Frankfurt in den sechziger Jahren

Die sechziger Jahre waren geprägt von der Studentenrevolte. Die Jugend wollte sich nicht länger belügen lassen über das System, in das ihre Eltern verstrickt waren den Nationalsozialismus. Sie wollten Aufklärung und eine Perspektive jenseits der spießigen Gesellschaft der Fünfziger Jahre.
Sendung vom 2021/03/31 17:00:00 GMT+2
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Frankfurt

Transkription

[0:00] Hallo, hier ist das Politopia-Magazin auf Radio X einundneunzig Komma acht Megaherz. Ich bin hier zu Gast in der Ausstellung bewegte Zeiten Frankfurt in den neunzehnhundertsechzigern.

[0:12] Mit dem Kurator der Ausstellung, Herrn Doktor Hefner und der Pressesprecherin Frau Doktor Matron.
Und wir werden uns jetzt ein bisschen vertiefen in die Neunzehnhundertsechziger. Herr ähm Doktor Hefner, zeigen sie uns doch vielleicht so einzelne Stationen, was sind die Highlights der Ausstellung?

[0:32] Ja, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich darf sie ganz herzlich begrüßen zu dieser kleinen Radiotour durch unsere Ausstellung. Ähm unsere Intention war nach Highlights gefragt waren, war eher die bewegten sechzehn Jahre in Frankfurt im gesamten darzustellen.
Hören mit Ihnen nachher so ein bisschen durchgehend, politische Aspekte, bauliche Aspekte, kulturelle Aspekte, natürlich auch Protest und Wirtschaft und Sport.
Aber unsere Intention war jetzt keinen Fokus zum Beispiel auf die Protestbewegung zu legen, sondern die Entwicklung für.
Eben für ein gesamtes Jahrzehnt aufzuzeigen.
Und ähm die Ausstellung zeigt sehr direkt, wie weltpolitische und bundespolitische Ereignisse hier in Frankfurt sich niederschlugen, aber auch eben ganz spezifisch stattgeschichtlich Aspekt.
Dann machen wir zuerst ein bisschen Musik und gehen gleich in die nächste Station. Ich sehe hier neue Akzente im Frankfurter Stadt.

[1:27] Genau, wir thematisieren neben den gesellschaftlichen Aspekten, auch zum Beispiel das Themenfeld, wie wird denn gewohnt in den neunzehnhundertsechziger Jahren,
und ähm natürlich eins der prägendsten Bauprojekte ist der Bau der Nord-West-Stadt.
Seit den fünfziger Jahren in der Diskussion, dann von neunzehnhunderteinundsechzig bis zweiundsiebzig realisiert. Und dann sieht man sehr schön, dass diese
Bauprojekte natürlich nicht in den Sechzigern aus dem Nichts entstanden, sondern eine breite Kontinuität haben. Und ähm diese Wohnform war natürlich in den sechziger Jahren etwas anderes als in den Fünfzigern. Äh man baute lichtdurchflutete Räume.
In Grünflächen. Der Verkehr hatte ganz maßgeblichen Einfluss. Alles Funktionen, die schon in den Fünfzigern äh waren und versucht wurden umzusetzen, aber dann in den sechziger Jahren im Wohnungsbau und im Siedlungsbau in Frankfurt sich deutlich durchschlugen.
Nordweststadt verbunden ist natürlich das Nordwestzentrum, also das Thema Konsum, auch ein übergesellschaftliches Thema. Ähm heute ist ja das Nordwestzentrum.
Ein reines Einkaufszentrum. Sura ist in den sechziger Jahren nicht gedacht.
Es war auch in den sechziger Jahren noch nicht überdacht, sondern es war ein offener Platz in der Mitte und es war gedacht als Gemeinschaftszentrum für die Nordweststadt.
Wo man neben einkaufen, insbesondere eben ja Stadtteilaufgaben erledigen konnte, also von der Stadt äh Bibliothek über einzelne Schulen, über Behördengänge, über die Polizei, über die Post,
et cetera.

[2:49] Und ähm neben diesem einen Stadtteilzentrum gab's noch drei weitere in der Stadt und ähm auch mit der Schule Frankfurts sozusagen
große Reformschule, wo man versuchte, die gesellschaftlichen Diskussionen um bessere Bildungschancen, um die Notengebung, um die Ausbildung von Lehrern, wie entscheiden Lehrer im Lehrerkollegium und so weiter,
eben hier umzusetzen und das machte eben die Nordweststadt zu einem ganz besonderen Stadtteil, zum einen in wohnen, zum anderen in Sachen Verkehr, aber auch in Sachen.
Bildungspolitik. Gerade in Sachen Verkehr, da hat man ja ein Konzept entwickelt, äh das Auto freundlich ist, was man in Offenbach ja dann noch weiterentwickelt hat und in Frankfurt äh dann äh stecken geblieben ist.

[3:31] Das Thema Verkehr ist äh seit den fünfziger Jahren in Frankfurt eines der maßgeblichsten Themen und äh wir haben in der Ausstellung auch diverse Videos, äh bei denen sie sich anschauen können,
wie bedrückend dieses Thema für die Frankfurter Bahn? Im Endeffekt hat man das Gefühl, der Fußgänger blockiert den Radfahrer, der Radfahrer, den Autofahrer, der Autofahrer die Straßenbahn und so weiter,
Das lag natürlich in der Städteplanung der Nachkriegszeit.
Das per se für diesen wachsenden Verkehr in der Stadt und auch bedingt durch den großen Zuzug nach Frankfurt natürlich erstmal die Stadtplanung nicht ausgelegt war. Die Diskussionen kommen aus den Fünfzigern, schwappen in die Sechziger,
man will die Verkehrsnot beheben. Frankfurt hat diverse äh äh.

[4:15] Wie das gehen könnte, aber äh das maßgebliche Ziel ist ein Massenverkehrsmittel. Wir kennen das heute, die U-Bahn.
In den fünfziger Jahren waren aber schon andere äh Maßnahmen in der Diskussion und die konkretisierten sich Anfang der Sechziger eine sogenannte.
Eine Lösung, die auch diskutiert wurde. Die erinnert etwas an den heutigen Transrapid, also eine Schienenbahn, die über den Straßen verläuft, als zweite Verkehrsebene über der Straße, nicht unter der Straße, wie die U-Bahn.
Dafür war die FDP. Ähm die CDU und die SPD im Stadtparlament ähm waren für die U-Bahn-Lösung.
Und das ist eines der der wenigen ganz großen Differenzen in der Frankfurter Stadtpolitik, im großen für die sechziger Jahre. Bei den anderen Maßnahmen war man sich äh größtenteils einig in der Sache.
Aber bei den Details immer Unterschiede, denn anderes Beispiel ist das Nord-West-Zentrum,
Das wurde durch einen Investor gebaut, dafür war die SPD, die das mit ihrer Mehrheit im Stadtparlament auch durchsetzte, während die anderen Parteien eher auf den.

[5:16] Auf die Umsetzung von städtischer Hand ähm setzten.
Das macht auch beispielhaft, wie im Zweifelsfall entschieden wurde, die SPD immer absolute Mehrheit in den sechziger Jahren und setzte dann im Zweifelsfall immer ihre Vorgaben im Stadtparlament durch.

[5:31] Ergott prima. Da sehe ich noch einen ähm eine Sache, die mich auch interessiert und zwar Medien in den sechziger Jahren.

[5:38] Da gibt es Theater, politisches Theater, aber auch Zeitungen und ja, drei Programme.

[5:46] Feier in den sechziger Jahren auch der Schauplatz von Auschwitz,
und zwar am zwanzigsten Dezember neunzehnhundertdreiundsechzig bis zum zwanzigsten August neunzehnhundertfünfundsechzig,
Ein großer Name dabei ist auch Schutzbauer als hessischer Generalstaatsanwalt. Was gibt es hier in dieser Station dazu zu sehen?

[6:09] Genau, wir beleuchten die drei Frankfurter Auschwitzprozesse in den neunzehnhundertsechziger Jahren, neben dem eben schon erwähnten ersten, gab's noch zwei Nachfolgeprozesse. Neunzehnhundertsechsundsechzig, siebenundsechzig und neunzehnhundertachtundsechzig aber dann mit weniger Angeklagten,
und äh maßgeblicher Initiator dieser Prozesse war Fritz Bauer.

[6:29] Ähm der das Verfahren maßgeblich voran trug und insbesondere auch die Zeugenbefragungen im Vorfeld. Der Prozess ist ja nur das Ereignis in Frankfurt, aber davor.
Eben intensive Recherchen, äh Zeugenbefragungen, die Einladung der Zeugen hier nach Frankfurt äh im Vorfeld zu klären und auch das Verfahren selbst. Und das steuerte maßgeblich Fritz Bauer mit seinem Team.
Und ähm es machte den Frankfurterinnen und Frankfurtern auch der bundesweiten Öffentlichkeit nochmal, er führte es vor Augen, was dort in Auschwitz passierte. Ähm.

[7:00] Es traf natürlich etwas auf den Vorwurf, dass man den Deckmantel des Schweigens über die Geschehnisse in Auschwitz.
Wollte und nun gab es mehrere Prozesse in Frankfurt, die genau das widerlegten. Ähm,
Der Prozess war öffentlich und es nahmen Tausende äh Schulkinder äh aus Frankfurt hier teil, neben den alten Journalisten und äh.
Weiteren Interessierten und flankierend fanden auch Ausstellungen in der Paulskirche statt, die das Groll von Auschwitz nochmal visualisierten und deutlich machten.
Und darüber hinaus war natürlich die Zeugenaussagen.
Betroffenen als Auschwitz selbst, dass äh emotionalste und prägendste für alle, die das miterlebten und wir haben auch.
Sogenannte Bogerschaukel hier in der äh in der Ausstellung zu sehen, ähm wo.

[7:47] Man sieht hier eine Puppe, die kopfüber an an den Beinen äh auch glaube ich gefesselt an Händen und Beinen über einer einer äh einem Stab hängt, an einer Art Schaukel.
Genau. So funktionierte das. Ein ein menschenverachtendes Verfahren und äh der Zeuge visualisierter als im Prozess nochmal, was er in Auschwitz erleiden musste.
Und ähm das ist also der Verdienst von Fritz Bauer, dass er all diese Gräueltaten versuchte aufzuklären und dann auch.
Es zu mehreren Gerichtsurteilen und hohen Gefängnisstrafen kam. Und der Prozess hatte eine eine große Medienwirkung,
und führte dazu, dass zum Beispiel auch gegen den früheren äh Frankfurter Polizeipräsidenten und SA-Gruppenführer Adolf Heinz Beckerle ein weiterer.
Einzelprozess geführt wurde. Hier ging es nicht um.

[8:37] Gräultaten in Frankfurt, sondern die ihr als deutscher Gesandter in Sofia äh zwischen einundvierzig und vierundvierzig im Zweiten Weltkrieg äh befohlen hatte.
Und so setzte Fritz Bauer ein ein neues, einen neuen Maßstab für Aufklärung und für auch.
Gerichtbarkeit über eben die NS-Verbrechen.
Und äh die große Medienwirksamkeit führte dann natürlich auch dazu, dass bei vielen äh jungen Bundesbürgerinnen und Bürgern ähm Beruf nach mehr Aufklärung über die NS-Zeit äh eben,
eine der zentralen Forderungen, gerade in der Studentenbewegung, weil man natürlich,
durch die neuen Fakten und durch die neuen Aussagen aus diesem Prozess drauf gestoßen wurde, dass viele Altnazis noch ähm in den Verwaltungen oder in den Gerichten saßen und äh dieser Prozess näherte auch eben die Forderung,
nach Aufklärung der NS-Verbrechen. War ja vor allen Dingen einer der ersten Prozesse, die eigentlich das Schweigen der vorherigen
Kriegsgenerationen ja äh aufgelöst hat. Man hat ja solche Sachen in der Bundesrepublik grundsätzlich geschwiegen und äh da wurde nicht viel öffentlich drüber geredet. Jeder wusste.

[9:44] Oder wusste von etwas. Das war ja dann quasi der Auftakt äh der der Aufklärung, dass man sagte, okay, die Generation der der äh Kinder,
dieser äh Kriegsgeneration stellt Fragen. Ähm ich sage mal jein, also es gab natürlich auch das große Vorhaben der Amerikaner zu enden, hat,
auch in den frühen Nachkriegsjahren maßgeblich vorangetrieben haben. Ähm sie wissen, es gab dann fünf Gruppen an belasteten,
Diverse Gerichtsverfahren, auch die gab es schon. Es gab natürlich die
den Nürnberger Prozess selbst und die Nachfolgeprozesse im großen, aber natürlich ob der viele Millionen Menschen ähm konnte man nicht gegen jeden ein Verfahren,
veranlassen und viele wurden dann auch eingestellt und die Kritik war insbesondere an den Amästivälen, die Anfang der Fünfzigerjahren von den Landesregierungen der Bundesregierung erlassen wurden und das nahm die junge Generation eben in den sechziger Jahren auf und sagte, wir brauchen
konsequenter Aufklärung und Ahnung der Verbrechen und ähm.
Eben Mörder, die zum Beispiel in Auschwitz beteiligt waren, können nicht an maßgeblichen Hebeln der jungen Bundesrepublik sitzen.

[10:53] Sehr gut, dann hier einen kurzen Musik und dann gehen wir hinüber zur nächsten Station.

[11:01] Ja gut, dann kommen wir weiter zu Theater. Theater auch ein sehr politisches Thema.

[11:07] Ja, also das Theater hat sich auch in den sechziger Jahren in Frankfurt sehr stark äh politisiert. Ähm ähm wobei es da ähm
verschiedene Spielstätten gab, es gab nicht nur das ähm Schauspiel, was dann
Mit der Theaterdoppelanlage einen neuen Ort gefunden hatte, ab neunzehnhundertdreiundsechzig, was äh durchaus auch moderne Stücke
spielte auch ähm politische Diskussionen immer wieder aufgegriffen hat, auch ähm Veranstaltungen ähm Aufführung unterbrochen hat, um dort Diskussionen stattfin
zu lassen zu den Notstandsgesetzen beispielsweise auf dem Höhepunkt
Proteste. Es gab noch einen anderen Spielort, der noch viel politischer eigentlich war. Das war das Theater am Turm des TAD
das ist ähm da gewesen, wo heute das Metropolis Kino ist in Frankfurt
es dann später umgezogen ähm an die Bockenheimer Warte. Mittlerweile muss es schließen leider. Ähm damals
hat es gestartet als Landesbühne Rhein-Main in den Fünfzigern als eher konservatives Theater, hat sich dann aber ähm in den Sechzigern stark politisiert und hat ähm
spektakuläre Stücke aufgeführt, ähm die eine Wende eigentlich ähm
im modernen Theater auch bedeutet haben, wie zum Beispiel vom jungen Peter Handke, die Publikumsbeschimpfung. Da haben wir auch ein Programm ausgestellt über diese Publikumsbeschimpfungen, auch ein schönes Bild.

[12:32] Die praktisch die Rollen zwischen Publikum und äh Schauspielern umgekehrt hat. Also auf der Bühne sehen sie dann die vier jungen Männer, die dort überhaupt keinen ähm Stück mehr aufführen, sondern in das ähm beleuchtete Publikum hinab. Ähm das
ansprechen und im letzten Akt dann auch beschimpfen. Also auch als Nazis beschimpfen und ähm diese Vorwürfe ähm an die Vergangenheit des Frankfurter Bürgertums ähm machen
Ähm das hat war von Klaus Palmann damals inszeniert. Der war damals in Frankfurt.

[13:05] Das hat relativ hohe Wellen geschlagen, zwar hat das Publikum das zum Teil relativ gelassen aufgenommen, also das Frankfurter,
war Großstädte tolerant, sicherlich auch einiges gewöhnt schon. Es gab aber durchaus auch Tumulte und grad in der zweiten Aufführung soll's dann wohl auch zur Handgreiflichkeiten.
Kommen sein. Ähm Palmmann fand das selbst ganz toll. Also er hat gesagt, er würde sie hätte sich als als Star gefühlt, als Rolling Stone,
hat er in einem Interview später mal darüber gesagt, ähm und ähm das hat so ein bisschen dann den Kurs, das tat auch ähm weiter bestimmt, also auch nach neunzehnhundertsechsundsechzig, nach dieser Uraufführung,
ähm stand das Touch,
politisches Theater für ähm junge Autoren und ähm wurde auch so ein bisschen zum Theater der Studentenproteste und habe das alles aufgegriffen.
Schmeckt gut. Dann machen wir nochmal eine kurze Pause, weil es geht jetzt auch gleich zur Musik.
Haben wir auch noch eine Sache Vorradio X gab es drei Fernsehprogramme habe ich gelernt. Das muss sehr langweilig gewesen sein, oder?

[14:09] Nein, es war ein durchaus buntes Programm, aber das Fernsehen natürlich ein eine relativ junge Technik, ne, die ARD sendete ja seit den Fünfzigern, neunzehnhundertdreiundsechzig kam das ZDF als zweites Programm hinzu und dann sukzessive die Dritten in den verschiedenen,
Lokalmedien
Und ähm eine Sendung hat natürlich äh deutschlandweit sehr viel Furore gemacht, neunzehnhundertsechzig ausgestrahlt, die. Ähm heute würde man sagen, in drei Staffeln.
Ähm zuerst ähm die Familie und der Betrieb und dann eine dritte Staffel mit Herr Hesselbach und Punkt Punkt, die leider etwas floppte.
Maßgeblich dahinter sind ja ganz viele bekannte Frankfurter Lokalschauspieler, Rolf Schmidt, Lia Wöhr, Liesel Christ, die alle da involviert waren, der maßgebliche Kopfhaber Wolf Schmidt.
Schon als Radio äh ins Radio gebracht hat in den fünfziger Jahren und dann eben, ob des großen Erfolges in den Sechzigern fürs Fernsehen
adoptiert wurde und eines der großen maßgeblichen Programme waren. Die anderen waren so Fasching, äh teilweise Sportübertragung und natürlich Nachrichten oder bunte Bälle. Aber die Hesselbachs waren so, dass Aushängeschild, was der HR,
in den sechziger Jahren bundesweit.

[15:16] Produzierte und Wolf Schmidt ähm litt ein bisschen unter seinem Erfolg, weil er wurde immer auf seine Rolle äh äh darauf ähm beschränkt,
eigentlich wollte er nach zwei Staffeln nicht weitermachen.
Andere Projekte probiert und hat sich dann notgedrungen zu einer etwas modifizierten dritten Staffel hinreißen lassen, die aber nicht vollständig abgedreht wurde.
Weil das dann eher politisch angehauchte Format mit ihm als Kommunalpolitiker beim Publikum weniger ankam. Das ist auch so ein Beispiel dafür, dass natürlich das etwas lethargische Fünfzigerjahre und ähm.
Auch die Heimatverbundenheit auch noch in den sechziger Jahren beim Publikum mit Schwang. Ähm.

[15:54] Auch der Hollywoodfilm ist in Frankfurt immer präsent mit dem Kino, einer der maßgeblichen Akteure, ganz viele berühmte Filme wie die Vögel ähm in den sechziger Jahren verdreht,
und er war ein reger Frankfurt Besucher, nämlich weil er in Frankfurt eine enge Freundschaft so Hein Heckroth hegte,
Bühnenbildner der städtischen Bühnen, der neunzehnhundertneunundvierzig äh auch den den Oskar für ähm.

[16:20] Sein, sein Design für und äh Hitcock war ähm äh freundschaftlich befreundet mit mit und schätzte sehr sein seine Meinung und deshalb haben wir auch in der Ausstellung ein Bild.
Wo sich Hitchcock in Frankfurt ablichten ließ auf dem Balkon des Hotel Interkontinental, das ja auch in den sechziger Jahren gebaut wurde und das erste tausend Bettenhotel in Frankfurt war.

[16:44] Und ähm das Kino, wie das Theater, war natürlich großen Druck durch das Fernsehen ausgesetzt.
Und äh viele Frankfurterinnen und Frankfurter, wie alle Bundesbürger sehen sich natürlich nach einem eigenen Fernseh und das sorgte natürlich dafür, dass im Theater die Besucherzahlen bedingt zurückging, aber beim Kinobesuch deutlich.
Und ähm ähm immer mehr auf Couch und äh äh Popcorn zu Hause setzen statt auf den Kinosesseln.
Und äh in der Ausstellung haben wir auch äh Filmplakate aus den Sechzigern mit dabei, die so ein bisschen nachempfinden lassen, was denn ähm im Kino lockte und das war natürlich äh die großen Filme wie Doktor Chivago, den James Bond Reihe.
Western wie Hondo, aber halt auch Filme, die man heute äh vergessen hatte, sieben Mal lockt das Vibe oder auch,
Titeln, äh die sehr bildhaft sind, wie Geiseln der Erotik. Das spricht natürlich auch dafür, dass das Kino freizügigere Filme produzierte.
Und ist ein bisschen Ausblick auf das, was äh in der Frankfurter Kinolandschaft für die für die Siebziger und Achtziger.
Dann äh präsent sein sollte, nämlich dass das Bahnhofsviertel sich zu einem speziellen Programmkino quasi entwickelte, nämlich für erst leichte sechs Filme und dann eben für Hardcore-Erotik und das lässt sich auf den Kinoplakaten der sechziger schon etwas ab.

[18:05] Ja, also ähm einen die erste Station in unserer Ausstellung ähm ist die ähm Station Politik. Ähm die haben wir überschrieben mit politischer Stabilität, SPD lenkte das weltoffene.
Ähm in dieser Station gehen wir aber nicht nur auf die Kommunalpolitik ein, sondern auch,
bundespolitische Ebene. Wir haben da ähm in unserer Vitrine ähm zunächst ähm einiges zu
Kommunalwahlen in den neunzehnhundertsechziger Jahren ausgestellt. Ähm dabei ist sehr auffällig. Grad im Vergleich zu.
Heutigen Kommunalwahl, die ja noch gar nicht so lange zurückliegt, ähm wenn sie sich die Wahlzettel dann anschauen könnten, dass diese Wahlzettel sehr, sehr viel kürzer sind als uns. Entweder viel weniger Parteien als heute. Ich gehe ungefähr.

[18:52] Sechs. Genau. Je nachdem. Genau, sie sehen da viel, viel weniger Parteien als heute
und sie konnten natürlich noch nicht kumulieren und ähm also hatten sie auch noch nicht diesen ein Quadratmeter großen Wahlzettel, sondern eben ein DIN A fünf Zettel, ähm wo sie einfach eine Liste ankreuzen konnten
von diesen Parteien, die dort drauf stehen, hat es auch viele nur ganz kurz gegeben, so ähm neunzehnhundertvierundsechzig die Nationaldemokratische Wählervereinigung, das war eine Vereinigung, ganz am rechten Rand, aus der es dann auch später die NPD hervorgegangen.
Die dann neunzehnhundertachtundsechzig angetreten ist, die hat's geschafft, auch in die Stadtverordnetenversammlung zu kommen damals.
Für eine Legislaturperiode. Vorher
Feuerwehren des gesamten Jahrzehnts ähm wurde die Stadt regiert von SPD als stärkste Kraft, CDU und FDP, also das war diese Dreier-Konstellation, die die Geschicke der Stadt lenkte
und die auch ähm alle drei im Magistrat vertreten waren.

[19:52] Ich sehe hier auch ein paar Wahlkämpfe, Bundestagswahlkampf neunzehnhundertfünfundsechzig.
Ja, also der Bundestagswahlkampf hat sich natürlich auch in Frankfurt am Main abgespielt als große westdeutsche Stadt, sind auch die Kanzlerkandidaten der großen Parteien hierhin gekommen. Deswegen haben wir hier auch ein schönes Bild von,
Brandt, der neunzehnhundertfünfundsechzig nach Frankfurt kam, auf diesem Bild sieht er, wie er sehr volksnah und leutselig anstößt ähm. Ist jeder ein Bierflaschen, ja.
Genau. Er stößt da an mit den Bauarbeitern, die gerade die Frankfurter U-Bahn bauen.

[20:26] Die in den sechziger Jahren gebaut wurde. Auch ein sehr großes Thema für die Frankfurter Stadtpolitik, genau und auch Ludwig Erhard war auch.
Ludwig Erhard ist natürlich auch gekommen. Ähm dem schlug
ein etwas eisiger Wind entgegen. Also ähm man sieht auf diesem Bild, was wir hier ausgestellt haben, dass sich dort offensichtlich Anhänger der SPD versammelt haben und ähm Plakate ähm ähm ihm ähm ähm Plakate gemalt hatten. Da sieht man äh Erhard ist
Politiker und Ludwig bleibt am Tegernsee,
Genau, Ludwig bleibt am Tegernsee am Rhein, ist es zu stürmisch. Also daran sieht man, dass diese Stadt damals in den Sechzigern doch sehr SPD-nah ähm war, ähm im Gegensatz zur.
Bundespolitischen Landschaft, also,
Erhard musste das vielleicht gar nicht so betrüben, weil er hat ähm ja gewonnen, also die CDU ginge als stärkste Kraft hervor aus dieser Wahl neunzehnhundert
neunzehnhundertfünfundsechzig. Er wurde Kanzler und Willy Brandt ähm ist ja bekanntermaßen dann erst neunzehnhundertneunundsechzig Kanzler geworden. Also erst da gab es dann den ersten sozialdemokratischen Kanzler der Bundesrepublik.

[21:37] Genau. Nach einer langen Herrschaft der CDU dann auch in,
Koalition. Ja, wobei, ähm, wobei, ähm, es war ja dann keine Alleinherrschaft der CDU, also, die hat zunächst dann mit der FDP koaliert, als das geplatzt ist, gab es ja dann ab neunzehnhundertsechsundsechzig die große Koalition aus CDU und SPD.
Koalition war auch wirklich noch groß.
Vergleich zu heute. Das heißt, die hatten dann auch eine entsprechende Zweidrittelmehrheit, konnten die Verfassung ändern. Mit dieser zwei Drittel Mehrheit und das hat ganz, ganz viel dazu beigetragen, dass sich halt auch diese Protestbewegung.
Befeuert wurde.
Die sich als außerparlamentarische Opposition dann verstanden hat und auch das Gefühl hatte, sie müssen auf die Straße gehen, weil es ja überhaupt keine richtige Opposition mehr im Bundestag.

[22:23] Genau und da kam ja die große Koalition und äh die Politik war ja in fünfundsechzig noch nicht ganz.
So äh aufgewühlt. Das fing ja dann mit siebenundsechzig äh achtundsechzig.

[22:35] Ja, es fing ähm fing schon ein bisschen früher an, hat sich dann aber immer stärker aufgebaut. Genau, dazu kommen wir dann später noch, wo wir haben die ganzen Proteste, auch in aller Ausführlichkeit dargestellt, aber.
Wirklich ähm maßgeblich daran beteiligt war, eben auch diese diese
Bildung der großen Koalition neunzehnhundertsechsundsechzig ähm die dann die Möglichkeit hatte, die Notstandsgesetze auch entsprechend zu verabschieden, weil sie die entsprechenden Mehrheiten hatte und ähm
dagegen ähm hat sich dann der Widerstand äh verstärkt und äh so ab sechsundsechzig bis achtundsechzig massiv aufgebaut.

[23:09] Machen wir an dieser Stelle nochmal eine kurze Musik und gehen dann zur nächsten Station.

[23:15] Frankfurt war ähm machte ähm in den sechziger Jahren auch als Theater statt von sich reden. Also einmal ganz sicherlich durch den ähm Neubau.
Des Schauspielhauses, am damals Theaterplatz, heute Willy-Brandt-Platz, äh, der Bau, der jetzt
ja wieder äh in der Diskussion steht ähm und schon als überholt gilt als technisch überholt. War damals natürlich ein spektakulärer Neubau, der dann die Oper und das Schauspiel wieder unter einem Dach vereinte
Ähm vorher war das ähm nicht möglich. Das Schauspiel hatte überhaupt ähm,
ähm das Schauspiel hatte überhaupt keinen festen Ort, an dem es ähm Proben und auftreten konnte, ähm weil ähm in dem alten Schauspiel die Oper.

[24:01] Weil die Alte Oper wiederum, die es heute gibt ähm ich sehe hier auch Bilder von der U-Bahn, äh da wird sie gebaut, es sind.
Panzerartige Geräte in in Bauschächten hier zu sehen. Das sind riesige Bulldozer und das war auch eine schwere Zeit, glaube ich, für die Frankfurter, weil es ein riesen Megaprojekt ist.

[24:21] Genau. Ähm die U-Bahn in den Sechzigern realisiert. Ein äh neunzehnhundertachtundsechzig äh eingeweiht mit der Jungfernfahrt beschäftigt die Frankfurter fünf Jahre von neunzehnhundertdreiundsechzig bis,
achtundsechzig und die erste Strecke, die wir heute als U eins, zwei, drei kennen, verkehrte von der Hauptwache zum Nordwestzentrum und tiefe Gremen durchzogen, also das Frankfurter Stadt
Bild, weil man muss sich vorstellen, die U-Bahn wurde quasi im Tagebau mit großen, ausgehobenen Gräben erbaut und darin der Tunnel errichtet,
und alle Versorgungsleitungen und Wege, die in diesen Straßen verliefen mussten, eben umgelegt werden und natürlich für die, die dort ein Geschäft hatten oder wohnt und war's eine große Belastung, die fünf Jahre dauerte,
Nichtsdestotrotz muss ich sagen, fünf Jahre ist eine relativ schnelle Zeit für so ein großes Infrastrukturprojekt.
Anderen U-Bahni, den siebziger, achtziger, neunziger Jahren kamen, wurden dann im Tunnelbetrieb vorangetrieben, wie wir es heute bei der Verlängerung der U fünf kennen.
Und ähm stießen im Erdreich äh auf große Probleme, Felsbrocken, Wassereindringungen und so weiter und machten diese Projekte.

[25:23] Noch lang andauernde. Nicht vor ungefähr verbindet die U-Bahn die Hauptwache mit der Nordweststadt weil natürlich große Verkehrsströme hier zu erwarten waren,
Die Frankfurter Stadtpolitik betrachtete den U-Bahnbau als größtes Ereignis der Frankfurter Stadtgeschichte im gesamten zwanzigsten Jahrhundert.
Und äh es prägt natürlich architektonisch unser Zusammenleben in Frankfurt nicht besonders, aber unser Vorankommen im Verkehr. Und wenn wir das Feld Architektur vielleicht noch ein bisschen betrachten wollen,
markante Bauten, welche entstandenen in den Sechzigern oder welche wurden in den Sechzigern geplant.
Konstatieren, dass die Architektur der sechziger sehr doch sehr vergänglich ist, also markante Bauten, um ein paar zu nennen, ähm.
Theaterdoppelanlage neunzehnhundertdreiundsechzig realisiert. Äh der Henninger Turm, neunzehnhunderteinundsechzig, die Universitätsbibliothek, der AFD-Turm. Ähm.
Jahrhunderthalle, das Stadtbad Mitte. Ähm das waren so maßgebliche Bauten und ganz viele natürlich Hochhausbauten für Versicherungen, Banken und so weiter.
Und wenn Sie mal so kurz drüber nachdenken, viele dieser Bauten sind heute im Stadtbild nicht mehr präsent oder in anderer veränderter Form. Ähm.
Der Henninger Turm natürlich in neuer Form wieder entstanden. Das Stadtbad Mitte überbaut ähm.

[26:37] Die UB steht auch zur Disposition, was damit geschieht.
Mittlerweile gesprengt und abgerissen und auch zwei weitere Bauprojekte, die im Geiste der sechziger entstanden sind, nämlich das technische Rathaus und der Anbau oder der Neubau des historischen Museums.
Sind ja heute nicht mehr existent, sie wurden in den sechziger Jahren geplant, in den siebziger Jahren realisiert.
Und auch hier zeigt sich die Bürgerbeteiligung bei architektonischen Fragen, nämlich die Freunde Frankfurts haben massiv Unterschriften gesammelt gegen den Bau des technischen Rathauses,
und äh des historischen Museums und das alles können sie in der Ausstellung nacherleben.

[27:12] Kommen wir nun zu einem großen Thema, nämlich dem Thema Flughafen, Startbahn West sehe ich hier.

[27:17] Genau, der Flughafen für Frankfurt ganz maßgeblich natürlich für alle im im steigenden Wirtschaftskonsum, für die ersten Urlaubsreisen, aber auch eben für für den Frachtverkehr.
Aber natürlich mehr Flugverkehr sorgt auch für mehr Belastung für alle umliegenden Gemeinden.
Und äh während die Frankfurter Politik durchaus für einen Flughafenausbau waren, waren die umliegenden Gemeinden, also Waldorf, Neuisenburg und Offenbach, also gerade die südlich gelegenen, natürlich dagegen. Und so,
schufen sich dort äh schon in den sechziger Jahren die ersten Bürgerinitiativen die überlegten.

[27:50] Wie man den Flughafenausbau mindern könnte und was an den Flugrouten geändert werden könnte, damit eben weniger Lärmbelastung vorliegt.
Heute präsente Diskussion um die Startbahn West nahm schon in den Sechzigern äh Fahrt auf, weil dort der erste Ausbauplan für den Flughafen beschlossen wurde, Verlängerung der Startbahn und eine weitere ähm Start und Landebahn und Verlängerung einer weiteren Startbahn.
Und ähm zunächst verlagerte sich aber die Diskussion an die Gerichte.
Der Bauplan immer von den Gerichten kassiert wurde ähm wegen Formfehlern, wegen Ausbaustufen und so weiter und ähm.
Der bürgerliche Prozess entsteht dann erst in den Siebzigerjahren gegen den den Ausbau. Während sich in den sechzigern maßgeblich die Gerichte mit diesen Baufragen befassen,
Nichtsdestotrotz ähm Initiativen, gerade mal Felden und Waldorf, um Pfarrer Uhse, erreichen,
dass man darüber nachdenkt, wie man denn die Bürger vor dem Fluglärm schützen kann. Das sind Dinge, die wir heute alle kennen, also Nachflugverbot, andere Start- und Landebahnen über unbebautes Gebiet, überhaupt Messung von Lärmpegeln.
Oder auch ähm.
Emissionsschutz und ähm oder ein Bürgertelefon, wo man anrufen kann, all das sind Errungenschaften, die in den Sechzigern diskutiert wurden und stellenweise auch schon realisiert wurden.

[29:10] Sehr gut. Ähm dann gibt es ja hier auch noch etwas, und zwar die boomende Wirtschaft und in Folge dessen.
Eine neue Gruppe von Menschen, die hier zuziehen und die damals noch Gastarbeiterinnen hießen.
Ja, genau, also den den sechziger Jahren boomte die Wirtschaft ähm auch in Frankfurt. Also das
Jahrzehnt des Wirtschaftswunders sind ja die Fünfzigerjahre im im Nachhinein, aber ähm die sechziger Jahre zeichneten sich ebenfalls durch ähm kontinuierliches Wirtschaftswachstum aus, wenn auch nicht mehr durch diese sehr, sehr hohen Zuwachsraten wieder nach dem Krieg direkt in den Fünfzigern. Aber es herrschte weiter Vollbeschäftigung. Das gesamte Jahrzehnt,
eigentlich bis ja zum Ölpreisschock dann Anfang der Siebziger als Deutschland, also die Bundesrepublik,
zum ersten Mal so was wie Arbeitslosigkeit dann wieder erlebt.
Ähm in den sechzigern war das äh so noch nicht vorstellbar. Ähm im Gegenteil, es fehlten Arbeitskräfte.

[30:07] Also ähm entschloss man sich ähm Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben,
begann schon in den Fünfzigern, Mitte der Fünfziger wurde dann der erste Anwerbevertrag mit Italien geschlossen. Folgerichtig war auch die erste größere Gruppe, die ähm in die Bundesrepublik kam und auch nach Frankfurt kam, waren Italiener und Italienerinnen,
so seit neunzehnhundertsechzig auch in größerer Zahl hier in der Stadt ansässig als Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen. Die wurden ähm nicht nur in der Industrie eingesetzt, also die großen Industrien ähm Unternehmen waren zum Beispiel die höchst AG hier in der Stadt.
Machten ähm Milliardenumsatz, zehn Milliarden Ende des Jahrzehnts der sechziger
Neckarmann als riesiger Versandhandel ähm vor Online-Handelzeiten ähm ähm
Booten alles an, was man praktisch verschicken konnte oder auch nicht verschicken konnte inklusive Fertighäusern in ihren Katalogen später. Ähm also nicht nur die hatten einen wahnsinnigen Arbeitskräftebedarf. Das zog sich durch. Also auch die Stadtverwaltung hat äh Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen beschäftigt. Pflege
Pflegenotstand war in den Sechzigern durchaus schon Stichwort. Ähm sie ähm es kamen die ersten Schwestern aus Korea.

[31:21] In Frankfurt an, in den sechziger Jahren, die dann ja auch äh geblieben sind, ähm in den Krankenhäusern hier gearbeitet haben, also ähm Dinge, die wir auch heute kennen
spielten damals ähm durchaus schon eine Rolle und ähm so ähm wurden eben diese Menschen aus dem Ausland gezielt angeworben und ähm Gastarbeiter genannt,
und bezeichnet, was ja impliziert, dass man davon ausging, ähm die kommen für ein paar Jahre, helfen hier aus, ähm.

[31:50] Gehen. Sie sind geblieben, weil es gab neunzehnhundertdreiundsiebzig einen Angabestopp und dann musste man sich auch mal Gedanken machen, was passiert mit Schulen, weil es kamen ja nicht nur junge Männer.
Auch jungen Frauen und damit blieben Familien mit Kindern, die alle heute Frankfurter sind. So ist es, also das ähm mit
Gastarbeit, ähm das war eine falsche Annahme, ähm die Menschen ähm sind gekommen, um auch zu bleiben und sie ähm,
es wurden ähm nicht nur Männer angeworben, es waren auch Frauen dabei, ein kleinerer Anteil, es waren überwiegend Männer, aber auch die Männer ähm haben natürlich den Wunsch gehabt, ähm hier nicht alleine zu leben, sondern ihre
Familien nachkommen zu lassen. Ähm und deswegen machen wir das Konzept nicht auf. Also wir zeigen in der Ausstellung, dass ähm die Unternehmen für ähm die Gastarbeiter und Gastverwaltungen.

[32:39] Lager gebaut haben, wo sie dann untergebracht waren in Mehrbettzimmern, nach Geschlechtern getrennt, ähm aber.
Weil sie nicht einzeln geblieben sind, sondern die Familien eben nachkommen. Ähm nachkommen, haben sie sich äh mussten sie sich hier dann auch auf dem Wohnungsmarkt umsehen,
auf dem damals schon sehr schwierigen Wohnungsmarkt, der für äh diese Menschen noch viel, viel schwieriger war
ähm sich dort äh Wohnungen mieten, waren dann auch ähm Vermietern ausgesetzt, die diese Notlage ausnutzten, sie ähm zu sehr hohen Mieten in sehr kleinen Räumen, zum Teil in Kellerräumen, mehrere Familien zusammen, zusammenpferchten.
Auch bewussten, um äh Wohnungen ähm zu entmieten.
Also im Westend gab es diese Bestrebungen dort gezielt an Gastarbeiter zu vermieten, ähm um diese Wohnung, um diese Häuser leer zu bekommen und dann äh die Häuser gegebenenfalls auch abreißen zu können und ähm neu bebauen zu können mit äh Büro,
Hochhäusern. Also das äh traf auch äh ja, also diese diese würde man das heute nennen, spielte auch durchaus damals schon eine Rolle. Und ähm
das war ein schwieriger Prozess, sich hier ähm praktisch ähm zu etablieren. Ähm es war auch ein schwieriger Prozess ähm der Integration.

[33:58] Weil das zunächst keine Konzepte gab dafür, dass auch Kinder kamen und ähm integriert werden, mussten in die Kindergärten und vor allen Dingen auch in die Schulen, also auch sprachlich integriert werden mussten,
Habe auch gelernt, dass es äh bis in die Siebzigerjahre oder sogar Anfang also Ende der siebziger Jahre Schulen gab, die nur in türkisch Unterricht.

[34:17] In der Hoffnung, die Leute würden wieder zurück in die Türkei gehen und dass man erst dann auf die Idee kam, äh nicht Bilingual, aber auch Deutsch zu unterrichten,
Ja, also Frankfurt hat
relativ früh, kann man sogar fast sagen, darauf reagiert ähm und hat auch Integrationskonzepte entwickelt. Ähm
Es gab dann neunzehnhundertzweiundsechzig das Zentrum Italiano, was für die italienischen Gastarbeiter eingerichtet wurde, es folgten dann andere Zentren, für alle anderen Gastarbeiter
und das wurde den Wohlfahrtsverbänden ähm ähm aufgetragen, sich um diese jeweiligen
zu kümmern und äh dort äh sollte dann auch ein Angebot, ein soziales Angebot, auch ein sprachliches Angebot gemacht werden, aber ähm was sie schon sagen, ähm der Schwerpunkt war tatsächlich, dass dort auch in der Landessprache, also auf italienischen Angebot äh,
die Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen gemacht wurde. Und es nicht so sehr darum ging, dass sie wirklich Deutsch lernten. Also weder die Erwachsenen, noch die Kinder. Und das hat in den Schulen gedauert, bis eben Anfang der Siebziger, bis man da ein System etabliert hat mit Sprach
kursen, Vorlaufkursen ähm für die Kinder und da kam dann auch schon der Anwerbe,
Ähm also das war relativ spät, aber die Stadt hat sich da durchaus ähm ja,
Gedanken gemacht und ähm hat das Problem natürlich gesehen und ähm sich da um die Integration zunehmend bemüht. Und ja, heute prägt es die Gesellschaft der Stadt äh ganz maßgeblich diese Zeit. Also.

[35:45] Eine sehr interessante Ausstellung insgesamt. Ich kann den Besuch nur dringend empfehlen, wenn man vielleicht noch ein paar äh Daten erfahren, wann bis von wann bis wann ist die Ausstellung hier ähm äh sichtbar und äh wie geht das unter Corona-Bedingungen?

[36:01] Doktor Hefner, Frau Doktor Matron, ich bedanke mich ganz herzlich und wir laden alle Hörer hier ein in dieser Ausstellung zu kommen. Redakteur im Studio war Torsten Sinne.