Verkehrswende Hessen

Mit dem Fahrrad auf der Autobahn. Rund zehntausend Radler sind auf der A66 von Frankfurt nach Wiesbaden unterwegs.
Sendung vom 2022/08/31 16:00:00 GMT+2
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Mit dem Fahrrad auf der Autobahn

Die Infos zum angestrebten neuen Gesetz zur Verkehrswende: www.verkehrswende-hessen.de

Der Gesetzestext www.verkehrswende-hessen.de/verkehrswendegesetz-volltext/

Transkription

[0:01] Hier ist das politopia-Magazin, Euer gesellschaftspolitisches Magazin bei Radio X, dem Frankfurter Radio. Schön, dass ihr dabei seid. Schön, dass ihr zuhört.

[0:11] Am Wochenende waren Tausende von Leuten mit dem Fahrrad auf der Autobahn.

[0:16] Normalerweise ist das ja keine gute Idee. Super gefährlich, super verboten. Macht mal besser, nicht mit dem Fahrrad auf die Autobahn zu fahren. Aber es gab eine besondere Gelegenheit. Tausende von Fahrradfahrern sind von Frankfurt, vom Westen von Frankfurt bis nach Wiesbaden gefahren, um dort Unterschriften zu übergeben. Und zwar zur Zulassung eines Volksbegehrens der Verkehrswende in Hessen. Da geht es darum, dass die Gestaltung unseres Verkehrs einfach mal ein bisschen anders aufgestellt wird. Und muss man öffentliche Verkehrsmittel, aber eben auch Fahrräder ein stärkeres Gewicht bekommen? Wir haben uns mit dem Organisator dieser Demo, Werner Bude, unterhalten, und der erzählt uns ein bisschen, was am Sonntagnachmittag jetzt wirklich passiert ist auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Wiesbaden.
Wir sitzen hier in einem Park. Wir sind hier mit dem Fahrrad hergekommen, und wir sind mit vielen Leuten im Fahrrad hergekommen. Und das ist ja eigentlich noch nicht der richtige Kracher, oder?

[1:14] Na ja, viele Radfahrer ist schon ein ganz schöner Kracher. Zumindest mal, was das Prozedurale anbelangt. Weil so oft passiert das jetzt auch nicht, dass man mit 10.000 Radlern mal schnell über eine Wiesbadener Autobahn fährt, vor allen Dingen über so eine Strecke. Also das war schon was. Also da bin ich auch schon ganz zufrieden, dass wir das alle Mann sehr gut hingekriegt haben. Also das war so eine Art Sternfahrt. Ihr seid von verschiedenen Orten gestartet und sei dann von Frankfurt hier über die Autobahn nach Wiesbaden gefahren. Stelle ich mir das richtig vor? Also da, wo man sonst so und was weiß ich Tempo 100, 120 lang fahren kann mit dem Auto da Seid ihr mit dem Fahrrad gefahren, richtig? Ja, genau. Aber das ständige Sternfahrt, das ist jetzt keine Geschichte, die ich jetzt irgendwie. Die mich irgendwie Angst macht, weil ich mache öfter Sternfahrt und konzipiere sie, leite sie. Und wir haben das ähnlich auch schon so letztes Jahr gemacht, in dem wir halt eben von drei Orten nach Frankfurt reingefahren sind. Aber trotzdem, Heute war es was Besonderes, weil wir uns alle in Frankfurt getroffen haben. Um 12:00, haben eine Pause gemacht von 13:00 und dann Und dann fuhren alle zusammen über das größte Autobahn Stück, das jemals in Deutschland mit einem Fahrrad befahren wurde im Rahmen einer Demonstration. Das ist schon ein Hammer. Und unterwegs haben wir extra darauf geachtet und ich habe in der Konzeption darauf geachtet, dass eben eine niedrigschwellige Teilhabe möglich ist. Das heißt, die konnten an verschiedenen Abfahrten kommen, die drauf waren und auch wieder runterfahren, überall. Also jeder konnte so viel fahren, wie er wollte.

[2:36] Und das bedeutet dann auch, dass dann ganz, ganz viele Leute auch teilgenommen haben. Wir haben am Erbenheim Abfahrt Erbenheim, wo wir dann Autobahn runter sind, hatten wir noch immer noch 8000 Leute. Da sind schon viele dann schon wieder runtergefahren. Wir waren auf der Autobahn bestimmt 10.000 verschiedene Leute auf den ersten Aufschlag. Dann haben wir 2000 rundrum hier. Und die Züge, die in Frankfurt ankamen, wo die Leute heimgefahren sind. Also wir haben schon ziemlich viele Leute für die Verkehrswende begeistern können und viele haben gesagt Jawoll, da machen wir mit. Und die ganz vielen, die dann auch noch auf den Brücken standen und haben uns einfach nur zugewunken, obwohl sie gar nicht mitfahren konnten, weil da gar keine Auffahrt war. Die haben mich persönlich am meisten beeindruckt, das muss ich jetzt mal sagen. Die haben uns alle zugewunken. Auf jeder Brücke standen die. Das ist unglaublich, Habe ich so selbst bei den großen Sternfahrt, die ich auch in Berlin begleite oder so was, nicht erlebt. Es war richtig toll, mich richtig Emotionen gab, war eine mega Geschichte. Ja, also ich war auch beeindruckt, aber da gab es eine Menge Geklingel und Geschenke und Gejohle, aber auch von vorbeifahrenden oder auf der Spur fahrenden Autofahrern. Die haben ja teilweise auch stark reagiert. Na ja, aber ich habe jetzt zumindest keine Aggression gesehen. Leute sind ja ein bisschen langsamer gefahren, weil auch die Polizei da so ein bisschen runtergeholt hat, die Geschwindigkeit, die haben. Dann gibt es gewisse Tricks, wie man das machen kann, haben sie auch gut hingekriegt und ist wahrscheinlich abgeguckt.

[3:57] Und wir haben ich habe jetzt keine bösen, bösen Blicke jetzt gesehen, hatte aber auch nicht immer die den Ding. Aber die meisten Leute haben uns gewunken. Wir haben rüber gewunken auf die Spur und die haben uns zurück gewunken. Also roundabout gab es heute auch keine Aggression. Auch auf den Routen nach Frankfurt rein, wo man ja tatsächlich auch über normal mit normalen Verkehrsteilnehmern auch zu tun haben. An Kreuzungen oder so was hatten wir ja auf der Autobahn jetzt nicht. Also auf diesen Routen war es, gab es keine Probleme, es war wirklich alles. Es ist perfekt gelaufen, bis auf den einen Unfall. Gut, aber das passiert bei so viel Leuten schon mal!

[4:30] Okay, dann seid ihr hier in Wiesbaden angekommen. Dann gab es ja eigentlich auch einen Plan. Hier sollten Unterschriften übergeben werden, oder was war da genau? Was steckt dahinter? Na ja, die Verkehrswende Hessen sammelt. Seit ersten neun letzten Jahres haben sie Unterschriften um ein Verkehrswende Gesetz auf den Weg zu bringen. Also es geht richtig darum, ein Gesetz zu ändern, zu modifizieren und entsprechende Dinge ins Gesetz reinzubringen. Die, für die der Mut einfach fehlt. Politikern oder wo sie sagen Ja, machen wir mal dieses, machen wir. Das haben wir jetzt schon seit ewigen Zeiten. Aber ein Bürgerbegehren, so wie Rad, entscheide in den Kommunen oder so ein Bürgerbegehren auf Landesebene, wie wir es machen, ändert richtig Gesetze. Das heißt, es ist nicht richtig die direkte Demokratie, ähnlich wie in der Schweiz. Deswegen haben sich auch viele Leute dafür interessiert. Und wir waren heute auch auf der Straße und haben gesagt Hey!

[5:22] Wir sagen ganz deutlich Wir sind für Hessen und wir sind dafür, dass wir eine vielfältigere Mobilität erreichen können. Denn wir haben einfach viel zu wenig Freiheit. Die einzige Freiheit, die der Deutsche hat und ganz gern hat, ist die Freiheit, Auto zu fahren. Und das kann nicht die Lösung sein, sondern wir müssen das Auto ein kleines bisschen zurückdrängen in Sachen Geld, Ressourcen, Platz und müssen einfach mehr machen auf der Fläche für öffentlichen Nahverkehr. Wir müssen mehr Radwege schaffen, mehr Fußverkehr. Wir müssen. Eigentlich müssen wir mehr Verkehrsraum in Lebensraum umwandeln. Das ist der Punkt. Wir sind Menschen, Wir sind keine verkehrenden Wesen. Wir sind Menschen.

[6:01] Und Verkehr ist eine Notwendigkeit. Aber der Lebensraum, ohne den können wir nicht auskommen. Und der muss wieder zurückerobert werden. Wir müssen einfach mehr Möglichkeiten haben, unsere menschlichen Dinge auszuleben, statt dass wir mit einer Mobilität, die uns auch ja gerade in diesen Klimakollaps gerade treibt, weiter fortzufahren. Für ein Weiter so gibt es keine Argumentation, keine guten und keine schlechten. Es ist einfach nicht nötig. Das geht nicht. Wir müssen uns ändern. Und ob wir das schaffen müssen. Wir gucken dafür heute auch diese Demo, ganz klar darauf hinzuweisen Hey, wir müssen uns ändern und wir können uns ändern und du kannst mitmachen, Du kannst unterschreiben, dann kannst du mit deiner Partizipation, mit deiner Möglichkeit, hier teilzuhaben, einfach symbolisieren. Hey, ich bin auch dabei. Ich möchte gesehen und gehört werden. Das heißt, diese Verkehrswende ist ein Ansatz, dass wirklich da an ganz vielen Stellen sozusagen die Art und Weise, wie Leute reisen oder sich fortbewegen, dass da ganz andere Schwerpunkte gesetzt werden. Wir müssen andere Schwerpunkte setzen. Wir haben die letzten 60 Jahre das Auto als das Maß aller Dinge angesehen, das heißt, wir haben um die Bedürfnisse des Autos, die anderen Bedürfnisbefriedigung drum herumgebastelt, drum herumgebaut. Das ist halt nun mal so, und das darf nicht mehr so weitergehen. Die Menschen merken ja gerade, dass sie gar kein Auto mehr fahren wollen, wenn wir ganz, ganz viele Leute Jugendlichen heute.

[7:21] Das Thema ist durch mit Führerschein mit 18, das ist ja nicht mehr so! Also die Leute merken ja gerade auch, dass sie für diesen Planeten. Also wenn die Hitze und und unsere Probleme, die wir gerade haben, bedingt durch die fossile Verbrennung unser Problem sind, dann ist noch mehr Auto und noch mehr ausgebaute Straßen und die Ertüchtigung eines Rad eines, Verkehrswege Netzes nicht die Lösung, sondern es wird noch viel mehr zu einem Problem auf die Rückschlüsse die wir haben, wo wir einen Riederwald Tunnel in Frankfurt schließen oder und dann wieder Wald. Tatsächlich Flüsse machen die Seiten keine Staus, überhaupt nicht. Die sorgen nur für mehr Verkehr. Und wenn weniger Verkehr unser Ziel ist, dann kann es doch nicht sein, dass ich die Ertüchtigung des Autoverkehrs als Lösung mache. Das funktioniert alles nicht. Das ist völlig widersprüchlich. Und auch die Wissenschaft gibt uns ja recht. Nur wir alle haben irgendwie diese Gier nach Auto, also mit den Autos. Jetzt frage ich mal sozusagen als Advocatus Diaboli Kann es nicht sein, dass wenn jetzt auch das Autofahren immer teurer wird, also Benzin und sonstige Kosten, kann es nicht sein, dass ich das auch ein bisschen selber regelt, Also dass die Leute einfach mehr Bus, Bahn und Fahrrad fahren, weil sie sich das einfach anders nicht mehr leisten wollen oder gar leisten können? Ja, aber dann brauche ich doch eine Regierung, die tatsächlich, wenn es teurer werden soll, das Ganze nicht wieder mit Steuermitteln wieder möglich macht. Wir haben es doch gerade erlebt. 0,30 € also deswegen. Wir haben doch keine.

[8:46] Keine Politik, die das den die eigentliche Problematik so im Blick hat, dass sie die problematischen Modalitäten des Verkehrs einfach mal dem Markt überlässt, wie das schon so oft gesagt wird. Also wir hätten einfach mal 2 € 2,10 lassen sollen. Das sagen aber dann ganz viele. Ja, dann hätte ich nicht mehr auf die Arbeit kommen können. Dann muss aber die Frage erlaubt sein Warum ist das denn so? Warum kann ich denn aus keine Ahnung Gräben heilen? Ein Beispiel ohne es zu reflektiert zu haben, herauszufinden, warum Menschen aus Gräben ohne Auto gar nicht mehr rauskommen. Wir haben doch die letzten keine Ahnung. 304050 Jahre, massenweise Gleise stillgelegt, Bahnhöfe abgerissen. Warum haben wir das denn gemacht? Weil wir Autofahren sehr verbilligt haben. Und natürlich ist Autofahren der Vorteil. Das Ding steht 23/2 Stunden rum und wenn ich auf Wenn ich da wegfahren will, kann ich wegfahren, wann ich will. Öffentlicher Nahverkehr ist anders. Ganz klar. Aber die Menschen würden den öffentlichen Nahverkehr nehmen, böte man ihnen denn diese Möglichkeiten? Und die gibt es gerade nicht, weil da einfach zu wenig Geld und wenig Zeit, zu wenig Planung reingesteckt wird. Eher erweitern wir eine Autobahn. Das ist der Punkt.

[9:53] Das hört sich jetzt aber auch ein bisschen so an, dass es gar nicht bei einer Verkehrswende, also der Wahl der Verkehrsmittel oder dem Ausbau von Infrastruktur dafür getan ist, sondern dass da auch größere Dinge dranhängen. Wie sind Städte gebaut, wie sind Arbeitsplätze oder Arbeitsmöglichkeiten gestaltet? Das ist ja noch eine viel tiefgreifendere Umwälzung in der Gesellschaft, die notwendig wäre, oder? Absolut. Die Jugendlichen heute der heutigen Zeit sehen das viel klarer als wir. Wir haben bereits nur so eine etablierte, etablierte Bedürfnisse. Und die Jugendlichen, die heute noch keinen Autoführerschein haben, die schauen sich an Was will ich eigentlich im Leben? Ich will von A nach B kommen. Die haben überhaupt kein Verständnis dafür für dieses Protze, dass sie einfach ein riesen Auto haben, wie ein Araber ein Araber fährt. Also wir müssen gucken, wir haben ganz bestimmte Wünsche und Bedürfnisse, die werden durch das Vorhandensein des Autos und auch der Auto infrastruktur überhaupt erst geweckt. Stichwort initiierter Verkehr ist ein Riesenthema. Also Individualverkehr ist ist hammerhart. Wir haben Verkehre, die entstehen nur dadurch, dass es das Auto gibt. Also man fährt mit dem Auto zum Bäcker, nicht weil man da hinfahren muss, sondern weil das Auto existiert, statt dass man das Fahrrad nimmt. Also es gibt ganz viele Verkehre, die entstehen nur dadurch, dass man überhaupt ein Verkehrsmittel dafür hat. Und das ist unglücklich.

[11:13] Wir haben einfach. Katze beißt sich in den Schwanz und der Schwanz beißt eigentlich zurück. Das heißt, wir haben eine Wechseln. Korrelieren. Korrelieren in korrelieren das Verhältnis in der Kausalität. Die Leute fahren Auto, weil es das Auto gibt. Und das Auto gibt es, weil die Leute Auto fahren wollen. Und dieses Ding zusammen ist der Stoff, aus dem dann das kommt, dass wir jetzt 1,5 Milliarden Autos haben, in Deutschland, in, auf der Welt. Und die richten einen ziemlich maximalen Schaden an, wenn man sich die öffentlichen Verkehrsmittel stattdessen anguckt. Das ist doch ganz klar. Aber das wollen wir nicht wahrhaben. Wenn es um Bequemlichkeit geht, sind wir nicht mehr bereit zu sagen Oh ja, da mache ich aber jetzt mit. Das ist nicht so einfach, das weiß ich ja, die Bequemlichkeit. Da wäre natürlich wirklich die Frage Inwieweit sind wir als Menschen denn überhaupt bereit, solche Umwälzungen dann auch wirklich anzustoßen, in Angriff zu nehmen und auch voranzukommen? Weil das ist ja dann doch eine ziemlich hohe Schwelle, die genommen werden muss. Also da muss an vielen Stellen die Bequemlichkeit sich ändern. Oder anders formuliert Viele Leute werden dann sagen Ey, mein Beruf kann ich so gar nicht mehr ausführen, das funktioniert gar nicht mehr. So jetzt. Wir haben ja jetzt ein Jahr, einen Winter vor uns, der wird prickelnd.

[12:29] Das heißt also, wir werden das Gas, was wir nicht kriegen, nicht immer bezahlen können. Also ganz viele werden das nicht können. Und wir merken in 2022 wie nie in den letzten 30 Jahren zuvor.

[12:42] Es ist was mit unserem Planeten. Es läuft was mit der Politik schief. Warum haben wir dann plötzlich das Problem, dass ein Gas Mangel existiert? Da gibt es einmal jetzt plötzlich ein Problem bei Lieferungen. Aber wir haben auch ein Problem mit dem Verbrauch. Wir haben ganz klar ein Problem im Verbrauch. Wir haben einen Energieverbrauch. Unser Footprint eines deutschen Bürgers, das der Hammer!

[13:02] Wir haben 100? Keine Ahnung, glaube ich. 194 erfasste Länder. Unser Footprint, unser Pro Einwohner, das ist eine Katastrophe. Aber mit einer Selbstverständlichkeit nehmen wir das einfach wahr. Aber wir nehmen es nicht kritisch wahr. Dann können wir uns auch gar nicht leisten, weil jeder hat eine kleine eigene Schuld an dieser Geschichte und sagt Naja, wenn ich jetzt aufs Auto verzichte, was soll das schon ändern? Und wenn jetzt Deutschland das und das macht, da gibt es ja noch die Chinesen. Und wir finden sehr schnell in dem sogenannten Whataboutism Whataboutism, so nennt man das, findet man Entschuldigungen, Fähigkeiten für sein eigenes Verhalten und für das Verhalten der Deutschen. Wenn China nicht erst mal in den USA nicht erst mal so lange machen, lieber nichts weiter tun. Also wenn wir das machen, dann ist es ja nicht so schlimm. Und am deutschen Wesen soll dass die Welt genesen oder so was. Das ist natürlich Blödsinn. Also trotzdem, wir sind tatsächlich auch weltweit eine Nation, wo die Leute hingucken und sagen Oh, die Deutschen machen das und die treiben was voran. Hey, das ist ja interessant. Deswegen ist es für mich persönlich wichtig. Werner Boote Wir sitzen hier in Wiesbaden. Ändern kann. Und ich mache das gar nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern ich mache das so, dass ich sage Hey, Leute, es liegt in unserem eigenen Interesse.

[14:18] Du bist jemand, der mit deinem Verbrauch, mit deinem Footprint mit dazu beiträgt, dass es in Afrika mittlerweile in ganzen Gebieten nicht mehr lebensfähig ist. Da gibt es nichts mehr. Wir werden es in Deutschland auch kriegen. In 20 Jahren wird es in Baden Württemberg Areas geben. Gibt es jetzt schon in Sachsen. Die sind nicht mehr lebensfähig, da wir kein Wasser, da haben wir keine Nahrung mehr, da haben wir nichts mehr. Das wird in 20 Jahren ganz heftig aussehen. Und heute ist 2025. Wir merken es alle jeden Tag. In den Medien ist die Klimakatastrophe allgegenwärtig. Wir schaffen es nur nicht, so schnell wegzuschauen, wenn es im Fernsehen auftaucht. Da gibt es jetzt bestimmt viele Details. Diskussionen zum Beispiel die Vorstellung, ob wenn man jetzt, ich sage mal mit Wind und Sonne Auto fahren könnte. Also stell dir vor, wir hätten so eine Infrastruktur etabliert, dass wir keinen einzigen Tropfen Öl mehr verbrennen, um uns irgendwie Individualverkehr mäßig voran zu bewegen. Dann gibt es ja trotzdem noch Argumente. Ja, aber wir brauchen trotzdem nicht die Ideen. Vielen Platz für die Autos. Und das heißt, da gibt es dann auch wieder viele Details, Diskussionen würden die unter Umständen nicht das große Ziel verwässern und den Blick verstellen? Naja, das große Ziel besteht ja, wie du das selber eben gerade sagtest, aus ganz, ganz vielen Rädchen, an denen eigentlich gleichzeitig gedreht werden muss. Aber das Problem ist doch eins Ich kann dir nicht sagen, weil nicht an allen Rädchen gleichzeitig gedreht wird, darf ich schon gar kein Rad drehen.

[15:39] Das ist ja der Konstruktionsfehler bei diesem Gedanken. Wieder Stichwort Whataboutism. Was ist denn mit dem Nachbarn? Und der fährt ja einen dicken SUV und ich fahr dauernd immer nur Fahrrad. Ich kann das doch gar nicht kompensieren, was die anderen falsch machen.

[15:51] Das ist der falsche Ansatz. Wir müssen insgesamt anfangen, ein Gemeinwohl auf der Welt zu entwickeln. Da geht es nicht mehr um China, da geht es nicht mehr um USA und nicht um Deutschland. Da geht es eigentlich darum, Mensch auf dieser Erde. Und das ist eine Herausforderung. Das wird für uns alle herausfordernd werden, die nächsten zehn, 20 Jahre. Wer da noch lebt, Unsere Kinder merken das, die gehen auf die Straße und die Automobilindustrie in Stichwort Fail ist für Future. Und da war ich auch sehr hoffnungsfroh, dass vieles für Future das macht. Aber am Ende sind sie jetzt gerade noch nicht so wirkmächtig, wie man sich das wünschen würde. Das ist das Problem. Also jetzt nochmal zurück zu der Fahrer Demo, die er heute hattet. Du hast Zahlen genannt, also was weiß ich in der Größenordnung von 10.012, zwölf, 10.000 waren es nur auf der Autobahn. Wir hatten aber noch mehr. Wir haben ja die anderen Züge gehabt ohne Autobahn und wir waren insgesamt halt eben schon ziemlich viel hier in den Reisinger Anlagen, auch noch mal ein paar, die nicht da waren. Also um die 12.000 waren wir heute, die irgendwie für die Verkehrswende präsent waren. Das heißt, es gibt diese ganz harten Fakten. Aber inwieweit siehst du denn auch die emotionale Qualität, dass man da gemeinsam als Fahrradfahrer unterwegs war? Ich meine, das war ein Abbild der Gesellschaft. Da gab es die gemütlichen, da gab es ein paar Heizer also, die wirklich durch die Gegend geheizt sind. Aber im Großen und Ganzen war mein Eindruck, dass das schon so eine Sache war, dass man sich bewusst war, man gehört jetzt zu einem Club, zu einer Clique, zu einem Stamm, zu einem Tribe der Fahrradfahrer.

[17:14] Ist das so eine wichtige Sache oder wie würdest du das einschätzen? Es ist ja nicht nur der Fahrradfahrer, sondern die Leute sagen Ich war Bestandteil eines ziemlich großen Dings.

[17:23] Und am Ende werden vielleicht irgendwelche Eltern ihren Kindern erzählen, die sie da vorne in ihrem Lastenrad drin hatten. Du, ich habe dich 2022 über die erste Autobahn Demo über die A 66 mitgefahren. Ich war dabei. Ich habe das Gefühl gehabt, ich habe die Emotionen gehabt. Ich habe auch den Polizisten zugejubelt, die an den Autofahrern Ausfahrten und Auffahrten standen, den Menschen auf den Brücken. Ich habe, ich war mit dabei. Ich habe das erlebt, wie toll wir alle nicht reduziert, sondern vereint waren in einem Ziel. Es gab ein Wir plötzlich ein positives Wir. Und das ist, glaube ich, das, was ich mir schon seit vielen Jahrzehnten zur Aufgabe machen, dass ich sage, ich versuche diese positiven Wirs irgendwie zu produzieren. Und ich versuche dann eben nicht, verrückte Dinge zu tun, sondern notwendige, symbolhafte Dinge zu tun, die den Menschen, die heute da waren, Mut machen. Vielleicht haben wir ja unter Umständen bei diesen zehn, 12.000 Leuten Leute, die sagen Jetzt mache ich auch was los, jetzt gehe ich in die Politik. Das gehe ich in meinen Orten geht zum Bürgermeister. Ich glaube, du machst zu wenig für die Verkehrswende. So, dann ist das doch ein Maximum Impact, den wir heute gehabt haben, oder? Darum geht es. Du hast das eben schon so formuliert bei der ersten Fahrrad Demo. Du bist sehr sicher, das wird nicht die letzte bleiben in der Art Na ja, also jetzt ist ja bekannt, dass ich jetzt das nicht so selten mache. Ja, Demo nit, der ganze Krempel halt eben bei uns alleine, nur in Hessen.

[18:45] Man muss immer gucken, ob sich das lohnt, dass man möglichst viele mit ins Boot bekommt. Und ich schaffe das natürlich nicht alleine. Das ist immer so, dass die Leute mir dann sagen Ey, war ne ganz toll und sag ich. Da muss ich eins ganz klar sagen Ich mache bei so etwas ganz bestimmte Dinge, die ich wirklich gut kann. Aber ich mache nur diese Dinge und alle anderen machen das Ding dann groß. So habe ich das bei der Demo gemacht, hier in Hessen, die noch nie zuvor irgendwie in Hessen aufgeschlagen ist. 2019 war der erste Aufschlag. Berlin haben wir das schon seit 40 Jahren? So ist es jetzt. Jetzt haben wir ja mal einen Flocken eingeschlagen. So flog eingeschlagen.

[19:21] Aber es geht ja darum, dass wir da ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln. Wir waren da auf der Autobahn, nicht irgendwelche Ordner, nicht irgendwelche Polizisten, nicht irgendwelche Eltern. Wir waren darauf alle. Wir alle haben dazu beigetragen, dass heute Abend viele Leute ein bisschen geflasht nach Hause gehen und sagen Wow, war das mega!

[19:39] Ich will was bewegen und ich leg jetzt auch mal den Kopf schräg, wie es uns eigentlich geht auf dieser Welt. Und kann ich denn wirklich nichts tun? So, und das ist das. Deswegen machen wir das Mind Change auf einer ziemlich großen Breite. Wir können ohne dieses Verändern im Denken nichts hinkriegen. Wir können die Politiker nicht zwingen zu irgendwas, wenn wir nicht selber ziemlich viele sind, die einheitlich denken. Das schaffen wir nicht. So, wir müssen eine Wählerschaft werden. Wir müssen eine Gemeinschaft werden, die man ernst nimmt. Wir müssen, wir müssen ein wir werden. Und ich bin derjenige, der versucht, dieses Wir zu produzieren und den Leuten das gute Gefühl zu geben Mensch, du gehörst zu was du kämpfst und nicht weniger. Lass mich das mal knüppelhart ausdrücken Du kämpfst um nicht weniger als um unser Überleben. Auf der Art und Weise Verkehr. Andere kämpfen im Thema Entscheid für die Dinge, die notwendig sind, damit Gebäude saniert werden, damit die Menschen sich auf dieser Basis ändern. Und wieder andere kümmern sich nur darum, die Gasriesen und Ölriesen ein zu regulieren bei der Politik. Es gibt so viele Aufgaben, die alle gelöst werden müssten und die praktisch die maximal Anstrengungen notwendig machen, weil der maximale Widerstand, nämlich Geld oder Bequemlichkeit, dagegen steht. Da kannst du nur mit großen Zahlen arbeiten. Ich weiß das von den Dingen, die ich mache. Da gibt es einen Spruch, der lautet Viel hilft viel und ich fahr nicht gerne alleine Fahrrad. Das ist einfach der Punkt.

[21:02] Da haben wir ja heute gesehen, oder? Genau deswegen die Autobahn stehen wir furchtbar klein auf der Autobahn rum. Das geht doch gar nicht. Funktioniert nicht. Also war schön heute. Ich bin sehr zufrieden.

[21:13] So sieht es aus. Tausende von Fahrradfahrern unterwegs auf der Autobahn für das Volksbegehren Verkehrswende in Hessen.

[21:21] Unsere Sendung könnt ihr auch auf unserer Webseite Polydor Magazin D nachhören. Und dort gibt es auch in den Shownotes, also in den Sendung, Notizen, weitere Infos und Links zum Thema.

[21:34] Schön, dass er dabei war. Schön, dass ihr zugehört habe. Das war das politische Magazin hier bei Radio X. Bis nächste Woche.