch besser optimieren, dieser Entscheidungsprozess?


Ich würde da vielleicht nochmal einen halben Schritt zurückgehen, weil als du gefragt hast, ob wir irgendwie so eine übergeordnete Vision haben, da habe ich gesagt, nö, gibt es so nicht. In dem Sinne, als dass es jetzt nicht irgendwie eine Konzeption oder irgendwie einen fertigen Stadtplan gibt, wie wir uns das vorstellen und dann auch noch am besten mit einem Organigramm, wer was zu tun hat, das gibt es definitiv nicht. Aber ich glaube, was eine Voraussetzung ist, um jetzt auf so eine Art diskutieren und gemeinsam was gestalten zu können, wie wir das tun, ist einfach der gemeinsame Wille, es wirklich auch zusammen zu machen und so ein Grundgefühl von Solidarität.

Dann geht plötzlich eine ganze Menge mehr, als es vielleicht irgendwie geht, wenn man eigentlich gar nicht zusammenarbeiten will. Also wenn man nicht zusammenarbeiten will, dann wird es schwierig, dann braucht es richtig viel Regelwerk und es kann trotzdem nicht hinhauen. Wir wollen aber zusammenarbeiten und das ist eigentlich auch so unsere Vision dafür, dass eine Stadtgesellschaft auch zusammenarbeiten will.

Und ich glaube, umso mehr man das auch wirklich macht, umso mehr sieht man auch, was da das Schöne daran ist und warum das funktionieren kann. So, da habe ich mich jetzt ein bisschen in diesem kleinen Rückschritt verlaufen, aber das ist einfach zentral, denke ich, dafür, dass das funktionieren kann. Und wenn du jetzt nochmal auf die Ortsbeiräte und so kommst, die haben alle ihre Funktion, die sind alle wichtig, aber wie jetzt politische oder gesellschaftliche Diskussionen in der Stadt oder in Deutschland organisiert werden, ist für uns halt einfach auch zu schauen, kommen denn wirklich auch alle zu Wort und wer kommt eigentlich nicht zu Wort?

Und da gibt es immer Gruppen, die nicht zu Wort kommen werden, wenn man es über so sehr stark reglementierte und teilweise auch repräsentativ-demokratische Formate angeht. Da werden Kinder nicht zu Wort kommen, da werden Leute mit, ich sage jetzt mal in Anführungszeichen, der falschen Staatsangehörigkeit nicht zu Wort kommen, es werden Leute nicht zu Wort kommen, die nicht die Sprachkenntnisse haben. Und da habe ich jetzt noch nicht angefangen, von Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen oder einfach mit echt wenig Kohle zu reden.

Da sind einfach immer wieder Gruppen, die nicht in den, ich würde es mal sagen, Regelgesprächen so vorkommen und die wollen wir aber auch einbeziehen. Und das ist uns wichtig auch auf dem Fest. Alles, was wir machen, ist kostenfrei.

Also wir werden keine fünf Euro dafür verlangen, dass man fünf Minuten auf die Hüpfburg darf, sondern jedes Kind kann so lange und so oft auf die Hüpfburg, wie es will. Natürlich so, dass alle auch mal dran kommen. Und ja, also my home is my castle ist da jetzt nicht der Ding, ist da jetzt nicht das Motto, sondern wir versuchen alle zusammen Spaß zu haben und jeder darf auf die Burg.


Also ich sehe das natürlich auch als eine Herausforderung, da immer eine Balance zu finden, dass im weitesten Sinne eine gerechte Teilhabe auch möglich ist. Und insofern ist natürlich auch interessant zu hören, wie ihr das seht. Ich kann mir auch vorstellen, dass genau dieser Samstag natürlich auch eine Gelegenheit ist, da ins Gespräch zu kommen.

Also ich sage mal jetzt für Frankfurter oder spezieller Bockenheimer zu sagen, ey, was macht ihr da, wieso macht ihr das so, wir wollen hier was weiß ich dies oder jenes haben. Und dann kann man sich überlegen, ob und wie sowas funktionieren kann.


Absolut. Und ich meine eine Sache, die ich einfach an Frankfurt immer wieder bemerkenswert finde, Frankfurt funktioniert so viel besser, als manche Leute es manchmal irgendwie so darstellen wollen. Und das ist einfach auch, weil die Leute eigentlich, obwohl sie so unterschiedlich sind, ich denke viel unterschiedlicher können Menschen nicht sein, als es in Frankfurt sind.

Und trotzdem kommen sie im Alltag ziemlich gut miteinander klar. Und ich glaube, das ist eine Sache, die wird manchmal ein bisschen zu wenig für mich irgendwie auch gewürdigt und zu wenig irgendwie in den Fokus gestellt. Es wird ganz oft einfach darauf abgezielt, was trennt uns alles, was sind alles die Unterschiede so zwischen uns.

Und wir werden mit einem Fest nicht irgendwie den Zusammenhalt in der Gesellschaft auf einen Level heben, dass wir uns alle ab jetzt in den Armen liegen. Aber wir wollen auf jeden Fall einen Schritt in die Richtung tun und sagen, hey, wir sind ja alle zusammen und nicht nur die Frankfurter und nicht nur die Bockenheimer, sondern auch wenn jemand von auswärts und von ganz weit weg und auch von nebenan dazukommt, sind die auch alle willkommen.


Ja, also Dinge grundsätzlich kooperativ zu lösen, anstelle konfrontativ vorzugehen, das ist bestimmt eine Methode, die sich noch weiter herumsprechen könnte. Wir haben jetzt viel über den Samstag gesprochen. Wie gesagt, es gibt 14 Uhr geht das Kinderprogramm los, wenn ich das richtig verstehe.

Um 16 Uhr gibt es dann auch nochmal erweitertes Programm, das auch ein bisschen eher für Erwachsene interessant sein könnte. Also im weitesten Sinne Performance oder Kunstsachen. Und abends ist dann ja nochmal Bühne.

Das war 20 Uhr, 22 Uhr?


Also das Bühnenprogramm fängt tatsächlich auch um 14 Uhr an. Und da geht es dann natürlich erstmal los mit ein bisschen Kindermusik und auch mit, wie gesagt, einer tollen Kindertheatergruppe. Aber dann geht es gleich unmittelbar dann auch weiter mit, wie gesagt, den Hip-Hop-Acts.

Also ich kann da einfach mal sagen, es sind OG Lou dabei, Mufasa 069, Kontrast, also da ist wirklich einiges dabei und es sind gar nicht alle. Und dann auf der Südbühne, da sind mehr so die gitarrenlastigen Sachen, würde ich mal sagen. Wie gesagt, zum Schluss, das wird sicher eher gegen Ende passieren, kommen Tonsteine Scherben, aber auch Friendly Fire, Toyboys.

Also das Programm geht um 14 Uhr los, fokussiert vielleicht erstmal ein bisschen auf die Kinder, aber auch Erwachsene werden leckere Sachen zu essen finden, werden die Ausstellungen finden und mit Musik und Kunst geht es den ganzen Tag weiter. Also 14 Uhr bis spät geht das Bühnenprogramm. Ich glaube um 22 Uhr müssen die Bühnen dicht sein, aber dann ist noch lange nicht Schluss.

Dann geht es weiter im Café Kotz, dann wird da noch Party gefeiert. Also wer bis 5 Uhr morgens durchhält, kann wahrscheinlich bis 5 Uhr morgens feiern auf dem Kulturcampus.


Das ist dann eher für die Hardcore-Party-Jäger. Das ist eine Herausforderung, Leute. Jetzt haben wir sehr viel über dieses Thema gesprochen.

Ich würde dir noch an einem Punkt kurz nochmal einhaken, weil da bin ich drüber gestolpert. Du sagst, du bist hier mit einem Verband der binationalen Ehen und Partnerschaften und ich habe mir auch erst gedacht, der Name beschreibt ja eigentlich ziemlich genau, was er macht. Also das ist verständlich oder mehr oder weniger, was er macht.

Wir haben jetzt nicht Zeit, das sozusagen in die Tiefe zu ergründen, aber meine Frage ist natürlich, was macht ihr denn da und was macht ihr denn überhaupt?


Genau, also am Samstag habe ich ja schon erwähnt, als Familienverband fühlen wir uns schon auch für das Kinderprogramm zuständig. Da bin ich ein bisschen drauf eingegangen. Aber überhaupt machen wir ganz viele Beratungen für Familien.

Das kann Paar- und Familienberatung, Erziehungsberatung sein. Ganz viel richten wir uns eben aber auch an Familien, die jetzt nicht nur eine Staatsangehörigkeit oder einen familiären Hintergrund in der Familie haben, sondern es geht auch viel um die Frage, zum Beispiel, wenn unterschiedliche Staatsangehörigkeiten da sind, wie kann ich mit meinem Partner, der keine EU-Staatsangehörigkeit hat, überhaupt in Deutschland zusammenleben? Weil das ist nicht immer unmittelbar einfach.

Ehegattennachzug, Familienzusammenführung sind Fragen, die haben wir wirklich jeden Tag in der Beratung, wo Leute fragen, wie kann ich meine Kinder hierher bringen? Wie kann ich meinen Partner hierher bringen? Das sind so die rechtlichen Themen.

Wir bieten aber wie gesagt auch psychosoziale Beratung und für Leute, die neu in Deutschland sind, machen wir auch Migrationsberatung. Das heißt, wenn man jetzt hier neu ist und nicht weiß, wo kann man einen Antrag stellen, um auf die ABG-Listen zu kommen? Wo kann ich einen Sprachkurs belegen?

Wo kann ich meine Qualifikation aus dem Ausland anerkennen lassen? Da sind die Kolleginnen und Kollegen von der Migrationsberatung da, das machen wir auch. Also im Großen und Ganzen kann man sagen, alles was so Familien mit einem internationalen Hintergrund an Fragen und Herausforderungen im Alltag begegnen kann, können wir versuchen zumindest eine Unterstützung zu leisten und haben da Beraterinnen und Berater vor Ort.


Also ich halte das ja für eine ziemlich spannende Sache insofern, als dass das, ich kann mir vorstellen, dass das eine große Herausforderung ist, wenn man hier ist und mit jemandem, der aus einem ganz anderen Land oder ganz anderen Kontinent kommt und auch eine andere Kultur mitbringt und eben vielleicht auch nicht so viel Wissen über die deutsche Gesellschaft und wie das so organisiert ist mitbringt. Also wenn du die Maus nicht gesehen hast, dann weißt du viele Sachen nicht, wie die hier funktionieren.

Insofern kann ich mir vorstellen, dass das eine spannende Sache ist und zwar nicht nur in der, ich sag mal, rechtlichen Dimension, sondern auch kulturelle Fragen betreffend, wie man sich da überhaupt zusammen einigen kann, wie Entscheidungen getroffen werden. Ich glaube, wir müssen uns da nochmal im Detail drüber unterhalten. Da haben wir jetzt lange nicht Zeit und Gelegenheit für, aber um das auch noch ein bisschen zu ergründen, was ihr da so macht und wie da auch die Lage hier ist.


Also was du da gesagt hast, das finde ich ganz spannend. Und auch wenn wir nicht mehr viel Zeit haben, eine Sache kann ich vielleicht sagen. Tatsächlich werden oft Paare zu uns in die Beratung geschickt von anderen Beratungsstellen.

Das nennt sich dann Verweisberatung. Und oft kommen die dann zu uns und sagen, uns wurde gesagt, wir sind so unterschiedlich, wir müssen zum Verband BINationale, um uns beraten zu lassen, weil sonst kann uns eh keiner weiterhelfen. Also das erleben wir oft in der Beratung.

Und dann stellen wir fest, diese beiden Menschen, dieses Paar, die kommen eigentlich ganz gut miteinander klar. Und ganz oft wird ganz viel, ich sage jetzt mal, im weitesten Sinne von der Gesellschaft oder von der erweiterten Familie da reingetragen, was dann gegebenenfalls zu Schwierigkeiten führen kann. Also ihr passt doch gar nicht zusammen.

Oder er oder sie will ja nur mit dir zusammen sein, um einen Aufenthalt zu kriegen. Also was da die Menschen sich alles anhören müssen teilweise und unter was für einem Rechtfertigungsdruck die stehen, das ist dann oft erst mal so eine Sache, wo die bei uns dann irgendwie merken, okay, hier muss ich mich nicht erklären. Hier muss ich nicht irgendwie erst mal begründen, warum ich eigentlich mit einem Menschen in Deutschland zusammenleben will.

Sondern kann einfach erst mal schauen, was liegt jetzt eigentlich an. Und manchmal liegt einfach an, dass man keinen Kitaplatz gefunden hat oder dass man irgendwas anderes ganz Praktisches erst mal regeln muss. Oder dass es irgendeinen Partnerschaftskonflikt gibt, wie es in allen Partnerschaften zu Konflikten kommt.

Und da können wir dann drüber reden. Und die Kolleginnen und Kollegen können da dann auch oft unterstützen. Also das kann ich vielleicht einmal so als einen kleinen Einblick geben.

Und wenn wir da mal mehr Zeit haben, uns darüber zu unterhalten, gibt es da bestimmt noch mehr.


Da müssen wir dranbleiben. Oder ich kann mir vorstellen, dass das spannende Fragen und auch spannende Antworten ergeben kann. Also fassen wir zusammen.

Samstag, 22 Uhr, Bockenheimer Warte. Entschuldigung, Samstag, 14 Uhr, Bockenheimer Warte. Geht es los mit Kinderprogrammen?

Könnt ihr vorbeigucken? Kann man sich das alles nochmal angucken und vielleicht auch selber einfach mal einen Eindruck kriegen. Wie sieht denn da das Gelände zurzeit aus?

Was stehen da für Gebäude? Und wie groß ist das? Was könnte man da alles machen?

Vielen Dank, dass du da warst, Alex.


Danke. Ja, vielen Dank. Und ich freue mich, wenn viele Leute kommen am Samstag.

Dann können wir auch weiterquatschen. Es sind auch von allen anderen Organisationen Menschen da. Wir freuen uns auf euch.


Nach wie vor könnt ihr ja unsere Sendung nachhören auf unserer Webseite politutobärmagazin.de. Dort haben wir alle unsere Sendungen archiviert. Dort gibt es in den Show Notes, also in den Sendungsnotizen, natürlich auch noch Links. Da könnt ihr euch weiter schlau machen und noch ein bisschen stöbern.

Und sonst freuen wir uns, wenn ihr wieder dabei seid. Nächsten Mittwoch, 16 Uhr, unsere Uhrzeit, politopiamagazin, hier bei Radio X. Also, bis dann.